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</xml><![endif]--><html><body>Die Krise
Meine kurze Pause sollte sich rächen, denn schon am steilen Anstieg nach Courmayeur über Steintreppen bekam ich merklich Probleme. Mein Tempo sackte enorm in den Keller und ich wurde von mehren Läufern überholt. Sicherlich wurde es mit den ersten Sonnenstrahlen wärmer, aber an der Hitze hatte es wohl nicht gelegen. Ich kämpfte mich also über 5 Kilometer auf das Plateau hinauf und hatte Sehnsucht auf die mich wartende Cola. Trotz meines schlechten Allgemeinzustandes hatte ich mich bereits wieder verbessert und lag nun auf Position 489. Das lag wohl eher an meiner kurzen Pause in Courmayeuer, da man an dem Stationen sehr viele Positionen gut machen kann.
Auf dem Plateau schleppte ich mich mehr schlecht als recht über die Trails, da meine Oberschenkel nun schwer waren wie ein Stein und brannten wie Hölle. Es war nur noch ein kurzer Trippelschritt möglich und die Verpflegungsstelle Refuge Bonatti bei Kilometer 89 kam wie gerufen.
Nun waren es schon 5433 Höhenmeter und eine Laufzeit von 17 Stunden. Ich trank das Wasser aus der Trenke wie aus Eimern und sah weit in der Ferne schon den nahenden Levelendgegner Grand Col Ferret. Wie sollte ich in meiner Verfassung da rauf kommen?
Zunächst lag aber erstmal ein Abstieg zum am Fuße des Berges liegenden Verpflegungspunkt in Arnuva auf dem Programm. Mehr recht als schlecht verpflegt (Ich bekam einfach nichts runter) ging ich in den Berg und den angekündigten Fotographen konnte ich wohl nur mit einem sehr schlechten gekünstelten Lächeln eine gute Vorlage bietet.
War mir aber egal war, denn der 5 Kilometer lange Anstieg mit knapp 800 Höhenmetern war das Ziel der Begierde. An den steilen Rampen begann ich deutlich zu Schnaufen und kam nur Stückchenweise dem Gipfel näher. In der Ferne sah ich die vor mir Platzierten und setzte meine nur noch funktionierenden Gliedmaßen Zentimeter um Zentimeter voran. Nach endlosen 1,5 Stunden war ich endlich oben und wurde mit einem mordsmäßigen Panorama für meine Anstrengungen entlohnt.
Mittlerweile hatte ich 99 Kilometer, ca. 6300 Höhenmeter und 19:33 Stunden hinter mich gebracht. Ich fühlte mich total am Ende und musste auf der Höhe erstmal rasten. Trotzdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine beste Position mit Platz 444. Die anderen hatten wohl ähnliche Probleme.
Der anschließende Abstieg nach La Fouly war beschwerlich, da ich nur am Anfang traben konnte und meist gehen musste. Meine Füße waren aufgequollen und scheinbar mit unzähligen Blasen übersäht. Ein Auftreten war somit jederzeit schmerzhaft und die brennenden Oberschenkel gaben mir den Rest. Was sollte das noch werden? Für den knapp 10 Kilometer langen Abstieg benötigte ich quälende zwei Stunden und kam völlig erschöpft in La Fouly an. Dort beschloss ich eine längere Pause einzulegen, um mich einigermaßen zu erholen. Ich setze mich auf eine Bierbank, erledigte das Große und Kleine Geschäft und trank ordentlich schwarze Zuckerbrause. Nach 45 Minuten fühlte ich mich wieder fit und ging weiter in Richtung Ziel. Die Sternschnuppe konnte schließlich nicht lügen und der Wunsch würde mich schon in Ziel geleitet.
Bis zum nächsten Verpflegungspunkt in Champex-Lac waren es etwa 14 Kilometer mit ca. 700 Höhenmetern. Am Anfang verlief es flach absteigend und ich konnte mich an einem Läufer dranhängen und mittraben. Nach fünf Kilometern war der Ofen jedoch wieder aus und ich ging die restlichen Kilometer bis zur Verpflegungsstation. Es waren quälende Meter und nur im Zombi-Modus machbar. Ich hatte buchstäblich den leeren Blick und Tunnel im Gesicht. Die Läufer schossen nur so an mir vorbei und ich ließ mich nicht verrückt machen. Bei Kilometer 122, 24:48 Stunden und Höhenmeteranzahl 7057 erreichte ich endlich das heiß ersehnte Bierzelt. Wolfgangs Frau erwartete mich bereits und machte mir Mut, dass ich mich jetzt erholen kann. Dies war auch bitter nötig. Ich fühlte mich mies und der Akku war fast leer. Ein Teller Nudeln, Cola und andere Schnabeleien brachten Abhilfe. Nach etwa 30 Minuten setzte ich mich auf Platz 545 in Bewegung und sah im Augenwinkel noch Gabi Kenkenberg herein laufen. Ich hatte jedoch schon die Zeitmatte passiert, sodass ich nicht mehr mit ihr sprechen konnte.