1. Vorgeschichte Etwa ein Jahr vor diesem Lauf begann ich ernsthaft mit dem Ultralaufen. Ich habe zwar in den Vorjahren bereits mehrfach den Supermarathon (72,3 km) am Rennsteig absolviert, aber ein richtiger Ultraläufer kämpft sich auch durch die Nacht und über schmale Trails. So quälte ich mich letzten November beim Trail du Nord in Frankreich in 30 Stunden über die 140 km. Vier Wochen später absolvierte ich den Kill50 in 09:59 Stunden als Vierter, knapp am Podium vorbei. Somit war ich vollkommen vom Ultravirus infiziert und wollte mehr. Drei Monate später starte ich beim run2kill (Strecke vom Kill50 mal zwei) und wurde in knapp unter 21 Stunden Zweiter. Drei Monate später toppte ich meine Bestzeit beim Rennsteig-Supermarathon und kam nach 06:51 h ins Ziel. Wiederum drei Monate danach ging ich meinen zweiten Hundertmeiler beim STUNT100 an. Hier konnte ich bis Kilometer 120 einen Schnitt von 10 km/h laufen, eh mich der Wolf ereilte und ich schließlich als Achter in knapp 25 Stunden das Ziel erreichte. Vor dem Kill50 kam ich dieses Jahr auf 3902 Laufkilometer (inklusiver Wettkämpfe) und hatte teilweise Trainingsumfänge von 134 Kilometer pro Woche. Mit diesem Training ging ich also in den diesjährigen KILL50 und wollte einfach mal sehen, für was mein Training gut war. Ein Pluspunkt zu den vorherigen Läufen war auch, dass ich jetzt die Runde schon dreimal gelaufen bin und mit zwei GPS-Geräten ein Verlaufen fast unmöglich gemacht hatte. 2. Der Wettkampf Am Samstagmorgen setze ich mich in den Zug und kam auch pünktlich in Hildesheim an. Dort kamen wir Läufer (etwa 40 Starter) wie immer in Genuss der wunderbaren Verpflegung (Nudeln, Kuchen im Überfluss). Nach dem Briefing um 17:00 Uhr ging es dann um 18:00 los und die Meute setzte sich in Bewegung. Am heutigen Abend herrschten herrliche Bedingungen. Es war trocken, kein Nebel und die Wege waren wegen des nicht vorhandenen Regens im Vorfeld nicht aufgeweicht, sodass es keine Schlammschlacht wie im Vorjahr gab. Diese Bedingung musste man einfach ausnutzten und dies dachte auch Michael Frenz. Wir beide setzten uns gleich am Anfang an sie Spitze und bei den leichten Begrab-Passagen zeigten unserer Laufuhren einen Wert von 16 km/h. Wahnsinn!!!!!!!! Nach fünf Kilometern konnte ich mich vom Michael leicht absetzten und war auch bald aus seinen Sichtfeld verschwunden. Jetzt dachte ich nur, dass ich Gas geben muss, damit ich nicht noch mal in seinem Blickfeld auftauche. So sah ich nur bei dem ersten Berg noch den Lichtkegel seiner Stirnlampe. Somit beschleunigte ich nochmals und als ich den Wald verlassen hatte, sah ich nur noch in einer weiten Entfernung eine Stirnlampe. Kurz danach war ich auch schon in Sibbesse beim ersten Verpflegungspunkt bei Kilometer 25 in 2:11 Stunden. Dieses Tempo hatte einen leicht wahnsinnigen Charakter. Da ich aber schon beim STUNT100 über 120 Kilometer einen 10 er Schnitt laufen konnte, dachte ich einfach, ich zieh das Ding durch. Nach nur zwei Minuten Pause ging es auch schon weiter auf die zweite Runde (25 km und 1000 Höhenmeter). Nach knapp 2,5 Stunden war ich dann wieder in Sibbesse. Hier kam ich entspannt an, da ich das Tempo leicht raus genommen hatte. Auf meiner Uhr standen nun bei Kilometer 50 auf 4:40 Stunden und der Streckenrekord aus dem Jahr 2009 bei 08:15 Stunden. Der Rekord war als drin. Weiterhin wurde mir gesagt, dass Michael nach 25 km nur 6 Minuten hinter mir war und ich nicht wusste, ob er aufgeholt hatte oder der Abstand gleich geblieben war, konnte ich auf den letzten 30 Kilometern nicht nachlassen. Nachdem ich mir die Hamsterbacken (Pause von etwa 4 Minuten) wieder voll gestopft hatte, ging es weiter. Immer im Hinterkopf der Rekord und der Verfolger mobilisiert ich die letzten Kräfte und trabte an Stellen, wo ich sonst wohl nur gegangen wäre. Dank der optimalen Bedingungen waren die Trails auch nicht aufgeweicht, sodass man hier wie im Flug vorankam. Gegen Ende gingen mir zwar etwas die Kräfte aus und so stolperte ich noch über einige Wurzel und fiel auch leicht aufs linke Schienbein. Ich stand aber auf und dachte einfach nur noch: „ Die letzten 12 km schaffst du auch noch“. So erreichte ich nach 07:50 Stunden überglücklich das Ziel und konnte mich zum neuen Streckenrekord beglückwünschen lassen. Michael kam dann eine halbe Stunde hinter mir in Ziel und war auch nur hauchdünn über der alten Bestmarke. Nach einem kurzen Plausch ging es dann unter die Dusche und dann in den Schafssack. Der Hunger weckte uns beide aber nach etwa 3 Stunden wieder auf, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Nach und nach trafen dann auch die restlichen Läufer ein. Für diese harte Strecke gaben auch nur vier Leute auf und bei der abschließenden Siegerehrung konnten sich alle Finisher als Sieger feiern lassen. Auch noch einen Dank an die Orga udn die Helfer 3. Fazit Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich überglücklich über meinen ersten Ultrasieg bin. Ich hatte im Vorfeld schon darauf spekuliert, aber sicher kann man da wohl nie sein. Der Streckenrekord kann ich wohl auf mein gesteigerten Training, die optimalen Bedingungen und mein mutiges Anfangstempo zurückführen. Wenn Michael nicht gewesen wäre, hatte ich wohl auch irgendwann nachgelassen und später in Ziel gekommen. Die Rolle als Gejagter gefällt mir langsam. Bei der Auswertung meiner Uhr konnte ich mein Gefühl während des Laufes bestätigen. Die ersten 25 km schnell, für den Abstand auf den Verfolger und die restlichen Kilometer habe ich es ordentlich nach Hause gebracht. Den Puls, welchen ich gelaufen bin, kann sicher nicht jeder laufen, bei ist es halt Gewohnheit. [attachment=0]Kill50 Marschtabelle.jpg[/attachment] Jetzt muss ich nur noch versuchen, dass ich das mein Tempo für die 100 Meiler etwas herunterschraube und konstanter auf der zweiten Hälfte bin. Das wird aber noch und ich bin ja noch jung.