Sodele, es ist vollbracht und isch bin volle Kanne glückelisch !
Hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft und ich so gut wie keine Wehwehchen davon trug.
Die Idee kam mir eigentlich letztes Jahr. Nachdem meine letzte Biel (100er) Teilnahme vor ein paar Jahren vorzeitig wegen Magenschmerzen beenden musste,
wollte ich es nochmal wissen und überlegte wo und wann ich nochmal einen erneuten Versuch den Hunni zu knacken wagen könnte.
Da so eine offizielle Teilnahme auch mit hohen Kosten verbunden ist und ich keinen Bock hatte wieder so viel Geld auszugeben und eventuell erneut zu scheitern,
beschloss ich mir selbst eine Strecke zusammen zu stellen mit möglichst wenig logistischen und finanziellem Aufwand. Ohne Zeitdruck, ohne lange Anfahrt, ohne Stress.
Es gibt ein paar schöne Wanderrouten und Abschnitte in meiner näheren Umgebung die in Frage gekommen wären. Jedoch nicht für so eine lange Distanz.
Doch alle sind entweder weit unter 100 km, zu asphaltlastig und/oder führen zu nah an große Straßen/Städten entlang.
Die Strecke sollte also in vielen Dingen abwechslungsreich sein. Viel Natur, etwas Höhenmeter, Singletrails, schöne Aussichten, ein besonderes Endziel, die Möglichkeit sich in Dörfern zu Verpflegen bzw bei Bedarf die Möglichkeit haben Hilfe zu bekommen, usw ...
Warum also nicht Hessens höchste Erhebung, die Wasserkuppe in der hessischen Rhön ?!
Mit der App von Komoot habe ich dann eine Strecke gebastelt und konnte so prima meine Wünsche und Vorstellungen verwirklichen.
Ein paar kleine zusätzliche Umwege noch eingebaut damit es auch auf den Kilometer genauer Hunni wird.
Einfache Strecke Hugohause - Wasserkuppe. Rücktransport mit Privattaxi.
Das erste Viertel der Strecke kannte ich schon und war entsprechend gespannt was dann noch folgen würde. Finde ich eh sehr spannend einfach mal was Neues zu probieren,
ohne viel Planung, dafür mit garantierten Überaschungen.
Frage war nun in welchem Monat, an welchem Tag und mit wem ? Und so vergingen Tage, Wochen und Monate. Ausreden, Faulheit, Bammel und Verletzungssorgen nisteten sich ins Hirn.
Der innere Schweinehund wollte schon jzum Jubeln ansetzen. Zum Glück hatte dieser den kürzeren gezogen. Es dauerte zwar ein bissi aber immerhin habe ich mir dann noch ein Herz gefasst
und endlich den Termin, ohne wenn und aber, festgelegt. Hatte davor immer wieder die Hoffnung, dass mich der eine oder andere Cabanaut begleitet und zusammen in einer kleinen Gruppe die persönlichen Grenzen etwas antesten. So hatte ich mich schon damit abgefunden alleine die Strecke zu laufen. Doch dann kam Grummi und bot sich an mich auf seinem Radl zu begleiten, zu versorgen und mir Gesellschaft zu leisten.
Ich war so happy und dankbar, dass es doch noch geklappt hat und ich nicht alleine unterwegs sein musste. Die Wettervorhersage wurde von Tag zu Tag besser, die Archillessehnenverletzung so gut wie auskuriert, gut vorbereitet und nun auch top bis unter die Haarspitzen motiviert. Anfangs wollte ich wie bei jedem meiner Läufe die Cam mitnehmen und dokumentieren. Ich entschied mich dagagen, was mir sehr schwer gefallen ist, da dies immer eine schöne Erinnerung ist. Wollte alle Risiken minimieren bzw verhindern. Die Gedanken an das blöde Gekotze bei Überanstrengung, die Kraftlosigkeit im Anschluß und dem anschließenden Ärger, veranlassten mich diesmal schweren Herzens die Cam das erste mal zu Hause zu lassen.
Essenstechnisch deckte ich mich u.a. mit meinem neuen Lieblingsgel (High 5 Himbeere) ein. Außerdem zwei belegte Käse/Wurst Broten, Salzgebäck, Bananänchen, verschiedene Energieriegel von Powerbar - Oatsnack - Innosnack, Kaffebonbons, Isopulver zum Mischen mit Wasser.
Bei der Klamottenwahl tat ich mich schwer. Kurze Hose war klar aber was zum Geier oben anziehen ? Zum Glück war ja Grummi an meiner Seite, sodass ich ihm eine kleine Tasche mit Wechselklamotten und einer Flasche Wasser mitgeben konnte. Also ärmelloses Shirt, dünne Wind/Regenjacke, Armlinge, Cäpi, Wrightsochs (neu und nicht getestet) sowie nagelneue und nvorher nicht getragene Hokas, Modell Bondi.
Stirnlampe, leichte Handschuhe, kleines Handtuch, Kopftuch und ein kleines Medical Pack durften nicht fehlen.
Normalerweise soll man ja neue Schuhe einlaufen aber was soll`s, war nun ein langens "Einlaufen".
Zum Glück weder Blasen (vielleicht auch wegen der hervorragenden Socken), Schmerzen oder sonstige negativen Eindrücke. Top Schuh, top Socken !
Für die Steigungen und zur Entlastung bei Müdigkeit mussten unbedingt meine faltbaren Stöcke von Black Diamond. Wiegen kaum etwas, kann man toll am Rucksach befestigen und sind ruckizucki einsatzbereit.
Eine Woche vor dem Lauf sind Grinsbacke und ich kurzfristig für 5 Tage nach Montenegro geflogen wo wir u.a. auch zei schöne aber auch anspruchsvolle Wanderungen mit Höhenmetern gemacht haben.
Erholung, Carboloading und Relaxing natürlich auch. Ein paar mal mit Grummi geschrieben und die letzten Deteils besprochen. Freitag Nachmittag wieder zurück und bis zum Abend gepackt, Nudeln mit Tomatensauce gefressen, nochmal alles durchgegangen, die letzten Zweifel galant ignoriert, leicht aufkommendes "Schweinehundvirus" erfolgreich in den Arsch getreten und dann endlich etwas früher Ratzen gegangen.
Geplant war der Start so gegen 5 Uhr morgens und vielleicht noch im Hellen auf der Wasserkuppe im Ziel zu sein. Ziemlich unwahrscheinlich aber egal.
Das Aufstehen fiel sauschwer. war soooooo müde und hatte zuerst überhaupt keine Lust. Dies ändret sich aber schlagartig als ich aufgestanden bin und ein leichtes Frühstück zu mir nahm.
Leichte Aufregung, immer größer werdende Vorfreude und der Kreislauf kam nun so langsam in Fahrt. Grummi kam irgendwann so kurz nach 5 nach Hugohausen gefahren und nach ein paar wenigen Checks erfolgte der Start in der Dunkelheit gegen 5:45 Uhr, oder so. Soweit ich mich erinnern kann, hatten wir anfangs etwas Nieselregen, vielleicht aber auch nicht, nur geträumt, keine Ahnung, egal.
Grummis Fahrad war gut mit allerlei Sachen beladen. Viele Kilometer, Höhenmeter, Packgewicht und die ein oder andere unvorhersehbare Überaschung lagen nun auch vor ihm.
Mit einer sensationellen Gesammtjahresvorbereitung von 130 Kilometern auf dem Rad, konnte die Herausforderung beginnen.
Ich war nun hellwach und freute mich auf das was uns nun bevorstand. Die ersten Kilometer vergingen, wie fast immer bei längeren Distanzen, schnell. Kurze bzw leichte Anstiege bin ich gelaufen und Grummi gefahren. Ansonsten die Längeren und Steileren gegangen bzw das Rad geschoben. Zeit war ja ausreichen und absolut stressfrei.
Anfangs noch durch kleinere Waldabschnitte und Feldwege bis zur Gemeinde Gründau, folgte nun eine etwas längerere Etappe durch den Wald an Gelnhausen vorbei bis nach Wächtersbach. Das langsame Tempo war genau richtig. Die Kraft musste schließlich gut eingeteilt werden. Mittlerweile war es hell und ab und zu kam ein Sonnenstrahl zwischen den Bäumen durch. Noch waren die Wege breit und nur feucht.
Die Außentemperaturen waren ideal zum Laufen und es sollte bis zum Ende des Tages auch trocken bleiben.
Das einzig leicht Nervende war, daß ich oft das Handy rausholen und drauf schauen musste, um mich zu orientieren, die richtige Abzweigung zu nehmen oder einfach nachschauen wie, wo, was und warum.
In Bad Soden-Saalmünster haben wir uns auf eine Pause geeinigt und stärkten uns mit allerlei Leckereien. Sehr wohltuend war die ins besondere Grummis Magic Chicken Brühe. Mmmmmh, lecker, warm und genau das Richtige zu diesem Zeitpunkt nach ca 4:30 Stunden und 37 km. Wie gesagt, alles gemütlich, entspannt und ohne Stress.
Nun folgte ein Abschnitt mit einpaar Höhenmetern und Singletrails. Grummi ist auf der Stzraße weiter gefahren, während ich die Waldvariante natürlich nahm. So beschlossen wir uns wieder in Sterbfritz, ja diesen brutalen Dorfnamen gibt es wirklich, zu treffen. Wie sich herausstellte war nicht nur mein Weg steil gewesen. Der arme Grummi quälte sich die Straßen bergauf und verfluchte mich spätestens jetzt bei den Anstiegen.
Ich hatte meinen Spaß auf zum Teil überwucherten Trails mit natürlichen Hindernissen a la umgestürzte Bäume. Hier hatte ich mich das erste mal verlaufen. Davor zwar auch ein bissi aber nicht erwähnenswert.
In Sterbfritz angekommen erst einmal orientieren und eine Gelegenheit gesucht die Getränkeflaschen aufzufüllen. Naja, war tote Hose in dem Kaff und weit und breit, zumindest da wo ich mich aufhielt, keine Geschäfte oder tankstelle. Die Kneipen auch noch zu um diese Uhrzeit. Der Wind wehte nun auch etwas kräftiger und kühler. Jetzt nur nicht auskühlen, in Bewegung bleiben. War klitschnass am Rücken verschwitzt.
Grummi kam dann nach ca. 20 Minuten und ich erfreute mich erneut in den Genuß seiner kostbaren Brühe zu kommen. Weiter ging es nun am Erlebnisspark Steinau vorbei, immer schön am oder durch Wälder bis Sinntal, dem nächsten Haltepunkt. Während dieser langen und für rummi ermüdenden Etappe, musste eine Entscheidung gefällt werden, wie es danach weitergehen sollte. Die vielen Höhenmeter, das zum Teil schwer zu befahrene Terrain und das gewichtige Fahrrad, raubten Grummi die letzten Reserven. Ich fand es eh schon sehr bewundernswert, dass er es bis dahin geschafft hatte. Wenn man bedenkt wie wenig Kilometer Rad Grummi dieses Jahr gefahren ist, dann war das bvisher Erreichte schon super.
Die Frage war nun wie organisieren wir die Rückfahrt bzw Transport. Und hier kam nun unser lieber Caba himself ins Spiel. Der arme Kerl war schon froh nicht mitlaufen zu müssen und nun rufe ich ich an und nerve mit Fragen und Wünschen. Langer Schwede, kurzer Finn, Caba kam extra aus Frankfurt nach Sinntal, unserem Treffpunkt, angedüst und war das wohl wertvollste Taxi.
Ich war immer noch duffte drauf und voll im Lauffieber. nach etwas über 8 Stunden auf den Beinen erreichten Grummi und ich den mit Caba vereinbarten Treffpunkt am Sportplatz in Sinntal.
Jetzt konnte ich mein T-Shirt wechseln und die Treibstoffzellen mit Leckerlies, Brühe und Iso auffüllen. Soviel es ging, habe ich Wasser mitgenommen, dass ich dann unterwegs mit meinem Isopulver mischen konnte.
Lange wollte ich mich nicht aufhalten. Kurz verabschiedet, bedankt und mit Grummi ausgemacht, daß er mich dann später am Abend von der Wasserkuppe abholt. Ich war und bin ihm immer noch so dankbar, dass er all das auf sich genommen hat. genauso wie Caba seine kostbare Zeit für uns geopfert hat und uns behilflich war. Und auch das ist C A B A !
Ich bin dann ab km paarund60 weiter alleine Richtung Wasserkuppe. Nach wenigen Kilometern verlaufen und wieder unnötige aber irgendwie auch schöne Landschaftskilometer mehr dazu bekommen.
Und weil es so schön war bei ca. km 70 erneut unfreiwillig falsch abgebogen, spät bemerkt, wieder zurück und weiter die Route fortgesetzt. Spätestens jetzt war es nicht mehr realistisch im Hellen anzukommen, wenn überhaupt. Naja, eigentlich habe ich nie daran gezweifelt, daß ich es nicht schaffen würde. Das Feeling war immer noch total klasse und ich war voller Optimismus.
Jetzt kamen noch ein paar ordentliche Höhenmeter auf mich zu. Die erste richtig Ernst zu nehmende Steigung lag vor mir. Langgezogen auf einen Berg sich windend und kilometerlang hinter den Ziener Wiesen von Oberzell entlang der Hessisch/Bayrischen Grenze. Hört sich dramatisch an, war aber alles noch im Rahmen. Davor musste ich unbedingt noch wasser auffüllen, da ich so gut wie alles aufgebraucht habe. Da auch in Oberzell gar nichts mehr auf hatte bzw es gar nichts gab, habe ich einfach mal irgendwo geklingelt und nach Wasser gefragt. Die arme Omi an der Tür schaute mich zwar etwas iritert an, füllte mir aber anstandslos freundlicherweise meine Flaschen. Dankschööön, Wiedersehen, Weitergehen, äh laufen. Bis dahin lagen schon knapp 74 kilometer hinter mir. Juhuuu !
Kurz vor Ebersburg habe ich dann festgestellt, dass es mit dem Hunderter keine Punktlandung geben wird. Dadurch, dass ich mich zu oft verlaufen hatte bzw ungewollte Kilometer hinzu gekommen sind, habe ich die ganze Zeit falsch gerechnet. In Hettenhausen kurz vor dem letzten, langen und zum Teil sehr steilen Anstieg, das letzte mal verlaufen, Bonuskilopmeter gesammelt. Arrrrghniglprtz !
Es war schon mittlerweil dunkel und der Anstieg war jetzt nur noch im Gehen möglich. Ein schlechtes Gewissen bekam ich auch noch gegenüber Grummi. Er ist zu früh wegen meiner Fehleinschätzung los gefahren und musste unnötig später auf mich warten. Doch zu meinem Glück ist Grummi ein ruhiger und geduldiger Cabanaut, der mich weiter laufen lies und ich nicht die letzten 10 kilometer abbrechen musste.
Die Wolkendecke riss etwas auf und hin und wieder kam der Mond hervor. Ein toller Anblick in der Dunkelheit wenn das Mondlicht das Tal erleuchtet und man selbst durch einsame Wälder läuft. was für eine Ruhe, was für Erlebniss für die Sinne. Die Kilometer zogen sich jetzt natürlich entsprechend aber hin und wieder ging es dann doch flott. Schwierig zu beschreiben.
Die letzten ca. 2 Kilometer waren die brutalsten. Der steilste Anstieg und das auch noch so kurz vor dem Ende. Besser geht es nicht. der Trail führte raus aus dem Wald und irgendwann stand ich auf der Wiese. Der Wind wehte nun stark und die Temperatur fiel in den einstelligen Bereich. Nur noch wenige Hundert Meter, immer noch dunkel, leider wieder Wolken vor dem Mond und kein Parkplatz mit Grummi weit und breit.
On the Top, am Ziel angekommen, der höchste Punkt Hessens, die wasserkuppe - JIIIIIIIHAAAAAAA, ich alter Sack habe es tatsächlich geschafft. Nach fast genau 16 Stunden, 2800 Höhenmeter und 110 Kilometern war es nun tatsächlich vollbracht ! Ja lecks mi am Popolinski, was war ich in diesem Moment stolz auf mich. Und immer noch voller Adrenalin und Glückgefühlen wäre ich noch weiter gelaufen. Zumindest war das Gefühl so. Grummi stand etwas weiter unten auf einem Parkplatz und kam dann auch sehr schnell mich abholen.
In der Dunkelheit sieht vieles anders aus und die Orientierung ist nicht immer einfach. Bei mir kam noch hinzu, dass logischerweise unter diesen Umständen der Kopf ein bissi müde war und das eine oder andere falsch aufgenommen und verarbeitet hat. Nichts desto trotz, bis auf leichte Schmerzen der linken Ferse, befanden sich sowohl die Beinmuskelatur als auch die Sehnen in einer erstaunlich guten Verfassung.
Wir sind dann gleich losgefahren und haben dann auf dem Weg nach Hugohausen in Fulda ein Stopp eingelegt und uns mit einer leckeren Pizza den verdienten Schmackofatz verdient.
Nun fuhr mein Körper natürlich runter und mich überkam eine Ganzkörpermüdigkeit. Grummi chauffierte mich nach Hause und ich genoss die heiße Dusche und das Hineingleiten ins Heiabettchen.
Das war es nun, mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Alles hat super geklappt und ich bin auch jetzt noch so happy.
Nochmals vielenlieben Dank an Grummi für die Unterstützung, Begleitung und Unterhaltung. Du warst mir eine große Hilfe !
Caba, auch dir ein riesen Dankeschön für deine spontane Hilfe !
Da ich ja leider keine Bilder oder Filmchen aus den oben genannten Gründen machen wollte, habe ich mein Erlebniss versucht auf diese Weise zu beschreiben bzw festzuhalten.
Ich hoffe, dass ich euch ein wenig unterhalten konnte. Ist nicht gerade meine Stärke, sodaß ich beim nächsten Mal die Cam wieder dabei sein wird.
Also dann, Hossa und Adios bis demnextos :)