Run2Kill 2012 24.02.2012 bis 26.02.2012 Neuhof/Hildesheim 100 Meilen- 160 km 1. Vorbereitung Im Vorfeld hatte ich dieses Jahr 822 Laufkilometer absolviert, welche ich zu diesem Zeitpunkt noch nie in den Beinen hatte. Dazu kamen noch die Kilometer aus den Vorjahren, wo ich durchgängig etwa 100 Kilometer pro Woche trainieren konnte. Da ich letztes Jahr im November auch meinen ersten Ultrasieg beim Kill50 einfahren konnte, traute ich mir dieses Jahr einen mutigen Lauf zu und wollte attackieren. Schließlich wusste ich, dass der Streckenrekord knapp unter 20 Stunden lag und bei meiner Siegerzeit beim Kill50 (7:50 Stunden über 80 km) war der auf alle Fälle drin. 2. Anfahrt Da ich im Vorfeld eine günstige Fahrkarte mit der Bahn verpennt hatte, musste ich dieses Mal auf das Auto zurückgreifen, was nicht so optimal wie eine entspannende Zugfahrt ist. Am Vorabend packte ich meine Sachen und merkte wie ich weiche Knie bekam. Ich war nervös und ich bekam immer mehr Respekt vor dieser Distanz. Ich habe sie zwar schon zweimal erfolgreich absolviert, jedoch verliert man nie die Angst vor einem Einbruch. Somit fuhr ich am Freitag gegen 09:00 Uhr los und war nach fünf Stunden endlos langweiliger Autobahnfahrt in Hildesheim/Neuhof. Zum Glück war kein Stau und ich hatte mich nicht verfahren. Dort konnte ich wie immer die gute Verpflegung (Nudeln/Kuchen/Kaffee) genießen und langsam trudelten auch die anderen Starter ein. Noch ein paar kurze Gespräche und das Vorbereiten des Schlafplatzes in der Turnhalle war auch schon ruckzuck das Briefing durch den Veranstalter Michael N. da. Dieses Jahr gab es minimale Streckenänderungen und der Verpflegungspunkt wurde verlegt. Im Großen und Ganzen kannte ich aber die Strecke und durch mein GPS war ein Verlaufen fast unmöglich geworden. So konnte ich mich getrost auf meine Orientierung im Hildesheimer Wald verlassen. Insgesamt waren die Bedingungen nicht so optimal wie im Vorjahr. Laut der Aussage von Thomas E. war die oberste Schicht aufgeweicht und der untere Teil noch gefroren. Somit konnte das Wasser nicht abfließen und es sollte entsprechend rutschig sein. Weiterhin nieselte es leicht zu Beginn wir konnten uns auf eine Schlammschlacht gefasst machen. Ich war gespannt wie es sich auf meine Lauferei auswirkte. Da ich aber in der letzten Zeit schon bei diesen Bedingungen trainiert hatte, war mir nicht ganz so mulmig. Eine Schlammschlacht wie bei KILL50 2010 wollte ich allerdings nicht. 3. Der Lauf Um 18:00 Uhr wurde es dann allmählich dunkel und der Start rückte immer näher. Somit begaben sich die verrückte Meute con circa 25 Läufern setze sich in Bewegung. Sofort begab ich mich an die Spitze und die ersten 50 Meter waren wir auch noch zu Dritt. Dannach ließen sich meine Begleiter zurückfallen und ich hatte die Wahl entweder das Gleiche zu tun oder meinen Stiefel/Temp durchzuziehen. Ich entschied mich für die zweite Alternative und konnte mich dann auch gleich einige Meter absetzen. Die ersten 10 Kilometer blickte ich mich noch um, doch ich sah nur noch bei der beginnenden Dunkelheit einige Stirnlampen, die aber auch immer seltener wurden. Auf dem ersten Berg angekommen betrat ich dann eine riesige Nebelwand, wo man nur etwa einen Meter mit reduzierter Stirnlampenleistung vor sich sehen konnte. Trotzdem war ich noch ziemlich schnell und konnte mich immer mehr absetzten. So zeigte meine Uhr für die ersten 10 Kilometer 54 Minuten und ich war leicht geschockt. Ist das zu schnell oder soll ich etwas reduzieren. Ich entschloss mich schließlich für den Mittelweg und pendelte mich bis ca. Kilometer 60 auf einen Kilometerschnitt von 10 km/h ein. So passierte ich die erste Änderung der Strecke problemlos und lief zum Erstaunen der Helfer an der Verpflegungsstelle (Kilometer 25) schon nach etwa 2,5 Stunden ein. Nach einer kurzen Pause von ein paar Minuten stürzte ich mich auch schon in den zweiten Abschnitt. Auf der ersten Anhöhe nach dem Verpflegungspunkt sah dann einige entfernte Stirnlampen, welche sich gerade dem VP näherten, und gab noch mal richtig Stoff. Ich ging anschließend nur auf den harten Anstiegen und legte sonst einen flotten Laufschritt in den Trail, um meine Verfolger auf Abstand zu halten. Entgegen meiner Erwartung war es auch nicht so schlammig und rutschig, sodass man auch ohne Probleme schnell rennen konnte. Trotzdem unterlief mir noch eine Schrecksekunde. Bei Kilometer 40 rutschte ich plötzlich unerwartet aus, fiel auf das Knie und verdrehte es leicht. Glücklicherweise war es nur eine leichte Verdrehung. Ich konnte gleich wieder aufstehen und weiter laufen. Schließlich absolvierte ich die berühmte Schleie (Anstieg laut Steigungsmesser 17 Prozent) und dann noch einen leichten Anstieg und kam nach ca. 5 Stunden, 23:00 Uhr, wieder zur Verpflegung (Kilometer 50). Hier angekommen nötigte ich Michael N. gleich wieder zur Rückkehr zum Startbereich. Ich hatte seinen Zeitplan wohl gehörig durcheinander gebracht, da er erst um 04:00 Uhr mit meiner Rückkehr gerechnet hatte. Nach wieder einer kurzen Pause begab ich mich auf den dritten Abschnitt und dort begegnete mir Dietmar B. mit seinem Guide, welcher noch bei Kilometer 20 war. Bei Kilometer 60 nahm ich dann mein Tempo leicht raus und kam nach 8,5 Stunden (Samstag, 02:30 Uhr) im Startbereich an und wurde schon von Michael N. erwartet. Dort sagte er mir, dass meine Verfolger bei Kilometer 50 nur 45 Minuten hinter mir waren und auf einen Einbruch bei mir lauerten. Dies motivierte mich nochmals und ich hielt die Pause wiederum sehr kurz und begann die zweite Runde. Ich fühlte mich noch gut und war frohen Mutes. Da es immer noch Dunkel war, hatte ich noch den Vorteil der Leuchtmarkierungen und das Verlaufrisiko trotz schwindender Kraftreserven inklusive Konzentrationsschwächen wurde gemindert. Trotzdem nahm ich auf dem ersten Abschnitt eine falsche Abzweigung und konnte mich Dank des GPS aber wieder auf die Strecke finden. Auf einen Single-Trail angekommen kreuzten dann plötzlich mehrere Leuchtpunkte meinen Weg (Vier erhöhte und ca. 8 tiefer liegende Reflektoren) und ich verlangsamte meinen Schritt. Mit einer Wildschweinrotte wollte ich mich nicht anlegen. Die hatten zum Glück auch nicht den Gedanken und verschwanden in die Weiten des Waldes. Da hatte ich wohl noch mal Schwein (Saarländisch Wutz) gehabt und war grad noch mit dem Leben davon gekommen. Nach 11:30 Stunden, 05:30 Uhr war ich dann zum dritten Mal am VP angekommen. Ich hatte also für den ersten Abschnitt der zweiten Runde 3 Stunden gebraucht und mein Schnitt war noch in Ordnung. Am VP erwartete mich wieder Mario R. , welcher mich letztes Jahr auf der gleichen Strecke eine Runde begleitet hatte. Dort erkundigte ich mich wiederum nach den Rückstand meiner Verfolger. Hier konnte er mir auch sagen, dass sich der Abstand wohl vergrößert hatte und Georg K. und Michael F. immer noch zusammen laufen. Nach einen halbdurchgezogenen Tee und dem Vollstopfen des Mundes mit allerlei Kram bin ich auch schon weiter meiner Wege gezogen. Unglaublich aber wahr konnte ich die folgenden 25 Kilometer noch in 2,5 Stunden absolvieren, da sich meine Beine noch locker anfühlten, ich noch etwas Gas geben konnte. Jetzt wollte ich mir den Sieg und den Streckenrekord nicht mehr nehmen lassen. Mittlerweile war es hell und die Kälte während der Nacht war verschwunden. Nach 14 Stunden, um 08:00 Uhr, erreichte ich dann zum letzten Mal den VP und hatte nun 130 Kilometer in den Beinen. Schon beim Anlauf an den VP merkte ich, wie sich meine Beine langsam bemerkbar machen. Am VP versorgte mich Mario R. wieder liebevoll und sagte zudem, dass meine Verfolger noch gar nicht dabei sind, was mich sehr überraschte. Entweder hatte ich so das Tempo angezogen, oder meine Verfolger hatten die Jagd auf mich aufgeben und sicherten sich das Podium. Schließlich nahm ich noch ein paar Gels und Riegel auf und beim Verlassen erschienen gerade meine Verfolger. Ich hatte also 25 Kilometer Vorsprung, noch genug Luft für den Streckrekord und konnte beruhigt auf den letzten Streckenabschnitt gehen. Trotz der Stärkung war eine Schwächung meiner Beine nicht wegdenkbar und meine leicht aufgequollenen Füße stachen bei jedem Schritt. Nach dem VP ging ich zunächst ein größeres Stück. Dies wurde mir aber irgendwann zu zäh und ich beschloss auf die Zähne zu beißen. Schließlich dauerte der Spuk ja nur noch etwa 30 Kilometer und dann ist Ausruhen angesagt. Mehr als längere Trababschnitte waren jedoch nicht mehr möglich, aber mein Tempo war noch im Normalbereich (ca. 8 km/h). Nach 137 Kilometer versagte dann der Akku meiner ersten GPS-Uhr und der meine zweite Uhr kam zum Einsatz. Die darauf folgenden Anstiege wirken endlos und quälend doch das Ziel war in Reichweite. Schließlich überrundete ich noch Dietmar B. und seinen Guide (Thomas H.), nahm dann kurz den falschen Abzweig und kehrte dann aber wieder auf den richtigen Weg zurück. Kurz vor dem Ziel kam mir sogar eine Gruppe von Wanderern entgegen und sahen mein gequältes Gesicht. Ich dachte hier nur: Endspurt, es ist nicht mehr lange. Nach einer Laufzeit von 18:21 Stunden, um 12:21 Uhr, erreichte ich mit dem neuen Streckenrekord überglücklich das Ziel. Nach meinem ersten Finish im letzten Jahr war es wieder ein Gefühl und ich hatte Tränen in den Augen. Mein gesamtes Training hatte sich gelohnt und diesmal war mir kein Wolf dazwischen gekommen. Nach einem kurzen Sitzen im Ziel, machte ich mich unter der Dusche frisch und konnte mich dann endlich entspannen. 4. Fazit Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Bedingungen zwar nicht so toll waren wie im Vorjahr, aber bei weitem nicht so schlecht wie erwartet. Die Trails waren mit ein wenig Sorgsamkeit laufbar und somit konnte ich auch einen flotten Schritt durchlaufen. Mein Wille und mein Training haben diese Leistung zu Stande gebracht. Ich hatte den inneren Schweinhund wiederum besiegt. Hier kann man nur sagen wie bei einem berühmten Zitat des Rennsteiges sagen: „ Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.“ Nach und nach kamen auch die anderen Läufer ins Ziel und hatten ebenfalls die 100 Meilen gemeistert. Leider mussten auch etwa 10 Läufer wegen Verletzungen oder Unterkühlungen aufgeben, wovor ich auch den höchsten Respekt zolle. Wenn es nicht mehr geht sollte man auch auf seinen Körper hören. Auch die Starter über eine Runde kamen allmählich ins Ziel und waren ebenfalls überglücklich. Im Ziel konnte sich jeder als Sieger fühlen, da nur das Antreten einen riesigen Mut erfordert und unheimlich viel Disziplin. Es war einfach ein Rundrum gelungenes Wochenende und vielen Dank an die Helfer um den Veranstalter Michael N. Ohne meine Verfolger hätte ich wohl auch schon früher das Tempo reduziert und niemals bei dieser Zeit angekommen. Ich muss wohl immer der Gejagte sein, um Topleistungen zu vollbringen. Auch meine Unterwäsche von X-Bionic hat wohl zu einem Laufen ohne Wolf und Kräftereserven geführt. Das ist einfach ein geiles Zeug. Nun war es endlich soweit, dass ich meinen ersten 100 Meiler gewonnen hatte. Mein Training werde ich wohl beibehalten. Da ich im Jahr bewusst nur ein paar Wettkämpfe und nur ein dosierten Training absolviere, werde ich mich jetzt auch noch nicht verheizen. Dafür dass ich erst vor zwei Jahren ernsthaft mit dem Ultras angefangen habe, bin ich ziemlich von mir überrascht. Mal sehen wie es sich in den Folgejahren entwickelt. 5. Auswertung des GPS Weiterhin habe ich meine GPS-Uhren ausgewertet und es in einer kleinen Tabelle zusammengefasst. Hier ist wie bei meinen vorherigen Läufen zu erkennen, dass mein Durchschnittspuls immer mehr in den Keller ging, aber meine Geschwindigkeit konnte ich immer relativ hoch halten. Dies ist ein großer Unterschied zu dem Stunt100. Hier ging parallel auch die Geschwindigkeit radikal nach unten und ich war kurz vorm Kollaps. Ich hatte mich auch nicht extrem verlaufen. Bezüglich der Gesamtzeit fehlen mir etwa 4 Minuten, da ich meine GPS-Uhr welchen musste. [attachment=0]Marschtabelle.jpg[/attachment] In der Tabelle ist sogar zu erkennen, dass ich mich nach einem Tiefpunkt bei Kilometer 100 bis 110 Kilometer meine Geschwindigkeit sogar konstant halten konnte. Trotzdem sehe ich noch Verbesserungsbedarf auf den letzten Metern, wofür ich die nächsten Jahre noch ein paar Erfahrungen und Training benötige. Ohne Ziele wäre das Leben ja sinnlos. Ich glaube ich schließe jetzt diesen Bericht, da ich jetzt zum Schreiben keine Lust mehr habe. GPS-Daten zu meinen Lauf (Siehe Links unten) Teil 1 <http://connect.garmin.com/activity/153115206>Teil 2 <http://connect.garmin.com/activity/153132671>