Neuer Versuch Hier noch mal mein Erfahrungsbericht nach dem Serverausfall Run2kill 25.-26.02.2011 Neuhof/Hildesheim 1.Vorbereitung Endlich war es soweit und der Termin (25.-26.02.2011) für den Lauf rund um Sibbesee war endlich gekommen. Es ging über 100 Meilen (160 km) über zwei Runden von jeweils 80 km. Die Strecke hatte ich letztes Jahr im November beim Kill50 kennen gelernt habe und nun nahm ich mir die doppelte Strecke vor. Meine Vorbereitung lief sehr gut und ich habe seit dem Kill circa 970 Trainingskilometer zurückgelegt und somit stetig weiter trainiert. Ich fühlte mich wohl und gut vorbereitet. Was sollte da wohl nur noch schief gehen. Im Vorfeld legte ich mir ein Ziel fest, dass ich bestimmt 24 Stunden oder mehr laufen werde. Das es am Ende weniger wurde hatte mich überrascht und war einfach nur geil. Nun musste ich erstmal mit der Bahn anreisen. Da ich am Vorabend hörte, dass ein Streik ansteht, stand ich extra um 06:30 Uhr auf und begann meine Fahrt. Ich behielt Recht und kam mit etwa 2 Stunden Verspätung beim Start gegen 15:00 Uhr an. Dort war herrliches Wetter und laut dem Veranstalter, Michael, waren die Wege fest und gefroren. Es waren also perfekte Bedingungen und die Temperaturen waren absolut angenehm. Was für ein toller Februar. Vor dem Lauf gab es lecker Nudeln, Pizza, Kuchen, Cola und so konnten sich die Kohlenhydratspeicher wieder füllen. Was für eine perfekte Organisation. Ein paar Gesichter kannte ich schon vom Kill und ich wurde immer nervöser (Ist alles drin im Rucksack?) und hoffentlich breche ich nicht ein. 2.1. Die erste Runde Um 19 Uhr ging es dann los und ich schloss mich gleich der Spitzengruppe an. Achim enteilte gleich und war auch nicht mehr einzuholen. Ich lief dann schließlich mit dem Michael und dem Mario nach Sibbesse in einem guten 10er Schnitt. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, ob ich dauerhaft an den Beiden dran bleiben konnte. Da ich aber im letzten Jahr mit den Beiden ins Ziel kam und wesentlich besser trainiert habe, traute ich mir deren Anfangstempo zu. Nach 25 km und 2,5 Stunden erreichten wir schließlich den zentralen Verpflegungspunkt in Sibbesse. Hier gab es Gummibären, Schokolade, Energy-Drinks, ISO-Drinks, Suppe, Würstchen und Riegel. Hier konnten die ersten verbrauchten Kalorien wieder aufgefüllt werden. Teilweise war um uns ein eisiger Wind, aber der Sternenhimmel entschädigte für alles. Echt eine tolle Versorgung, die ich in der nächsten Zeit mehr und mehr herbeisehnte. Nach etwa 10 Minuten begaben wir uns auf den zweiten Abschnitt, der ebenfalls 25 km lang ist. Auf diesem Teilstück wurden wir sogar von einem Gastläufer begleitet. Hier waren ein paar Trailwege und eine ziemlich hohe, 2 km lange Steigung (Wittenser Schlei), die nur im Gehen bewältigt werden konnte. Nach 2:52 Stunden und 1000 Höhenmetern waren wir schließlich wieder in Sibbesee und legten eine größere Pause von 22 Minuten ein. Wir hatten echt ein gutes Tempo und wir kamen gut voran. Nach der Verpflegung begaben wir uns wieder zu Dritt auf die letzten 30 km der ersten Runde. Hier gab es ein Kammweg, der sehr windig und eisig war. Hier bemerkten Michael und ich, dass Mario kürzer treten musste und wir liefen zu Zweit weiter. Der Kammweg war im Gegensatz zum Kill fest und gefroren und nicht matschig. Es waren einfach perfekte Bedingungen. Für den dritten Abschnitt benötigten wir schließlich 3:45 Stunden und wir kamen um 04:38 Uhr wieder in Neuhof an. Somit war ich schneller als beim Kill im letzten Jahr und das auf der ersten Runde. Zu diesem Zeitpunkt war Achim schon wieder 30 Minuten uneinholbar auf der Strecke. In Neuhaus pausierten wir schließlich 25 Minuten und gingen dann auf die zweite Runde. Bei unserer Abreise kam auch gerade Mario herein und er biss sich schließlich bis zum nächsten Nachmittag durch, ehe er auch wieder in den Tritt kam und den Lauf als Vierter beendete. Meine Beine fühlten sich noch erstaunlich frisch an und wir peilten für die zweite Runde eine Zeit von 12 Stunden an. 2.2. Die zweite Runde Nach 10:05 Stunden ging ich mit Michael auf die zweite Runde und nach etwa 15 km merkte ich, dass ich noch etwas schnell laufen konnte. Ich bedankte mich beim Michael für die gute Zusammenarbeit und wir gingen getrennte Wege. Michael steckte auch noch die Brocken-Challenge in den Knochen, welcher er sehr stark gelaufen ist. Schließlich erreichte ich gegen 08:00 Uhr nach dem tollen Sonnenaufgang wieder Sibbesee und brauchte für diesen Abschnitt somit 2:57 Stunden. Mittlerweile wurde es langsam warm und das Tageslicht war angenehm. Es ist was ganz anderes die Strecke im Tageslicht zu laufen. Jetzt sah man auch die Steigungen und die Höhen und das Panorama. Die Leuchtmarkierungen konnte man zwar nicht mehr erkennen, aber durch meine GPS-Uhr und die mittlerweile erlangte Streckenkenntnis war ein grobes Verlaufen nicht mehr möglich. Nach einer Pause von 19 Minuten ging ich wieder auf den zweiten Abschnitt und bei meinem Abrücken traf ich auch noch den Michael, der gerade zur Verpflegung kam. Meine Beine waren noch frisch und es waren ja nur noch 55 km. Für den nächsten Abschnitt brauchte ich dann 2:52 Stunden und hier lief ich sogar am Tafelberg eine zwei Kilometer extra Runde. Hier kam mir dann plötzlich der Michael entgegen. Da wurde mir klar, dass ich in die falsche Richtung laufe. Offenbar habe ich mich wohl kurz nicht an meiner Uhr orientiert und bin falsch abgebogen. Ich drehte sofort um und kam wieder auf den richtigen Weg. Da ich aber wusste, dass der Michael, den Tafelberg auch noch hoch musste, war ich noch beruhigt, dass er mich nicht mehr einholt. Eine besondere Herausforderung des Abschnitts war wieder die Schlei, die noch mal richtig wehtat. Kurz vor der Verpflegung merke ich langsam meine Beine und leichte Schmerzen drangen durch den Körper. Als ich Sibbesee das vierte Mal erreicht, machte ich schließlich 16 Minuten Pause und füllte meinen Zuckerspeicher wieder auf. Dort erwartete uns Sigi und Conny Bullig, welche sich für den Veranstalter um den Verpflegungspunkt kümmerten. So konnte er auch mal pennen. Echt Toll, dass ihr hierfür angereist seit. Hier traf ich auch noch Läufer, welche noch 55 km vor sich hatten. Ich fühlte mich zu diesem Punkt recht kaputt und sah offenbar auch so aus. Ich sagte mir aber, dass ich nur noch 30 km vor mir habe und dies nur noch hinter mich bringen muss. Augen zu und durch. Da ich Michael knapp hinter mir wusste, wollte ich den psychologischen Effekt nutzen und schnell wieder weiter. Dies gelang mir auch, denn schließlich sah er mich gerade noch beim Weiterlaufen. Hier fühlten sich meinen Beine an wie Blei und ich konnte nach etwa 5 Kilometern wieder traben. Jetzt fasste ich den Entschluss auch bei Schmerzen in den Beinen auf den flachen Anstiegen und Geraden zu traben und die steilen Anstiege zu gehen. Der Plan ging auf und ich konnte mich durchbeißen. Der Mp3.Player bei voller Lautstärke hat mich dann auch über die Strecke gepeitscht. Immer wieder kam mir der Gedanke, dass ich schon über 130 km hinter mir habe und ich immer noch traben konnte. Da hat sich meine Vorbereitung gelohnt. Da ich letztes Jahr in Frankreich bei einem 140 km Lauf regelrecht eingebrochen bin und die letzten 100 km gegangen bin, war mir meine Leistung langsam unheimlich. Meine verfügbare Kraft war aber einfach nur der Hammer und ein super Gefühl. Was kann ein Mensch nur leisten. Als es nur noch 2 Kilometer waren und ich auf die Uhr sah, dass ich die 21 Stunden noch knacken konnte, bekam ich plötzlich ein Kribbeln und Glücksgefühle im ganzen Körper. Mir wurde bewusst, du hast es gepackt, als Zweiter und in einer super Zeit. Dies motivierte mich schließlich so, dass ich sogar in Ziel sprinten konnte. Für den letzten Abschnitt brauchte ich schließlich 3:51 Stunden. So ein Gefühl kann man kaum beschreiben und ich habe Lust auf mehr. Zuletzt hatte ich so ein Gefühl, als ich meinen ersten Ironman gefinisht habe. Um 15:46 Uhr kam ich dann ins Ziel und war überglücklich. Nach einem Bier und einem netten Plausch mit einem Mitläufer, der leider wegen Fußproblemen aufgeben musste, ging ich unter die Dusche und in meinen Schlafsack. Nach 4 Stunden wachte ich vor Hunger wieder auf und aß zwei Teller Pasta/Reis. Schließlich habe ich auf der Strecke etwa 16.000 Kalorien verbraucht. Gegen 23:30 Uhr schlief ich dann wieder ein und am nächsten Tag gab es Frühstück und den gravierten Finisher-Knochen und ein Schnuffeltuch. Insgesamt kamen von den 21 Startern fast alle ins Ziel und hier auch meinen Glückwunsch an alle Finisher und Teilnehmer. Wer diese Distanz packt und auch versucht hat schon gewonnen. Die Heimfahrt mit dem Zug verlief schließlich problemlos ohne Streik und Verspätung. 3. Fazit Als Fazit kann ich meine Runden wie folgt auswerten: Bei der ersten Runde war ich 09:07 Stunden am Laufen und habe 0:58 Stunden pausiert. Bei der zweiten Runde war ich dann schließlich 10:06 Stunden unterwegs und ruhte 00:35 Stunden. Auf der zweiten Runde war ich sogar fast so schnell wie der Sieger. Aber die erste Runde hätte ich auch nicht schneller laufen können. Ohne die beiden anderen hätte ich mir die Kräfte wohl nie so gut eingeteilt. Jetzt erhole ich mich erstmal und lege die Beine hoch. Nochmals vielen Dank an Michael und Mario, ohne diese wäre ich wohl nie so schnell angegangen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit allen Mitläufern.