(Unbekannter Author über Kalimantan :trage: Es war einmal ... ...ein unschuldiger, feuchtkalter Tag im Januar 2012, als ein nach Düsseldorf immigrierter ehemaliger Schönwetterläufer, nach einem durchschnittlichen 15km Trainingslauf im Internet auf erste Anzeichen eines Laufes namens "Tough Guy" stieß. Es gab ihn also wirklich, diesen schaurigen Knochenbrecher! Verrückte Bande, dachte er sich...aber nach einer kleinen Denkpause hoben sich die Brauen des Läufers, nein es war genauer gesagt die rechte Ecke über dem dazugehörigen Auge, und die Braue hob sich nach einem unbewusstem, subtil angedeutetem Kopfschütteln auch nur ein wenig, so als gäbe es das Mona-Lisa Lächeln auch für Augenbrauen. Zunächst war es zögerlich, doch dann erhob sie sich doch zaghaft ein wenig mehr, bis sich nach ein paar als kleine Ewigkeit empfundenen Minuten die Braue etwas mutiger über den sehnsüchtigen Blau des Auges erhoben hatte .... dies ist zwar nur ein unwichtig erscheinendes Detail, aber so steht es geschrieben. So begann eine unscheinbare Idee zu etwas realerem heranzuwachsen. Zunächst zögerlich, im Ansatz vielleicht ein wenig schüchtern und unbeholfen , öffnete sich in den folgenden Wochen in der nach einer neuen Herausforderung schmachtenden mittel-alt gewordenen Läuferseele, eine an Ambivalenz kaum zu übertreffende geheime Vorfreude heran; sollte er es schaffen mit gezieltem Quengeln und ausdauerndem Werben, seine angetraute von der Notwendigkeit des Betretens der Killing Fields in Good Old England zu überzeugen? Wird er Rückhalt erhalten für die quasi aus dem Nichts zu entwickelnde Vorbereitungslogistik und für das dann nicht mehr ausreichende monatliche Taschengeld für Cross-Schuhe, Shirts, Pflaster und jede Menge Motivations-Schokolade? Eine Zeitlang fühlte es sich so an wie mit dem kleinen Jungen, der voller Erwartung aber doch nur mit etwas Mühe das goldene Papier von dem Werthers Echte Bonbon bekam, bevor er das goldige Sahnebonbon lutschen durfte. Aber dann sollte sich die Überzeugungsarbeit lediglich als geringfügig problematisch einzustufen erweisen (Es scheint, als lieben Frauen "Tough Guys"). Viel größer wurde die Frage nach der nötigen Lust sich in kaltes Wasser zu stürzen, ohne dass die Motivation in den Adern gefriert, und den Hintern zum Rückmarsch bläst... Getestet wurde dies am Ufer des mit 2°C kühl-moderat temperiertem Vater Rhein, irgendwann Anfang Februar 2012, wobei sich der Autor dieses Artikels schämen muss, sich nicht an mehr Details erinnern zu können. (Möge Asche auf sein Haupt rieseln). Mit Schnappatmung aber Bravour wurde dieser erste Test des eher als Frostbeutels hervorgetanen Laufschnäubers bestanden. War da noch die Frage nach den generellen mentalen Fähigkeiten des Mannes im Tier. Würde er es auch schaffen kalt zu duschen bevor er sich endgültig dazu entschließt die elektronische Feldpost zur für den heldenhaften Ritt über die Nordsee in die Killing Fields Anmeldung zu schicken? - Oh Schreck, der Kaltdusch-Gott meinte es zunächst nicht sonderlich gut mit ihm, und so musste er wie ein Weichei erst einmal in der kalten Badewanne üben, bevor die Mentalität zum Manne reifen konnte und die Anmeldung auf Tour ging... "Scheisse ey", einmal angemeldet gab es keine unschändliche Rückzugsmöglichkeit für das Biest mehr. Schließlich darf das Männchen nicht versagen. Schon in der Grundschule hieß es "nur das erfolgreiche Männchen darf mit dem Weibchen...oh, ähem... Es wurde also ab jetzt nur noch kalt geduscht, weiterhin regelmäßig gelaufen, der Popo in den Rhein gesteckt und die nassen Klamotten zum Wässern des Dachbodens unbarmherzig an die Leine gehängt. Abgerundet wurde das Programm ab Ende März bis zum Start des TG am 27/01/2013 außerdem mit einer täglichen, ausgiebigen kalten Dusche. Schließlich wollte sich das Läuferego schon damals "tough" fühlen und das Weibchen beindrucken, was selbstverständlich vom schlauen Weibchen akzeptiert wurde. Leider war es noch eine gefühlte Ewigkeit bis zum Start im Januar, und der Frühling brachte außer Blüten, Bienchen und Sonnenschein auch wärmere Temperaturen, total un-tough. :-( Na, ja, dann kam der Caba-Kettenmarathon in Würzburg ganz gelegen, so dass sich der Laufkaltduschschnäuber ganz nett austoben durfte, es tat ihm gut und die Cabas waren super drauf! Also hat er sich ab jetzt über DocShorty an die coole Truppe gehängt, und schon fühlte er sich wie ein Laufkaltduschschnaubanaut. :-) Der Sommer verlief für das Biest im Manne anders als erwartet. Es wurde täglich an den TG gedacht, obwohl aufgrund von Hauskauf/-ausbau/-Daumennagelabschneid/- Umzug/- Geschäftsreisen/- Blödkram/ ... nicht mehr gelaufschnäubt wurde!! So vergingen die Jahreszeiten wie im Fluge, und der Sommer verblasste langsam, und unaufhaltsam verfärbten sich die Blätter des Walnußbaumes im goldgelben Garten des tapferen Laufkaltduschschnaubanauten bis sie aufgaben, und sich im Gras zum ersten und letzten Mal schlafen legten , während die morgendlichen Nebelschwaden bald nicht mehr von der schwächelnden Herbstsonne davon überzeugt werden konnten, sich gefälligst vom Acker zu machen. So wurde es nicht vor Mitte November des Jahres 2012 nach Jesus Christus, bevor das Training wiederbelebt werden konnte, langsam zunächst, als sei es nicht nur schwerer, trockener Rost, sondern zusätzlich Sand und anderes Geröll im Getriebe des Laufgestänges unseres Helden gewesen, der sich langsam vorstellte sich bei dem Gedanken an die Killing-Fields in die Hosen zu machen. Aber er durfte nicht vor seinem Weibchen, seinen Freunden und seiner Familie versagen, schließlich hatte er bereits mächtig die anfangs noch zurückhaltende Klappe kilometerweit aufgerissen was für ein geiler Hengst er doch sein würde...na, ja, nach dem Lauf natürlich, ...Knieschlotter. Weil sich das lokale "Nordkanal"-genannte Gewässer als unglaubliche und ehegefährdende Schlammsuppe erwies, wurde eine geschmeidige, grüne 320 Ltr. Regentonne gekauft, mit ebenfalls grünem Grundwasser gefüllt und jede negative Temperaturänderung dem staunenden Weibchen unter die Nase gerieben, während der sich immer tougher fühlende Guy bis zum Hals in der kalten Suppe saß. -Was für ein erbärmlicher Anblick...besonders für die erschrockenen Nachbarn. Leider mussten sich viele Unschuldige in den nächsten Wochen an diese Marotte gewöhnen, weil sich der wiedererstarkte jetzt Schlechtwetterkaltduschlaufschnaubanaut auch bei -2°C, teilweise oben ohne über Felder, durch jede Pfütze, lokale Wasser/Dreckslöcher schleppte, bis die Hände taub und die Füße weiss-blau waren... Jetzt fanden auch die Nachbarn und Freunde die Sache langsam tough und bekamen es mit der Angst zu tun...wat macht der für'n Scheiss verdammt, und wie heißt der Lauf, "Tough Guy"??? Oh, shit! Jede Herausforderung wurde angenommen...im Schwimmbad bei 1,5°CWasser ins gesperrte Aussenbecken und mehrmals tauchen und durchwaten? - Wurde gemacht. Für 2 Minuten in die zugefrorene Tonne bei -7°C Luft, und -2°C Wasser? -No problem. Nur mit Badehose im Schnee rollen? - Natürliche Notwendigkeit. Bei -0,5°C Luft und ca. 3°C im (gesperrtem!) Baggersee schwimmen und tauchen bis die Birne brennt und danach noch kalt duschen? - Alles schon gemacht, Schmerz ist Dein Meister... So wuchs die mentale Stärke sowie der eine oder andere bisher unbekannte Muskel, vor allem durch erschwert ausgeführte Liegestützen, Klimmzüge an der Treppe und sogar an den Händen vom Auswringen der nassen Klamotten trainiert. Bald schon fühlte er sich bereit für den Höllenritt auf Eis und Feuer, auch weil DocShorty an Tagen des Zweifels und der aufkeimenden Fragen stets mit Rat und Tat zur Seite stand und Mut machte... Der angehende Möchtegern-Toughguy machte sich dennoch langsam realistischere Gedanken, dass er evtl. trotz harten Trainings scheitern könnte. Vor allem die dunklen Rohre und die hohen Seilakrobatiken machten ihm langsam halblustige Gedanken, da er keinerlei Erfahrung mit dieser Art der Bespaßung hatte. Ausserdem hatte er Schwierigkeiten einen angemessenen Hügel für das Bergtraining zu finden. So musste eine ca. 7 Meter hohe Autobahnböschung herhalten, die dann 40 mal hoch- und runtergelaufen wurde, bevor es dann mit Crosscountry weiterging... würde es reichen um die stolze Brust über die Ziellinie zu schleppen? Es begann eine beinahe schon fatalistische Vorfreude auf die Grenzwertigkeit des Laufes. Mit anderen Worten: Das weltweite Marketing des Mr. Mouse begann dem Schlechtwetterlaufkaltduschschnaubanauten langsam in die vom Training ermüdeten Glieder zu fahren. Um dem Traingsverlauf eine weitere spannende Wende zu verpassen, ging es Mitte Dezember ins Baltikum auf Geschäftsreise, da waren es plötzlich nachts -12°C, und eine fette Erkältung stauchte das Training bis zum 2. Januar '13 auf ein Null-Maß zusammen. Was für ein Desaster! An diesem Punkt angekommen wollte er nur noch den Lauf abschließen, und dann das Scheiss-Tonnentauchkaltduschdunkelackerlaufen hinter sich lassen und lieber mit dem wohlverdienten Weibchen kuscheln... bis dahin waren es jedoch noch vier Wochen, also begann er wieder sich langsam aber wie gewohnt in das Training zu stürzen, ächz. Dann waren es nur noch zwei Wochen, die es durchzuhalten ging, aber ihm noch viel abverlangen sollten... ...denn es geschah das Unfassbare. An einem unscheinbaren Dienstag (dem 15 Januar 2013), genau zwölf Tage vor der Erlösung von den selbst auferlegten Trainingsschmerzen, stand Badminton auf dem Trainingsplan. Er wurde noch von schlaueren Personen, wie zum Beispiel seinem Bruder davor gewarnt sich mit dem Umknick-/Gelenk-/ und Muskelverletzungsgott anzulegen. Aber die Dramaturgie verlangte eine Steigerung und die Schlaumeierei der eigenen Unfehlbarkeit hatte noch keine Risse , und so wurde unser Möchtegernheld zu einem unmöglichen und völlig bekloppten Beckerhecht animiert, welches zu einem plötzlichen, beinahe schon orgiastischen Blitzschlag durch die rechte Wade führte. Das anschließende Humpeln in die Umkleidekabine ließ Böses erwarten, also hingen unserem "Bad-man" die ehemals so stolzen Flügel wie Wischlappen von den Schultern. - Und das Badminton-Match hätte er auch noch so gut wie verloren...was für eine Schmach! Nach zwölf Kilometern Schmerzen auf dem Fahrrad endlich zu Hause angekommen, tat sich unser Held plötzlich sehr Leid und ließ auch noch die Mundwinkel hängen . Was würde jetzt wohl sein treues Weibchen denken??? Er ist ein Versager, selbst rausgeschossen aus dem Rennen, alles zu spät, alles umsonst, kein Ende des Kältetrainings bis 2014...so ein Dampfhaufen. :-( Am nächsten Tag beim Orthopäden die Diagnose Muskelfaserriss mit 6x0,5cm langem inneren Bluterguss. Hätte schlimmer kommen können, aber war erst mal Zinkverband, Entzündungshemmer, Sport- und Tonnentauchverbot angesagt...sogar eine Krankmeldung wurde angeboten, aber natürlich nicht angenommen... Dies war das wahrscheinliche Ende des Abenteuers, aber das Weibchen und Freunde haben dem gestutzten Möchtegern die Flügel wieder gestützt, gut zugeredet und den Rücken frei gehalten. Also kam der Läufer wieder zu sich, hat ab Tag Zwei des Unfalls wieder vorsichtig angefangen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren und hat das Beinchen wenn immer es ging gekühlt, dann ab Tag drei Finalgon-Paste, Entzüngungshemmer, später Arnikapräparate, Magnesium und Trostschokolade, außerdem selbstverordnete Eiweißriegel und Powerbars. Kaltduschen, Liegestütze und Klimmzüge wieder aufgenommen...dann kam nach fünf Tagen die Besserung: vorsichtiges Gehen in Schonhaltung war größtenteils wieder ohne Schmerzen möglich. Das gelegentliche blitzartige durch die Wade schießen, hat jedoch die Gedanken ans Aufgeben immer wieder erwärmt, und ab einem bestimmten Zeitpunkt kam unserem verletzlichem Kaltduscher der teuflische Gedanke, dass er jetzt ja eigentlich die perfekte Ausrede hätte, gar nicht mitlaufen zu können. Der Tough Guy, diese verrückte Idee kam jetzt zum bitteren Ende; das Weichei im gefallenen "Tough Trottel" schaute vorbei und flüsterte ihm verlockend "Warmduschen" und "Vergiss den Scheiss" in die willigen Ohren. "HALT"! schrie plötzlich das "Killing-Field-Engelchen" schallend durch die müden, leeren Gehörgänge des demotivierten Läuferherzbesitzers. Es fuhr fort:"Don't you listen mate! NEVER GIVE UP, NEVER FUCKING SURRENDER...", und zur freundschaftlichen Unterstützung folgte noch schnell ein überzeugendes "...ASSHOLE"!! Diese bildhafte, wenn auch unblumige "Verbalerotik" hat unser tapferes kleines Schneiderlein dann doch überzeugt so lange weiter zu trainieren wie es eben geht, aber weiterhin ganz auf das Laufen zu verzichten. ... Als letzten Test vor der Abreise gab es dann noch ein letztes Tonnentauchen in vereister Tonne und anschließendes Schneerollen... Schmerz ist Dein Meister...wie tief und kalt ist der TG Vietcong Tunnel??...Yeah man, give it to me! So wurde dann der Flug nach Birming'am online am Vortag für den Freitag eingecheckt, nur um abends nach nervtötender Hotline Tortouren auf Samstag umzubuchen, weil sich die Airport Security gegen niedrige Löhne wehrte. Der angehende Tough Guy versteht und unterstützt den ehrenhaften Kampf David gegen Goliath - aber dann doch lieber nicht wenn er selbst betroffen ist. :-) Am Samstag am Schalter von Flybe wird, oh Wunder und um die Spannung weiter anzuheizen, der umgebuchte Flug nicht gefunden...erst nach einer gefühlten Ewigkeit wird über Vorgesetztenrückrufe usw., der verdiente Flug mit der Boardingcard bestätigt - nebenbei zwickte die Wade vom Stehen, waren dies etwa alles Zeichen nicht zu starten? Möchte etwa ein Schutzengel unseren Läufer vor Unheil bewahren - "Flieg nicht, Du könntest Dich schmutzig machen oder Dir einen Nasenflügel verbiegen!" Aber es gab kein Zurück mehr, und die Uhr zählte bereits die Stunden bis zum Start rückwärts (tick, tick...), und es soll keinen Rückzug geben. Zur Belohnung gab es dann für das ausgegebene Geld noch eine Zugabe von weiteren 2:45 Std. zur weiteren Erkundung des tollen Flughafens Düsseldorf, ein spannendes Erlebnis für die ganze Familie! Es wurde sich also weiterhin von höherer Stelle sichtlich Mühe gegeben, den Reisespaß weiter anzuheizen, was beim Publikum sichtlich gut ankam. Es gab natürlich dann doch keine Gutscheine von Flybe um die Wartezeit zu verweicheiern, so hatte man Glück, dass man seine eigenen Einzelkämpferkünste schon auf dem Flughafen überlebensnotwendig einsetzen konnten. Unser langsam aufgeregter Läufer gönnte sich von seinem Taschengeld einen Kakao, der so süß war, dass er sich sofort auf den Death Plunge freute, um die Geschmacksnerven einzufrieren...aber der Geschmack verblieb hartnäckig auf der raffiniert gezuckerten Zunge. Zum Glück hatte bereits die Begegnung der dritten Art mit der ersten Gruppe der CaBanauten stattgefunden, es wurde sich also gemeinsam und sehr unterhaltsam auf England gefreut. Es war beruhigend zu erfahren, dass unser Läufer nicht der einzige war, der sich gelegentlich mehr auf die Zeit nach dem Lauf freute. Unspektakulär ging es dann nach einer gefühlten Glücks-Ewigkeit mit dem Lufthobel nach Birming'am, um einen weiteren lustigen Haufen gleichgesinnter Cabanauten freudig zu begrüßen...es wurden sogleich Fahrgemeinschaften organisiert und der Motorkutschentransfer zu Mr. Mouse verlief reibungslos. Die Ankunft auf der Perton Farm war für unseren Wet Neck ein wenig, sagen wir mal enttäuschend: Das Heraustreten aus dem Auto in den Matsch des mittelenglischen Winters wurde mit einem leichten aber genüsslichen Zwicken in der Wade begrüßt...also doch aufgeben, lass es bleiben!! Dann wurden vor/während und nach der Anmeldung und "Pferdestalleinquartierung" Dehnübungen gemacht und die Wade auf Belastung getestet...es schien nun doch zu gehen. Echt herzerwärmend war die Antwort der Cabanauten auf den möglichen Ausfall: "Dann tragen wir Dich ins Ziel, wenn es sein muss" - einfach Gänsehaut und Danke für's Mutmachen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Also egal, starten und hinten mitlaufen, den Fußballen so wenig es geht belasten, Wade schonen, Fuß beim Laufen seitlich stellen, und die Wasserlöcher und Hindernisse mit Knie und Schienenbein verlassen, kein Springen, keine Abenteuer im Matsch, beim Abfedern erst den linken Fuß und dann den rechten hinterher... Vorfreude auf Rohre und Kriechen (keine Belastung der Waden), aber Bammel vor dem Hügel, ob er das schafft?? Die Nacht im Stall verlief unspektakulär, obwohl es auch für umsonst bessere Unterkünfte gibt! Die 12cm Stroh auf 2cm Stallmatsch im luftkurortverdächtig windigem Stall, gelegentliche Mistreste und das tropfende Dach, rundeten die nicht gefühlte Vorfreude auf die Nacht im Schlafsack ab. Der Opa des Läufers hatte damals im Krieg bei Leningrad gelernt und auf den Weg gegeben "melde Dich nie freiwillig" - was konnte er seine Finger auch nicht still halten als DocShorty ihn per Caba-Chat fragte. :-)) Na, ja, die Nacht verlief dann doch nicht so schlecht wie erwartet und erstunken ist auch niemand, obwohl die Schlafsäcke einiger Caba-Helden in der stürmischen Nacht durch die Stallwände nasswehten - was für ein Spaß für richtige Toughies. Das Wetter war in Mittelengland über längere Zeit herzlich frisch, nachts bis kurz vor dem Rennen minus -8°C, aber leider ist der Schnee in der Nacht auf Sonntag dann endgültig getaut, aber die Wasserflächen waren noch zugefroren mit dickem, geschmackvoll koloriertem Eis - es sah herrlich frisch aus, das Wasser war geschätzte -2°C, gefühlte -50°C. Die Luft war geschätzte 5-6°C max. bei zeitweise unangenehm strengem Wind, zeitweisem Regen und einem lustigem Hagelschauer, der so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel. Durch die Schneeschmelze und die große Menge an Regen, war alles extrem matschig. Alles in allem also schon eine nette Herausforderung, um all die angesparte Vorfreude zu verprassen. 15°C plus währen eine Enttäuschung gewesen!! Vor dem Start, echt "toughe" Frauen nur als Bunny verkleidet, oder Männer fast komplett nackt. Auch super cool die Cabanauten - na, ja, bis auf unseren Läufer, der hat sich einfach als Läufer verkleidet, unspektakulär...aber wie im wahren Leben. Endlich der Start, das Maß aller Dinge, all die Vorbereitung und Vorfreude scheinen sich im Läufer zu vereinen... und es läuft. Vorsichtig aber stetig bahnt er sich seinen Weg und ist so abgelenkt auf die selbst gesteckten Vorsichtsmaßnahmen wegen der Wade zu achten, dass er die Country Miles locker mitläuft und das Ziel ohne Verletzung ankommen, langsam realistisch erscheint. Dann ein unspektakulärer Überholvorgang von rechts, der jäh von einem knietiefen Schlagloch in einer harmlos aussehenden Pfütze recht unfreundlich gestoppt wurde! Erster reflexartiger Gedanke: Oha, besser der als ich... zweiter Gedanke, gut, dass der gute Herr nicht so schnell unterwegs war! Respekt macht sich breit, ist eben doch kein Kindergeburtstag hier! Dann der Hügel, es geht gefühlte 1000 mal da hoch, runter wird teilweise gerutscht, hochgeklettert, aber es läuft super. Ein Kommentar von hinten: "Ey Mann, warum bist Du noch so sauber?" Dies änderte sich jedoch schnell. Nach dem Hügel waren alle angenehm warm gelaufen und hatten sämtliche Gänge des Schaltgetriebes mal ausprobiert, inklusive Sperrdifferential für temporäres Allrad. Dann kam der erste Wassergraben, und es war erstaunlich wie langsam es hier zuging. Hatten einige der 4360 Mitläufer nicht begriffen, dass kaltes Wasser nur kurzzeitig und in Maßen genossen werden sollte? Na, ja, es war ja erst der Einsteiger-Babygraben. Dann ging es durch einen Wald mit einigen spaßigen Netzen zum Bücken und Laufen, echt nette Idee, aber unser Läufer will es jetzt wissen - wo sind die Scheiss Killing-Fields? Los her damit... Viele Klamotten, angefangen von Mützen über Handschuhe und sogar ganze Hosen lagen der Verdammnis preisgegeben am Wegesrand. Gab es die ersten Fahnenflüchtigen? Dann der Beginn des, worauf unser beginnender Tough Guy sich gefreut hat: Der Wassergraben-Slalom. Zugegeben, das Wasser kam ihm eisig vor, und nach ein paarmal rein und raus begann der Körper auf Killing Field Modus umzuschalten. Taube, eisige Füße? - Egal, das Härteste kommt noch, Kopf hoch. Beim Vorbeilaufen die ersten erstaunten Gesichter über das Gefühl kalter Füße und Beine. So ging es weiter durch Wasserbecken nachdem unter Netzen gekrochen wurde. Hierbei wurde sich das erste Mal bis zum Hals in die Plörre gelegt. Mr. Mouse hat eben sogar an unebene Untergründe und versteckt liegende Äste und Wurzeln gedacht. Rückwärtige Schadenfreude von zwei Damen wurde mit einem tapferen "I love it" entschärft. Super waren die hilfsbereiten Hände beim Herausklettern sehr rutschiger und steiler Hindernisse. Mann/Frau hilft sich eben beim Überleben! Unser Läufer denkt sich nach dem Rennen, dass er gerne sich noch öfter hätte zum Helfen umdrehen sollen. Na, ja, ein paar wurden von ihm den Berg hochgeschoben oder aus dem Morast gezogen... Das erste hohe Kletterhindernis wird überklettert, durch die Stromkabel durch, ohne eine gewischt zu kriegen, was für ein Glück, die Wade hält immer noch und genug Puste ist noch da. Es lief gut, und jetzt konzentrierten sich die Gedanken auf die kommenden Wasserspäße und wie er sich wohl warm hält. Also wurde jetzt das Tempo forciert und ab in den 100m Wassergraben. Sch....e kalt, aber doch ein Vergnügen, endlich wird sich zeigen, ob sich das Kältetraining bezahlt macht. Also schnell durch, eine ganz Reihe von zitternden Männern und Frauen überholt, die Beine und vor allem die Füße wurden jetzt langsam taub, aber es war keine Überraschung, alles schon im Training gehabt - es wird schon. Dann plötzlich eine Dreiergruppe, die genug hat und die Böschung hoch geht. Es geht aus dem Wasser raus, einen Matschweg lang, dann ein weitere Ausfall, ein Mann hat Krämpfe und wird am Wegesrand behandelt. Jetzt werden dem immer kälter werdendem Toughy die Sirenen der Sanies bewusst. Dieses Geräusch wird bis nach der Zieleinkunft nicht mehr verstummen, und viele MitstreiterInnen werden in Decken gehüllt behandelt. Es soll im Rennen über 5 Knochenbrüche gegeben haben, Abstürze beim Abseilen/Seilklettern und ein Mann wurde aus den Torture Chambers transportiert und mit dem Rettungshubschrauber weggeflogen. Über 700 Gleichgesinnte sind wohl im Ganzen während des Rennens ausgeschieden. Da hofft man, dass alles soweit wieder in Ordnung kommt. Jetzt verlieren sich die Erinnerungen an den genauen Ablauf einiger Hindernisse, aber es wurde immer kälter an den Händen und im Gesicht. Zum Glück haben Muddi und Eusebia ihr Melkfett mit dem Läufer geteilt, hat wohl geholfen! Danke noch mal! Dann endlich das Hindernis, worauf er sich am meisten gefreut hatte, der Schrecken des TG, die Herausforderung der Männer und Frauen, der heimliche Rächer der Enterbten, die Freude der Sportfotografen und der Hotspot der Sanitäter: Der Vietcong Tunnel mit der 4xTauchstelle. Endlich war er am Ziel seines Alptraumes, die Hölle wird über ihm zugehen, wie die Patsche auf die Fliegen... Er hat Glück, keiner drängelt vor, keine Schlange und der TG Marshall sagt "Go, go, go...". Jetzt kommt es drauf an. Muddi und Jimmy hatten ihm vorher den Tipp gegeben, in einem Stück durch zu tauchen. Also einmal tief Luft holen, dann in die erste Lücke zwischen den Stämmen, nur tasten, Luft halten, Augen geschlossen hatten, zwei, drei...vier und durch. Warten...wo ist der Schmerz an der Birne von der so viele berichten??? Kommt nicht...etwas Stolz macht sich breit, die Vorbereitung war gut! Nun wird sich (kurzzeitig) wie Supermann gefühlt, bis es auf dem sogleich folgenden Kletterhindernis plötzlich halb oben angekommen durch halb erfrorene Mitläufer, die wie Espenlaub schüttelnd frieren, zu einem Stau kommt. Und bevor er sich versah, bekam unser Toughtaucher die angestaute Kälte nun doch zu spüren, und ein kleines aber feines Mikroschütteln verwöhnte seinen Körper. Yep, jetzt ist er endgültig angekommen in den Killing Fields, ab jetzt heißt es Augen AUF und durch, aber flott. Da die Füße und jetzt auch die Hände, und mit Abstand die Finger total taub sind, ist die Scheisswade jetzt auch egal...also geht es an jetzt schneller zur Sache und es werden jetzt viele noch überholt. Es folgen weitere Hindernisse, Spaß gemacht aber wieder recht kalt war die Stacheldrahtkriechspur. Die, die er sich ausgesucht hat, hatte recht viel Wasser. Dann ein Fotograf, also V-Zeichen und Lächeln. Dann die Frage:"Warum hast Du gelächelt? Verrückt!" Sah wohl nicht cool genug aus, denn dieses Foto blieb bis heute spurlos verschollen. Langsam begann die Gesichtsmimik neben Händen und Füßen einzufrieren, die Lippe ging nicht mehr über die Vorderzähne...machte aber nichts, Zähne sind eh schief, und flirten wollte er auch nicht in den Drecksklamotten. Also hieß es weiterlaufen und die Kernkörpertemperatur warm halten. Gedanklich ein Horror, dann aber machbar war die Torture Chamber halb unter der Erde, unten voll kaltem Wasser und von oben Holzpflöcke an Seilen und Stromkabel. Da keine Lust auf die Erfahrung mit den Stromschlägen bestand, wurde sich einfach so tief in den Eiswassergraben gelegt, dass ohne Stromberührung das erste Hindernis genommen wurde. Beim Zweiten ging es erst etwas höher im Tunnel und dann wieder in einen tieferen Wassergraben, eingerahmt von Bohlen. Um ohne die Kabel zu berühren vorwärts dadurch zu kommen, hätte er vorwärts mit dem Kopf in der Wasser gemusst, also drehte er vorsichtig seine langen Beingräten nach vorne, wobei er gerade noch einen beginnen Krampf verhindern konnte! Dann ging es auf dem Hinterteil mit den Füßen voran ins Wasser, dann wieder heraus. Wieder ohne Kabelberührung, oh Mann, was für ein verdammtes Weichei! Aber egal, es geht gleich in die Betonrohre, war zwar recht eng, aber nicht tragisch. Draußen angekommen ging es mit tauben Gliedmaßen aber frohen Mutes weiter, schließlich ist man nicht nur freiwillig hier, sondern man hat auch für den ganzen Miste bezahlt, also alles mitmachen, yeah! 100-200 Meter weiter ertappte er sich plötzlich dabei, wie er sich beim Weiterlaufen wie King Kong auf die Brust schlug, um sich zu motivieren. Dann dachte er erst peinlich berührt: "Mensch ist das animalisch! Mmh, bin ich jetzt im Fernsehen?" So ist er den Rest der Runden weitergelaufen, ich glaub dann kam noch so ein Kletterseilgerüst, wo man über einen kleinen Teich hangeln musste. In ca. 4m Höhe ging es erst ein paar Meter über den Boden, bevor der Teich anfing... überraschenderweise stand er nun da und überlegte. Ein unvorstellbarer Vorgang für das eigene Ego! Schließlich war vor ihm eine kleine und zierlich gebaute Frau schon halb über dem See. Dann die Entscheidung, lieber nicht klettern und vom ungeduldigen Hintermann über dem Boden abgeschüttelt werden, also freiwillig Abseilen und ab durch den Eiswasserteich, macht eh mehr Spaß - endlich ohne den Vogel gezeigt zu bekommen Eisteiche durchqueren, cool! Ich glaube, dann ging es wieder weiter, Matsch, kleinere Hindernissen bla, bla, irgendwann dann wieder berghoch, unter einer Brücke durch, dann ein See. Also den anderen hinterher, einmal durch, dann am Seil hochziehen - plötzlich Finish... Finish...? Er war durcheinander. Dann hat er noch die nette Dame am "Empfang" gefragt, ob das alles sei, was diese fröhlich bejahte. Anstatt sich zu bedanken, murmelte er benommen: "Well, that was easy!" Ging zögernd an den Fotografen vorbei, machte eine Siegerpose und schlich nachdenklich und frierend in die Finisher Scheune. Blieb aber noch vor Ziellinie in der Halle stehen und zögerte. Irgendetwas fehlte doch... Da schoss es ihm voller Enttäuschung durch den Kopf! Er hatte den Death Plunge und ein Seilhindernis in der Nähe vom Vietcong Tunnel nicht gemacht, so eine Schande, wie konnte das passieren. Er dachte, so ist er kein ehrlicher Finisher, was kann er jetzt machen. Die Kälte war durch den Wiederanstieg des Adrenalins kurzzeitig wieder vergessen und er rannte wieder aus dem Ziel heraus, runter in die Killing Fields zum Vietcong Tunnel, zwischen den Zuschauern und Krankenwagen mit Blaulicht hindurch. Der Atem und die Peinlichkeit, nicht alles abgeschlossen zu haben, machte ihn ganz fuchsig... Unten angekommen, diskutierte er lispelnd, da die Lippen schon zu kalt waren, mit dem einem Aufpasser, dass er sein Rennen nicht gefinisht habe und den Death Plunge und das eine Klettern noch machen möchte, was jedoch schon geschlossen war. Trotz der Kälte wurde ihm kurzzeitig warm und brach innerlich zusammen...warum habe er, der Idiot die Hindernisse nicht gefunden und ist daran vorbei?? Er fragte einen anderen Marshall, der Boss vom ersten, der jedoch erklärte, diese Hindernisse seien bereits seit einiger Zeit aus Sicherheitsgründen geschlossen zu worden. Beruhigt, nichts verschusselt zu haben, aber enttäuscht nicht in den See springen zu dürfen, lief er die Anhöhe zurück hinaus, und hat aus Frust und um als Kompensation für den Death Plunge den Zielsee noch einmal komplett durchquert, die Matten runter wieder in den See und dann endgültig ins Ziel. Im Ziel angekommen, dann doch versöhnt und Stolz mit der Medaille um den Hals, sank der Adrenalinspiegel auf einen Durchschnittswert und der Körper antworte mit dem erwarteten und offensichtlichen groben Frieren. Das Zittern hat in dem Moment gar nicht mal gestört, aber dann hatte eine junge Frau "Mitleid" und hat den neuen Tough Guy in eine Plane gehüllt. Ok, dann jetzt aber raus aus den nassen Klamotten... man ist halt keine Superhero. Es ist schon erstaunlich wie viele Menschen es gibt, die so viel härter sind als man selbst, Hut ab!! Jetzt genau eine Woche später klingt die hart erkämpfte Erkältung langsam ab, die Kratzer am Schienenbein und am Oberschenkel sind halb verheilt. Vielen Dank an alle Cabanauten, es war mir eine große Freude mit Euch!! Hi Sobreaml, danke auch für den Link für den Fotografen, ich dachte schon, ich bekomme gar keine Fotos von mir in Aktion... :-) Schick mir einfach die Kosten für das Auto und den Treibstoff zu, dass kann ich mal ein paar Euros locker machen:-)) LG an Euch alle!!