:schaem:
Ach Hugo, ganz ehrlich??? Jetzt wo es geschafft ist, unglaublich.
Der Lauf ist super organisiert und lässt eigentlich keine Ausrede zum Aufhören zu.
Die Strecke führt um den Seilersee. Eine Runde ist ca. 1,778 m lang, mit 22HM ausgestattet und dabei abwechslungsreich.
In der Nacht wurde die Strecke super schön ausgeleuchtet, zudem gab es sehr gute Verpflegung und einen spitzen Massageservice.
Am Samstag um 12:00 Uhr ging es los. Jetzt hieß es einfach ein paar Runden drehen, solange der Zeitvorrat reicht.
Das eigene Wohlfühltempo bei so vielen Läufern, Bekannten und Freunden zu finden hat eine ganze Weile gedauert. Noch wurde viel gequatscht und gelacht. Untergang, der als Freerunner ein paar Runden (64km) gedreht hatte, hat auch für reichlich Unterhaltung gesorgt.
Gedanken an die Dauer des Laufs habe ich gleich wieder verjagt. Das ist nicht vorstellbar und wenig motivierend.
Aber ich wusste, dass um 18:00 Uhr die 12:00 h Läufer starten würden und Joker zu den Teilnehmern gehören sollte. Das war so einer meiner Motivatoren.
Es dauerte nicht lange, da war er auch schon an der Strecke und hatte Clown mitgebracht, der dann beim 6h Lauf an den Start ging.
Yeti, der verletzungsbedingt leider nicht starten konnte, war auch zum Anfeuern da.
Schön, ich konnte ein paar Runden mit Joker drehen, Zeit hatten wir ja genug.
So verging die Zeit, gefühlt jedoch trotzdem viel zu langsam. Da es mir tagsüber schon etwas zu warm war, freute ich mich auf die Nacht, wo die Temperaturen deutlich sinken sollten. Bald war ich schon bekannt, als die, der noch nicht kalt ist....ich glaube, bis auf eine Ausnahme, haben sich alle anderen über die Kälte beklagt und zum Teil sogar mit Handschuhen und Mützen eingepackt.
Langsam wurde es richtig schwer, der Kopf fragt, was soll der sch...??? Es fehlt das Ziel, nach km x, oder an einem bestimmten Ort.
Es war mein erster 24h Lauf und obwohl ich schon deutlich länger unterwegs war, ist es mental viel schwieriger, nicht endende Runden zu drehen.
Wenn mir der Yeti, Pfadsucher, oder andere Teilnehmer sagten, dass es ganz locker aussieht, sagt ich immer nur, dass ist es aber nicht, oder der Schein trügt. Obwohl es gut lief und mein Körper nicht rumzickte.
Vom Kopf war es nicht einfach, aber ich dachte mir dann, Lauf weiter es geht doch und dann ist es schneller vorbei...wobei das ja genau das Problem war. Ziel war 12:00 Uhr Sonntag.
Da rückte aber auch irgendwann eine neue PB über 100km in 11:30h näher... Super ich hatte mir zwischendurch ausgedacht, dass ich mir nach 100 km einen Schuhwechsel gönne. Die Füße waren zwar okay, aber es hilft, wenn man sich selber beschäftigt und belohnt, oder zumindest so tut, als ob.
Weiter ging es Runde für Runde...Immer mal wieder traf ich auf nette Mitläufer und wechselte ein paar Worte, oder versuchte sie zum Weiterlaufen zu aktivieren. Oft passte aber das Tempo nicht, oder sie waren mit sich beschäftigt...
Untergang hatte mich bestens versorgt und war dann irgendwann zum Schlafen ins Zelt gekrabbelt.
Langsam rückte die 100 Meilen Marke näher, dass war dann schon das gesetzten Ziel für die 24h Stunden.
Damit war nach 19:20h meine nächste PB erreicht. Ich hatte mir schon vorher überlegt, dass ich mich mit einer kurzen Pause und einer Runde gehend belohnen würde. Mir hatte mal ein sehr guter und sympathischer Ultraläufer den Tip gegeben, dass man sich bei Erreichen von Zwischenzielen belohnen soll. Das motiviert! Ich war mir fast sicher, dass Untergang dann auch aus dem Zelt gekrabbelt sein sollte und ich ihm stolz berichten könnte...Das sah Untergang aber ganz anders, ich hatte schon kurz überlegt ihn an den Haaren herauszuziehen, aber das gibt die Frisur nicht her. Also wählte ich die mir vom führenden Läufer empfohlene Massage... Danke, das hatte etwas von Wellness...dann hieß es weiter, denn körperlich hatte ich schon vor der Massage keinen Grund nicht weiter zu laufen. Obwohl der (nicht vorhandene) Verstand, das ganz anders sah.
Auch der Pfadsucher dreht nach wie vor still seine Runden, Struppi hatte nach schnellen 100 km aufgehört und gönnte sich auch reichlich Schlaf.
Zum Glück war es schon wieder hell, das war ein zusätzlicher Schub und ich befand mich im Bonusprogramm..Alles über 100 Meilen war mein Bonus.
Untergang war inzwischen erwacht und ganz aufgeregt, er machte bereits Pläne, dass am Ende 190 km möglich wären. Ich bremste ihn aus und wollte erstmal die 100ste Runden drehen. Das ging ganz gut und die Tiefs waren nur in der Nacht so extrem. Das mir immer mal wieder gesagt wurde, dass es noch ganz locker aussähe wollte ich aber nach wie vor nicht so gerne hören. Schließlich hatte ich nicht das Gefühl, dass ich noch hätte losspurten können. Vielleicht hatte ich auch gehofft, dass einer sagt: sieht nicht gut aus, hör besser auf...
So krabbelte ich mich Runde für Runde weiter, wobei ich immer darauf achtete gut verpflegt zu bleiben.
Die Anfeuerung von Struppi, Untergang, Yeti, Joker und noch weitern hat sehr geholfen. Zum Glück hat Clown seine letzten Runden noch mit mir gedreht und die aller letzte ist Untergang noch mitgelaufen. Das sollte er wohl auch, da er mir nicht gestattete, bei 190km den Lauf zu beenden. Da waren aber am Ende der letzten Rund (109) immer noch fünf Minuten übrig und was hat mein Sklaventreiber gesagt: lauf weiter ....also los und noch 775 m gemacht und da kam der einzige Moment mit dem Wunsch nach mehr Zeit auf, um noch ein paar Meter laufen zu dürfen.
Wären nicht so viele nette Mitläufer und Betreuer dabei gewesen, wäre es nicht gegangen bzw. gelaufen.
Bei meinem Untergang bedanke ich mich nur ganz leise, denn er hat schon die nächsten Pläne, was ich so laufen soll, während er die Verpflegung leerputzt....