Es ist vollbracht.... Da ich in diesem Jahr keine Langdistanz machen wollte, meldete ich mit kurzerhand im Winter noch für die "Mitteldistanz" beim Triathlon Alpe d´Huez an ohne wirklich zu ahnen, was mich hier erwartet.... Meine Vereinskameraden von Bayer Uerdingen machten mich auf den Wettkampf aufmerksam, da einige von Bayer dort starten wollten. Kurzerhand lies ich mich mit anmelden... Im März wählte ich dann auch ein Hotel mit All inclusive aus, das in der Nähe vom Schwimmstart liegt. Letzten Samstag gings dann los. Vom Hunsrück aus, wo wir unseren Hund abgaben, waren es noch knapp 800 km bis zu unserem Zielort Vaujauny, einem Bergort auf knapp über 1.200 Meter liegend. Wir kamen staufrei bis Grenoble und kurz nach der Abfahrt wartete ein kleiner Stau auf uns. Es war eine imposante Fahrt durch die französischen Hochalpen. Wir fuhren durch ein Tal nach oben, das von mehreren Gipfeln von über 3.000 Metern überragt wurde. Spätestens bei der Serpentinen - Auffahrt in unseren Zielort kam auf einmal der Respekt vor der Radstrecke bei mir hoch: " Was habe ich mir denn hier angetan?????° Unser Hotel wird von einem jungen belgischen Pärchen geführt, das uns sehr nett erklärte, dass wir keinen Balkon haben werden. Unser Mini - Zimmer liegt im Dachgeschoss und mir fiel erstmal die Kinnlatte nach unten, als ich die "Rumpelkammer" sah. Aber alles war sauber und wir wurden nach und nach immer mehr vom Essen überrascht (von dem ich das Schlimmste erwartet hatte). Unser Wirt machte auch speziell nur für mich am Dienstag abend Pasta und am Wettkampftag morgens eine Stunde eher Frühstück. Das fand ich klasse. Sonntags fuhr ich dann mit Udo relativ flach Rad und dann wollte ich noch ein paar Höhenmeter sammeln. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass die Übersetzung, die ich drauf hatte, nicht reichen würde diesen Wettkampf mit über 3.000 Höhenmetern bewältigen zu können. Udo musste mir also noch ein größeres Ritzel montieren. Der Start sollte Mittwoch morgen um 9:30 Uhr in der Trinkwassertalsperre "Lac du Verney" stattfinden. Der See hat auch im Sommer max. 16°C, wir hatten sogar das Vergnügen in besonders warmen 16.2°C zu schwimmen. Das Wasser ist glasklar und nur für den Triathlon ist das Schwimmen dort erlaubt. Wir hatten nur 5 Autominuten zum Schwimmstart und bekamen auch eine Parkplatz in der Nähe der Radwechselzone. 850 Teilnehmer waren gemeldet. Vor mir standen 2.2 km schwimmen - 115 km Radeln mit 3 Bergpässen und 22 km Laufen auf der Höhe von Alpe d´Huez (3 Runden). Das Wetter war super schön und auch früh morgens war es angenehm warm. Es sollte ein heisser Tag werden... Ziemlich spät kletterte ich in meinen Neoprenanzug, den ich aber erst kurz vor Start zumachen wollte. Die Badekappe zum drunterziehen riss ich mir schonmal gleich kaputt. Das fing ja schon gut an. Als ich den Neo kurz vor Start zumachen wollte ging das nicht. Ich habe von Udo den neuesten SPEEDO - Anzug bekommen und da muss man dran denken, den Reisverschluss schon einzuhaken bevor man die Pelle anzieht. So musste ich nochmal komplett raus aus dem Ding und es waren nur noch 6 Minuten bis zum Start..... Ich bekam Adrenalin wie sonst was und war mal wieder nur am rumschreien. Daniela und Sonja versuchten mir zu helfen. Zur Hilfe eilte dann noch ein Helfer vom Triathlon, der mich beruhigte und den Reisverschluss einfädelte. Ich also schnell rein in den Neo und vor lauter Aufregung merkte ich, glaube ich zumindest, nicht, wie kalt das Wasser eigentlich war. Ich stürzte mich kopfüber rein und alles war ok. Der Start war Horror. Es dauerte wieder eine Zeitlang bis sich das Getümmel aufgelöst hatte und ich in Ruhe meinen Rhythmus schwimmen konnte. Das Wasser war glasklar und man konnte sogar die Bergwelt, die das Gewässer umrahmt, genießen. Es waren 2 Runden zu schwimmen mit jeweils 4 bzw. 3 Wendebojen. An diesen kam es meist wieder zu ein wenig Gerangel aber das war ok. Nach 45 Minuten kletterte ich, dann doch leicht unterkühlt, aus dem Wasser. Es waren wohl einige, die die kalten Temperaturen nicht verkrafteten und hier schon den Wettkampf beenden mussten. Nach knapp 50 Minuten saß ich auf dem Rad. Die ersten 25 Kilometer gings leicht bergab, leider mit Gegenwind, bevor es dann in den sehr idylisch gelegenen und kaum bekannten ersten Pass reinging. Ich hatte mir nicht genau angesehen, wie lang die Pässe jeweils sind, nur Alpe d´Huez war mir mit 14 km Länge und 21 Kehren ein Begriff. Der erste Pass war 15 km lang und hatte knapp über 1.000 Höhenmeter. Ich ließ es ganz langsam angehen, war aber dennoch schnell im kleinsten Gang und wurde nur überholt. Meine Rückenschmerzen, die ich seit diesem Jahr auf diesem Rad habe, ließen auch nicht lange auf sich warten. Ich kam schnell in eine miese Stimmung und war mir gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt die Radstrecke schaffen würde. Im letzten Drittel des ersten Anstieges, der sich sehr gleichmässig raufschraubte und fast komplett im Schatten lag, kam auf einmal die Kraft zurück und ich begann zu überholen. Oben angekommen war ich dann doch ganz guter Dinge, obwohl mein Zeitmess - Chip beim Überfahren der Matte nicht piepte und ich nochmal zurückfuhr und bei der Verpflegung nicht mitbekam, dass es ca. 200 m weiter eine weitere gab, an der man den Teilnehmern Essen und Trinken anreichte. Ich musste mir alles selber nehmen. Nun ja, auch nicht schlimm. Die Abfahrt war im ersten Teil rasant und danach moderat und machte richtig Spass. Wir fuhren durch ein schönes Tal immer weiter nach unten. Der zweite Anstieg war der angenehmste. Irgendwie hatte ich im Kopf, dass in diesem zweiten Pass eine furchtbare Rampe sei und ich war immer vorsichtig, wo die denn nur beginnen würde. Aber die Straße schraubte sich mit einer für mich angenehmen Steigung nach oben, lag aber auch komplett in der Sonne. Ich überholte nun mehr, als das ich überholt wurde. Das tat meiner Seele gut und ich war sehr optimistisch das Rennen zu beenden. Die letzten 4 km vom zweiten Anstieg waren die steilsten aber eine Rampe war das nicht.... Die Abfahrt war wieder super schön und auch dort konnte ich wieder einige Plätze gutmachen. Es ging dann noch ca. 3 km leicht bergab bis dann der Berg der Berge auf uns wartete. Mittlerweile war es dann auch schon halb zwei durch und der Planet brannte erbarmungslos auf dem Asphalt. Schatten gab es überhaupt keinen. Nach etwas über 4 Stunden Wettkampfzeit und 100 km auf dem Rad ging es dann auf den legendären Tour de France Alpenpass der Alpe d´Huez, der diesem Triathlon den Namen gab. 14 km mit bis zu 10% Steigung und 21 Kehren lagen vor mir. Wir kraxelten von knapp über 700 auf 1.850 Meter hinauf. Die ersten und die letzten 4 Kehren sind die steilsten. Mein Tacho pendelte sich zwischen 6 und 9 Stundenkilometer ein. Zweistellig wurde es leider nicht mehr.... Sehr überrascht war ich, dass unsere holländische Familie, die bei uns im Hotel mit am Tisch sitzt, auf einmal auftauchte und mich frenetisch anfeuerte. Sie warteten an mehreren Kehren auf mich und bejubelten mich. Das gab mir wirklich viel Kraft. In der zweiten Kehre überholte ich meinen Vereinskameraden Nedim, der wohl große Probleme hatte und später auch das Rennen aufgeben musste. Die erste Hälfte dachte ich auch öfters daran, dass man ja mal anhalten könnte, aber ich tat es nicht. Die schöne Aussicht konnte ich leider nicht genießen, da ich mich voll und ganz auf die Strecke konzentrierte. In der zweitletzten Kehre stand dann Udo und der Rest von Bayer Uerdingen, die nicht am Start waren und feuerten mich lauthals an. Auch das tat wirklich super gut. Nach knapp 6 Stunden Fahrzeit war ich dann am Ziel und konnte den letzten Teil des Wettkampfs antreten. Als ich mit dem Rad einfuhr, lief die Drittschnellste Frau gerade ins Ziel! Die Laufstrecke sollte angeblich "relativ" flach sein und teilweise unbefestigt. Also, die einzige flache Stelle, die ich fand, war der Rasenplatz, auf dem die Wechselzone aufgebaut war und den man auch durchlaufen musste (also ca. 800 m der Laufstrecke). Der Rest war nur rauf und runter. Ich schwor mir, dass ich alles durchlaufen würde und wenn es auch noch so langsam sei. Nur an den Verpflegungsstationen blieb ich kurz stehen um gut trinken zu können. Das Konzept ging gut auf. Ich konnte berghoch jede Menge gehende Teilnehmer überholen. Die meisten, die mit mir auf der Strecke waren, hatten sich entschieden berghoch zu gehen und bergab zu laufen. Aber selbst wenn man ganz langsam läuft ist mann immer noch schneller, als wenn man geht. Von daher konnte ich wohl wieder einige Plätze beim Laufen gutmachen. Meine im Vorfeld geschätzte Zeit zwischen 8 und 9 Stunden konnte ich nicht ganz wahrmachen. Nach 9 Stunden und 2 Minuten lief ich als Vierte in meiner Altersklasse (von 12) überglücklich ins Ziel. (Im Gesamtklassement war ich 300.te von 564, die ins Ziel gekommen sind - anscheinend haben knapp 300 Teilnehmer das Rennen vorzeitig beendet!) Im Ziel verbrachte ich 1.5 Stunden, trank und aß ein bißchen was. Es gab leckere Nudeln mit Sauce aber leider kein alkoholfreies Bier. Ich traf noch auf Kai aus diesem wundervollen Forum hier und wir quatschten die ganze Zeit und warteten auf unsere Teamkollegen. Sonja hat beim Laufen aufgegeben, weil sie so furchtbare Rückenschmerzen hatte und Daniela kam knapp 1.5 Stunden nach mir ins Ziel. Wir beide sagten unisono:"Nie mehr wieder!" Steffi war ja auch am Start. Es war ihr erster Triathlon und dann hat sie sich so ne Nummer ausgesucht. Ich glaube, sie hat es nicht geschafft, vor dem Zielschluss die Laufstrecke hinter sich gebracht zu haben. So wie ich sie kenne, ist sie aber wahrscheinlich trotzdem weitergelaufen. Fazit: Ironman ist echt ein Kinderspiel dagegen! Das schreit doch nach einer CABA - Aktion für nächstes Jahr, oder????????????????????? http://www.alpetriathlon.com/2012/AN/lo ... stance.htm