Erfahrungsbericht zum Kill50 17-18.11.2012 1. Vorbereitung Nun stand dieses Jahr wieder der Kill50 an. Mein dritter Start auf dieser Strecke. 2010 konnte ich als Vierter mit 9:59 Stunden bei sehr matschigen Bedingungen noch die 10-Stunden-Marke knacken und 2011 bei wesentlich besseren Bedingungen mit 7:50 Stunden bei meinem ersten Ultrasieg einen neuen Streckenrekord aufstellen. Dieses Jahr waren die Bedingungen (Trockene Wege, kein Regen, ca. 3 Grad Außentemperatur) sehr zum Bedauern des Veranstalters, Michael Neumann, noch besser. Weiterhin wurde die Kill-Strecke zum Vorjahr leicht geändert, welche ich vom diesjährigen run2Kill schon kannte. An der Schwierigkeit und der Anzahl der Höhenmeter soll es sich aber nicht wesentlich verändert haben. Ein neuer Rekord war möglich. Im Vorfeld war ich auch gut trainiert und konnte meine Laufkilometeranzahl für dieses Jahr auf 4349 steigern und das trotz zweier Verletzungspausen. Ich war beruhigt und das trotz leicht gereizter Sehnen. Da mussten die Zwei aber durch. So reiste ich am Samstag mit dem PKW nach einer endlosen Autofahrt von 6 Stunden an und meine Beine fühlten sich nach dieser Tortur schon etwas seltsam an. Beim Betreten der Hütte roch ich jedoch schon die Kürbisssuppe, Nudeln, Kuchen und alles andere Leckere. Nach einer herzlichen Begrüßung konnte ich mich stärken und gedanklich auf den Lauf vorbereiten. Schon hier wurde mir gesagt, dass Georg Kunzfeld mit mir bis zum ersten Verpflegungspunkt rennen will. Ab da wusste ich, dass es ein knüppelharter Lauf wird und glücklicherweise kein Sololauf wie beim Kill50 2011 und run2kill 2012. Später reiste auch Georg an und bestätige die Angaben. Die Vorfreude wuchs während ich mein Schlafgemach in der kleinen Turnhalle vorbereitete. Dass ich dort nicht sehr viel nächtigte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 2. Der Start bis zum ersten Verpflegungspunkt So kam der Start immer näher. Nach dem Briefing um 16:00 Uhr und den letzten Vorbereitungen (Einkremen, Zweimal ein großes Geschäft) begab sich die Meute von etwa 50 Läufern an die Startlinie und pünktlich um 17:00 Uhr bei angehender Dunkelheit wurde das Rennen freigegeben. Sofort konnten sich Georg und ich von den anderen deutlich absetzen und Georg frage mich: „Ist das den Lauftempo?“. Ich entgegnete daraufhin: „Am Anfang schon, gegen Ende werde ich schon etwas langsamer“. Nach 6 Kilometer mit unserer Mördergeschwindigkeit und einer ersten Handschuhausziehpäuschen von Georg liefen wir an einer Abzweigung vorbei und irgendwann wunderten wir uns, dass es solange gerade aus ging. Ich sah auf meine GPS-Uhr und wir entfernten tatsächlich immer mehr vom Track. Was nun, Umkehren oder ab durch Gelösch. Wir entschieden uns für die zweite Alternative und bahnten uns den Weg durch das Dickicht. Schließlich sahen wir den Weg wieder und plötzlich sahen wir am Ende des Dunkeln ein Licht am Ende des Tunnels. Es war nicht der Sensenmann, sondern Michael Hartmann, welcher sich nicht verlaufen hatte. Den ersten schmalen Anstieg hinauf zum Aussichtspunkt liefen wir gemeinsam hinauf. An dem Punkt kam gerade Michael Neumann mit seinem PKW angefahren und sagte nur zu uns irgendwas mit verrückt. Mehr habe ich nicht verstanden, da wir bei dem beginnenden Flachstück wieder deutlich aufs Tempo drückten. Michael Hartmann blieb noch eine Weile an uns dran, ließ uns dann aber ziehen und wir waren wieder zu Zweit. Nach einem kurzen Tal ging es dann stark links auf den Kammweg. Hier verliefen wir uns wiederum und gerieten mitten in eine Dornhecke. Meine Uhr zeigte auch eine Streckenabweichung und wir querten eine Hecke mit Dornen- und Brennnesselmix, um wieder auf den laufbaren Weg zu gelangen. Als wir diesen erreicht hatten, war Michael wieder dran. An dieser Stelle verlauf ich mich jedes Mal und das hatte ich dann wohl auch verdient. Zum Glück waren es nur ein paar 100 Meter Umweg und leichte, oberflächige Kratzer am Unterschenkel. Danach ging der Anstieg sehr moderat nach oben und wir beschleunigten wieder, bis wir wieder zu Zweit waren. An der Kuppe ging es dann mit einem knackigen Downhill und einer Bachüberquerung (Hier waren wir auch wieder leicht zu weit gelaufen, aber nur 10 Meter) hinab, ehe es wieder einen kleinen aber knackigen Anstieg hinauf ging. Diesen erledigten wir trabend, was ich in den Vorjahren eher gehend von mir bewältigt wurde. Gemeinsam läuft man einfach mehr und man läuft eher mal als Gehen. Dann ging es ins Dorf herunter und ich schaute auf die Uhr. Die ersten 20 Kilometer in 1:44 Stunden. Das Tempo war OK und der Puffer für ein späteres Langsamwerden war beruhigend. In der Ebene angekommen zeigt Georg dann seine Qualitäten bei dem endlos erscheinenden, flachen Asphaltmonster bis zum Verpflegungspunkt in Eberholzen. Ich sah aber glücklicherweise, dass die Lichter des Dorfes immer näher kamen und meine Beine waren von dem vorherigen Trails noch ausgeruht, sodass sich Georg ohne zu Übersäuern dem gefühlten Marathontempo folgen konnte. Letztendlich war ich aber froh, dass wir nach 26 Kilometer und einer Zeit von 2:17 Stunden und einem wiederum minimalen Verlaufer in einer Sackgasse am Essensstand ankamen. Dort erwarteten uns Michael Neumann und zwei weiter nette Helferlein, welche uns gleich herzlich empfingen. Wieder fiel das Wort Verrückt und Tee, Wasser, Essen wurde uns gereicht. Was für ein Service!!!!!! 3. Zwischenstück Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter und den Berg hinauf. Jetzt konnte ich mich von dem Asphaltmonster erholen. Am Anstieg zweifelte Georg erneut wegen des angeschlagenen Tempos, doch mit dem Worten „Mut zum Risiko“ setzten wir unsere Hatz fort. Ich war zuversichtlich, dass wir das Tempo durchhalten und es eine gute Endzeit wird. Der Berg war schnell erklommen und dann ging es rasant ins Tal hinab. Gemäß Georg soll ich sehr schnell bergab gerannt sein. So schnell kam es mir aber gar nicht vor, da ich hier vor der Schleie auf Erholungsmodus geschaltet habe. Jedenfalls konnten wir in dem Tal wieder schnell weiterlaufen und hatten keine merklichen Schädigungen durch Stauchungen erlitten. Kurz vor der Schleie rannte dann ein Reh von rechts nach links über unseren Weg. Fast hätte ich aufspringen und drauf reiten können. Es war aber schneller und fix wieder im Wald verschwunden. Die Schleie meisterten wir dann ohne größere Probleme. Mit einem flotter Gehschritt und einem Plausch waren wir ohne es zu merken schon oben. So entspannt bin ich das Ding noch gelaufen. Kurz vor Spitze sagte Georg noch zu mir: „Wenn du oben wieder rennst, dann hasse ich dich“. Da war es aber schon zu spät und der Trab wurde von mir angezogen. Ich denke, dass er mir aber schnell verziehen wurde. Hoffe ich zuminindestens. Danach ging es eine breite Waldautobahn runter, hoch und wieder runter zum Verpflegungspunkt. Jetzt waren wir bei Kilometer 47 und 4:22 Stunden. Der Puffer war gewachsen und der neue Rekord rückte immer näher. 4. Die letzten 33 Kilometer Nach einem wiederum kurzen Aufenthalt am Verpflegungspunkt ging es auch schon wieder weiter. An dem Punkt war eine riesige Auswahl an Allerlei vorhanden war, welche wir leider nicht vollends wegen unserer Hatz nutzen konnten. Mehr als Mundvollstopfen und einem kurzem Plausch war nicht drin. Wir wurden aber freundlich bedient und versorgt. Ein dickes Lob für den Service und das Kümmern. Wir begaben uns dann wieder auf das Asphaltmonster und Georg machte mal wieder eine kleine Pippipause. So entstand ein kleinerer Abstand zwischen uns beiden. Da ich mich nach der Verpflegung gut fühlte und die Hassstecke schnellst möglichst hinter mich bringen wollte, gab ich Gummi und bis zum ICE-Tunnel, wo er mich einholte, auf einer Strecke von etwa 6 Kilometern liefen wir im gleichen Abstand mit schneller Geschwindigkeit vor einander her. Jetzt war ich beruhigt, dass das schlimmste Stück hinter uns liegt und der letzte große Anstieg kommen konnte. Kurz vor der Wildschweinpfad, welcher dieses Jahr aufgrund der trockenen Bedingungen sehr gut zu laufen war, sagte Georg zu mir, dass er kaum noch gerade aus laufen könne und den Kammweg zumindest noch mit mir laufen wolle. Sogar eine Pause von 10 Minuten kam ihm kurz in den Sinn. Ich schlug ihm diese Schnapsidee aber gleich aus dem Kopf und wir entschlossen uns bis zum Ende zu beißen. Eine weitere Pippipause war aber akzeptabel. Den Kammweg meisterten wir ohne Probleme und auch das sonst so schwer zu orientierende Baumfällgebiet querten wir ohne zu verlaufen. Dann kam wieder ein Flachstück mit einem kleinen unterbrechenden Anstieg und Georg drückte auf einem kleineren Asphaltmonster wiederum auf Tempo. Er wollte unbedingt unter einem Rekord vom letzten Jahr bleiben. Da unsere Zwischenzeit 6:54 Stunden bei noch 9 ausstehenden Kilometern anzeigte, war ich zuversichtlich, dass wir es packen. Wir einigten uns, dass wir das Tempo noch mal leicht rausnehmen und auf den Schlussspurt verlegen können. In dem letzten Wald-/Trailstück mit der Spitzkehre legte ich mich noch mal ohne Konsequenzen mit gleichzeitigem Aufstehen gepflegt auf die Seite und Georg macht Bekanntschaft mit einem im Weg liegenden Baum. Verletzt haben wir uns hierbei allerdings nicht und so konnte der Schlussspurt beginnen. Schließlich standen die letzten 4 Kilometer an und ich setzte zum Endspurt an. Michael Neumann hatte ja gesagt, dass er einen gemeinsamen Zieleinlauf nicht akzeptieren würde und wir in einem solchen Fall um den Sportplatz kreiseln müssten, bis einer umfällt. Dem wollte ich unbedingt umgehen und eine Entscheidung auf der Strecke herbeiführen. Ich konnte auch sofort den Abstand vergrößern und war mir bei einem Kilometer vor dem Ziel sicher, dass mir der Sieg nicht mehr zu nehmen war. So wollte ich nur noch unter dem alten Rekord bleiben und konnte nach 7:38 Stunden in die Hütte einlaufen. Es war vollbracht, der Rekord um 12 Minuten unterboten und ein Riesenstück Arbeit gewesen. Vier Minuten später kam dann auch Georg und war auch noch unter dem alten Rekord geblieben. Wir beiden waren überglücklich und Georg der Kämpfer hat mir das Leben sehr schwer gemacht. Nach einer kalten Dusche (Das war schlimmer als das Laufen und nur durch Schreien möglich) und setzen wir uns noch bis etwa 4 Uhr bei circa 4 Bier und Nudeln in die Hütte und warten auf das Einlaufen der weiteren Finisher. Als Dritter lief Silvan Basten ein, welche nach einem für ihn suboptimal verlaufendem Laufjahr einen phänomenalen Abschluss finden konnte. Gegen vier Uhr fand ich noch etwa 3 Stunden Ruhe in der Isomatte, ehe ich beim Frühstück noch etwas Essen fassen konnte. Gegen 08:00 Uhr waren auch alle Läufer (bei drei verletzungsbedingten Aufgaben) im Ziel. Um 10:00 Uhr erhielt ich bei der Siegerehrung meine zweite Fellurkunde und fuhr leicht übermüdet nach Hause. 5. Fazit Durch unseren Battle auf der Strecke haben wir uns gegenseitig gepuscht und sehr kurzweilige Stunden erlebt. Ich war nach dem Lauf total kaputt und wir beide sind wohl am Maximum gelaufen. Die Quälerei hat sich aber definitiv gelohnt. So macht das Laufen im Gegensatz zu einem Sololauf einfach mehr Spaß und wir sind Stücke gerannte, welche ich sonst wohl nur gegangen wäre. In Zukunft (nahe Zukunft Eulenburgtrail 2013) werden Georg und ich wohl noch viele Schlachten austragen können. Danke Georg für die Mitarbeit und Michael Neumann, Susi und den Helfern für den tollen Lauf. Meine Beine waren nach drei Tagen auch wieder erholt und das Lauftraining konnte fortgesetzt werden. 6. Sonstiges Ich hoffe ihr verzeiht mir die Rechtschreibfehler und die detaillierten Laufdaten sind unter dem Link einsehbar: <http://connect.garmin.com/player/244824468>