[Alle tollen Storys haben ein Vorwort] Im Sommer 2011 feuerte ich mit ein paar Freunden die Teilnehmer des Regensburger Eiermanns an. Und irgendwie sah das verdammt cool aus, wie die Jungs total ausgezehrt, nach bis zu 15 Stunden, über die Ziellinie krochen. Irgendwann sind wir irgendwie auf das Thema gekommen, wie verdammt cool das wäre, einmal selber beim Eiermann über die Ziellinie zu laufen. Doch da ich erst vor kurzem meinen ersten Halbmarathon gefinished hatte, war dieser Traum noch in weiter ferne... Ein Jahr später sollte ich meine erste Ironman-Distanz finishen! [Die spontane Anmeldung] Mit dem Wissen, wie unberechenbar schon ein "einfacher" Marathonlauf sein kann, hätte ich nie im Leben eine dreistellige Summe für ein Rennen bezahlt, dessen Ausgang so ungewiss ist. Doch als eine Brauerei Startplätze für die Ironman-Distanz in Podersdorf verloste, gab es kein halten mehr. Sollte ich der Distanz unterliegen, wäre es nicht peinlich, schliesslich werd ich mit Sicherheit nicht der einzige sein und ich muss keinen finanziellen Totalschaden befürchten, sollte ich durchkommen, bin ich der König. [Die Zusage] oder auch [Mir geht der Arsch auf Grundeis] Mitte Mai dann die Zusage! Nachdem sich die erste Freude gelegt hatte, wurde mir klar, das genau 106 Tage vielleicht doch etwas knapp sind, um sich auf eine Langdistanz vorzubereiten. Zwar konnte ich mittlerweile relativ einfach einen Marathon laufen, doch sind 3,8km schwimmen, 180km radeln und 42,2km laufen doch etwas anderes. Zudem ich immer noch kein guter Schwimmer war, und ich dieses Jahr erst mit dem Rennrad fahren beginnen wollte. Dennoch hielt ich an meinem Plan fest, denn wer kämpft, kann verlieren, aber wer nicht kämpft, hat schon verloren! [Das Eis wird dünn...] Nachdem ich länger keinen Marathon sub4 gelaufen bin, keinerlei Triathlon Erfahrung hatte, beim Radln keinen 30ger Schnitt halten konnte, geschweige denn mal 7h im Sattel zu sitzen, und beim Schwimmen keine 500m kraulen konnte, war ich kurz davor, das Handtuch zu werfen. Doch ich ging in die Offensive und erzählte einigen Freunden von meinem Vorhaben. Spätestens jetzt gab es kein Zurück mehr... [Rennvorbereitung] Ich legte meinen Urlaub auf Ende August, um bereits einige Tage vorher die Strecken besichtigen zu können. Am 20.08. begann meine lange Reise gen Osten, da ich mit Radl kein ICE/IC benutzen darf. Montagabend: Ankunft Dienstag: Windsurfen! Nach 8 Jahren konnte ich endlich wieder auf ein Brett steigen. Geile Aktion! Mittwoch: Radumrundung vom Neusiedler See. Merke: Der Wind kommt IMMER aus ALLEN Richtungen. Ungarischer Radwege sind nicht Rennradtauglich! Donnerstag: Endlich mal zum Shoppen in Podersdorf. Freitag: Bike CheckIn und Rennbesprechung Und das war der Moment, in dem mir klar wurde: Du hast nicht ein einziges Mal die Rad- und/oder Laufstrecke besichtigt...Nachdem am Vorabend (wiedereinmal) Sturmwarnungen ausgesprochen wurden, hatte ich ja noch einen Funken Hoffnung, das der See sich noch etwas abkühlt. So fuhr ich am Samstag morgen mit meinem ganzen Geröddel ink. Neo Richtung Podersdorf. Ohne große Triathlon Erfahrung, richtete ich meinen Wechselplatz ziemlich gut ein. Um 6.30Uhr dann die Ernüchterung "Neoverbot!". Das war der erste Moment an diesem Tag, an dem der Gedanke, das Handtuch zu werfen, zum greifen nah war. Es sollte der Einzige bleiben. <font size="85"></font>Bei leichtem Wellengang und Wind, stiegen wir in die doch recht kalten Fluten, um auf Höhe des Leuchtturms auf den Start zu warten. Pünktlich um 7 fiel der Startschuss, und ich freute mich. Nicht auf die 3,8km schwimmen, sondern ich freute mich einfach darauf, endlich in Bewegung zu kommen. Es war doch recht frisch und die schleudernde Waschmaschine tat ihr übriges zu meinem Unwohlsein. Lauf Wikipedia soll der Neusiedler See Durchschnittlich nur 1.60m tief sein, und jedes mal wenn ich anhalten musste wegen Schnappatmung, Wasserverschlucken oder einem langsamen Vordermann, konnte ich tatsächlich stehen und ein paar Meter gehen. Und wer mich kennt weiß, dass der See dann wirklich nicht tief sein kann. Das Wissen, jederzeit einfach stehen zu können, siegte über meine Angst vor dem trüben Wasser und dem Schwimmen ohne Neo. Und so schwamm ich nach 1900m wieder am Leuchtturm vorbei zur 2. Runde. Nach 01:24:12 kam ich als 170. aus dem Wasser. <font size="85">[Rad]</font>Der Wechsel zum Rad lief eigentlich ganz gut. Voll im Zeitplan, gönnte ich mir unter dem endlich wolkenfreien Himmel eine Portion Sonnencreme und wurde vom Moderator interviewt. Ich machte mir keinen großen Stress, wollte ich doch ja nichts vergessen. Mit einigen anderen ging es dann auf die 30km Radstrecke, die sich gut in 10km Teilstrecken unterteilen lässt. Der Anfang Richtung Frauenkirchen rollte fast von allein, und ich musste regelrecht bremsen, da ich mir den 36iger Schnitt nicht zutraute, woher soll der denn auch kommen? Die nächsten 10km rollten immer noch gut und ich versuchte, einen lockeren 30iger Schnitt zu fahren. Die letzten 10km zurück nach Podersdorf glänzten dann auch mit Gegenwind, so dass die eigentlich schnelle Runde doch noch abgebremst wurde. An der Verpflegungsstelle gefielen mir die 0,5L Flaschen mit widerlich schmeckendem Iso überhaupt nicht, hatte ich doch nur zwei Flaschenhalter am Rad und wollte etwas mehr als 1,0L/Std trinken, in anbetracht der immer wärmer werdenden Temperaturen. Trotzdem hielt ich den 30iger Schnitt und stieg nach 6:02:25 vom Rad. <font size="85">[Laufen]</font>Auf der 5km Wendestrecke war bereits reger Verkehr, doch einige hatten immer noch 2 Runden Radeln vor sich. Mit dem Wissen, zumindest nicht letzter zu werden, fand ich langsam mein Marathon sub4:30 Tempo. Die Strecke führte von Podersdorf in ein Naturschutzgebiet, liebevoll "Hölle" genannt. Und bei immernoch steigenden Temperaturen traf das auch immer mehr zu. Mittlerweile pendelte der Krankenwagen regelmässig zwischen den Wendepunkten, um erschöpfte Athleten zu versorgen. Man sagt ja, das man beim pinkeln von der Farbe auf die Nierenfunktion, und von der auf die Hydration schliessen kann. Meine Nierenfunktion war in dem Fall wohl negativ. Und an diesem Punkt verabschiedete ich mich von meinem Ironman sub12. Die Pace ging auf 8min/km und trotzdem war es mir egal. Ankommen würde ich, selbst wenn ich jetzt nur noch gehen würde, und doch war die eigentliche Motivation unter 12 Stunden zu bleiben, verflogen. Ich war ins Motivationsloch gefallen. Durch die Gedanken an die Ziellienie, endlich Ironman zu sein, und das lang ersehnte Finishershirt, befreite ich mich von meinem Tief, und setzte zum finalen Schlusssprint an. Zwar zu spät um mich in 12:30h oder 12:45h über die Ziellinie zu retten, aber noch früh genug um unter 13h zu bleiben. Nach langen 12:51:59 lies ich mich als Finisher feiern. [Alles was danach passiert] Mittlerweile bin ich mit meinen 12:51:59 tatsächlich zu frieden. Nicht nur das ich beim schwimmen wie ein blöder durch das Wasser gepflügt bin (ich bin ein einziges mal 3,8km geschwommen, auf 2 Etappen, beim 24h schwimmen im November 2011), nein, ich hab auf dem Rad auch mein lang ersehnten 30iger Schnitt über 6h gehalten. Und wenn ich laut Ergebnissliste sehe, das knapp 20% der Starter (240Starter/200Finisher) ein DNF aufweisen, bereue ich es auch nicht, beim Marathon eingeknickt zu sein. Die Hitze hatte einfach ihren Tribut gezollt. Als ich heute morgen in die Firma kam, warteten Kollegen bereits mit meiner Urkunde in der Hand auf mich und gratulierten mir. <font size="50">Ich hatte fast schon Pipi in den Augen</font>[Alles was jetzt noch passiert] Hm, keine Ahnung... Der 24h Lauf Geisenfeld am 28/29.09 steht momentan noch auf der ToDo-List, ebenso wie Sondershausen, und der Bottwartalmarathon soll mein erster Lauf werden, den ich zum 2. absolviere. 2013 kommt dann der "richtige" Ironman Frankfurt. Mittlerweile überlege ich, ob mein Weg nicht zu noch längeren Distanzen geht, wer weiß... <font size="50">Und ich würde immer noch ganz gerne mal auf einem Treppchen stehen...</font>