Erst einmal meine herzlichen Glückwünsche an alle Ötzi - Teilnehmer dieses Chaoten - Forums. Interceptor: wahrscheinlich sind wir die ganze Zeit nebeneinander her gefahren... Ich war nämlich nur 1 Minute hinter Dir im Ziel.... Hier nun mein Bericht: Kurzversion: lt. Veranstalter: 238 Kilometer mit 5.500 Höhenmeter, lt. meinem Tacho: 227 km und 5.183 Höhenmeter 4 Pässe: Kühtai: 19 km lang, 1165 Höhenmeter - größte Steigung: 17,5% - Durchschnittssteigung: 7,5 % Brenner: 36 km lang, 705 Höhenmeter - größte Steigung: 11,7% - Durchschnittssteigung: 2,5 % Jaufenpass: 15 km lang, 1075 Höhenmeter - größte Steigung: 11,7 - Durchschnittsteigung: ca. 9% Timmelsjoch: 29 km lang, 1774 Höhenmeter - größte Steigung: Gesamtzeit: 11:23:07 Stunden - Altersklasse Platz 51 (von 51) - 89.te bei den Frauen Gesamt (von 157) und 2.819.er Platz Gesamt von 3.873 Finishern Nettozeit: 10:23 Stunden (hab tatsächlich mal wieder eine komplette Stunde nur fürs Essen, Trinken, Abkühlen und Toilettegehen gebraucht!!!) VORGEPLÄNKEL: in diesem Jahr hatte ich ziemlich genau 5.300 Kilometer mit dem Rennrad bis zum Ötzi erradelt. Leider keine richtigen Höhenmeter dabei. Freitag nach dem Frühstück holte mich Michael, ein guter Bekannter aus Willich, zu Hause ab und los gings auf die 820 km lange Autostrecke nach Sölden. Wir kamen am frühen Abend dort an und Michael konnte sich schon mal den ersten Teil des sonntäglichen Radausflugs anschauen. Was er dort sah, gefiel ihm ganz gut. Ich hab ihm dann auch schon den Einstieg zum Kühtai gezeigt und da wurde es ihm schon etwas mulmiger.... Wir holten schonmal ganz in Ruhe unsere Startunterlagen ab und hatten durch einen guten Tipp ein fantastisches Abendmahl in einer Pizzeria hoch über Sölden. Der Weg dorthin war extrem steil und anstrengend, man wurde aber zum einen durch eine wundervolle Sicht auf die 3.000er Gipfel rundum belohnt und später durch ein wirklich tolles Essen. Eigentlich wollte ich früh zu Bett gehen, aber.... vor meinem Fenster hörte ich Geräusche. Neugierig wie ich bin, huschte ich hinaus auf den Balkon und traf dort auf 2 männliche Ötzi - Teilnehmer aus der Nähe von Duisburg, die dort gemütlich im Dunkeln saßen, Bier schlürften und sich einen erzählten. Da setzte ich mich ja gleich mal dazu. Wurde sehr unterhaltsam und so kam ich dann erst gegen 23 Uhr in die Falle. Nach dem Frühstück fuhren Michael und ich mit der Kabinenbahn hoch auf 3.048 Meter und genossen bei wirklich sagenhaft gutem Wetter die Aussicht auf ein gigantisches Alpenpanorama. Bis zu den Dolomiten konnte man sehen. Auch die Auffahrt zum Rettenbachferner, die die Radprofis bei der Deutschlandtour in diesem Jahr bereits zum dritten Mal erklommen haben, konnte man gut erkennen. Wieder in Sölden angekommen, gingen wir schön Kaffee trinken und trafen dort unsere weiteren Teamkollegen vom Team Glück Engineering (Birgit, Kai und Killa), meinen treuen Begleiter Albert nebst Radkollegen Reinhard sowie meine beiden Zimmernachbarn. So saßen wir dann stundenlang in der Sonne und hatten richtig Spaß. Leider hab ich mir dabei dann auch einen Sonnenbrand im Gesicht und auf den Schultern geholt. Sonne in Sölden beim Ötztaler! Das ist ungefähr so wie, Wasser in der Wüste.... 1.000nde Radfahren machten Ihr traditionelles Show - Fahren durch Sölden. Manche sah man wirklich den ganzen Tag hoch und runter durch den Ort fahren. Da mussten wir uns natürlich auch noch einreihen. Allerdings wollte ich nur max. eine halbe Stunde fahren. Dabei stellte ich dann fest, dass mein Hinterrad blockierte! Mann, war ich sauer. Hatte ich das Rad doch noch zur Inspektion gegeben. Auch die Bremsen waren immer noch nicht so, wie ich es wollte. Beim Runterschlendern Richtung "Mampf" sah ich, dass das Söldener Radgeschäft noch offen war. Schnell lief ich zurück, baute das Hinterrad aus und brachte es zum Zentrieren dort hin. Um 19 Uhr holte ich es ab und war heilfroh, dass ich so eine Sorge weniger hatte. Wir wollten dann in einer Pizzeria was essen, wurden aber vom Kellner völlig ignoriert, weshalb wir dann wutentbrannt wieder durch den halben Ort zur Ötztal - Arena trabten um dort die Einheits - Nudelpampe zu essen. Vorm Schlafengehen machten wir noch ein Sit-in bei mir auf dem Balkon, bei dem mir die Jungs wieder das Hinterrad einbauten (ziemlicher Akt) und wir uns gegenseitig noch etwas Mut für das anstehende Event machten. Wurde ziemlich lustig. Einschlafen konnte ich leider nicht besonders gut und war dann auch schon gegen 3 Uhr wieder wach. WETTKAMPF: Knapp 4.700 Teilnehmer waren gemeldet. So viele wie noch nie! Wir gingen trotzdem erst 20 Minuten vorm Start los um uns dann nach dem Startschuss um 06:30 Uhr seitlich reinzumogeln.. Klappte auch ganz gut. Die 32 km bergab von Sölden nach Ötz ließ ich es erst mal ganz ruhig angehen. Letztes Jahr bin ich hier schon mit Maximalpuls runtergerast! Die Einfahrt ins Kühtai klappte sehr gut. Es war natürlich sehr voll. Aber die Kollegen scheinen sich besser auf diesen Wettbewerb vorzubereiten. Es kippte keiner mehr um und es verschaltete sich auch niemand. Irgendwie hatte ich den Anstieg anders in Erinnerung. Ich kam die 19 km zwar ganz gut hoch, hatte aber ganz und gar vergessen wie steil das Ding ist! Oben angekommen, kurze Pause, was übergezogen und dann ab in die Abfahrt. Albert hat oben auf mich gewartet, war aber in der Abfahrt auch mal wieder schneller als ich. Irgenwie hatte ich kein richtiges Vertrauen in mein Fahrrad und eierte den Pass mit angezogenen Bremsen runter. Unten angekommen war es schon richtig warm. Im Brenner - Aufstieg entledigte ich mich dann meiner Knielinge, Armlinge und Windstopper - Jacke. Der Brenner lässt sich sehr gut fahren und ich war auch richtig gut drauf. Oben angekommen war richtig was los an der Verpflegung. Mal wieder gingen 20 Minuten wegen Essen und Trinken ins Land bevor wir uns nach kurzer Abfahrt vom Brenner auf den 15 km langen Anstieg zum Jaufenpass freuen konnten. Glücklicherweise schien die Sonne nicht, als wir uns in die Rampe begaben, die im Schnitt 10% Steigung aufweist und die kontinuierlich. Aber auch damit kam ich gut zurecht. Albert und sein Kumpel Reinhard waren eine Klasse für sich. Ich konnte nicht annähernd mithalten. Kurz hinter der Baumgrenze kam Olaf, mein Zimmernachbar an mir vorbei, den ich gleich mal begrüßte. Ich war sehr erstaunt, dass er mich erst hier überholte... Nachher gab er dann bekannt, dass er in diesem Jahr kaum Rad trainiert hat.... War dann doch froh, als ich endlich oben war, obwohl ich im vergangenen Jahr wesentlich mehr gelitten habe. Oben stopfte ich alles Essbare in mich hinein, was ich nur kriegen konnte und fuhr dann, nur mit Windstopperweste (ohne Armlinge) die 20 km Rampe runter nach Südtirol, wo uns sagenhafte 36°C im Schatten erwarteten!!!!!!!!!!!!!! Leider konnte ich nicht mehr ausziehen.... Direkt nach der Abfahrt vom Jaufenpass beginnt die 29 km lange Pass - Strasse zum Timmelsjoch. Nach 174 km in den Beinen fährt man in diesen Sch... Berg hinein. Anfangs noch angenehm aber dann kommt eine kilometerlange Rampe, voll in der Sonne, die mir wirklich alles abverlangte. Das Tacho zeigt manchmal nur noch 6 km/h an und ich begann schon langsam zu fantasieren. Immer mehr fingen an zu schieben oder verweilten am Straßenrand, wo eine kühle Quelle die erhitzten Körper abkühlte. Irgendwann hielt ich dann auch an einer solchen Quelle an und traf dort: Olaf, meinen Zimmernachbarn. Der kriegte schon so langsam Verfolgungswahn... Das kalte Wasser tat mir sehr gut und ich konnte hinter einem Italiener bis zum "Speckmichel", der Verpflegung 12 im vor der Passhöhe her fahren. Albert wartete natürlich schon auf mich. Ich war ziemlich kaputt und sagte ihm das auch. Immer wieder hat er mich an den Verpflegungsstellen aufgebaut und aufgemuntert. So auch an dieser. Echt nett. Die letzten 12 km zogen sich dann erwartungsgemäß wie Kaugummi. Wesentlich schneller als 7 km/h wurde ich leider nicht mehr. Auch die herrliche Aussicht konnte ich nicht mehr wirklich genießen. Oben angekommen wusste ich, dass mich nach 5 km rasender Abfahrt der allseits gefürchtete Gegenanstieg zur Mautstelle erwartete. Aber auch dies wurde dann irgendwie gemeistert. Zum Ziel ging es dann nur noch bergab. Fast hätte ich dann auch noch tatsächlich meine Bestzeit geschafft. Es fehlten nur 7 Minuten! Zwischendurch war ich am zweifeln, ob ich es überhaupt unter 12 Stunden schaffen würde. Nach 11:23 h fuhren Albert und ich einträchtig nebeneinander ins Ziel wo wir uns dann heftigst umarmten und sehr froh waren, es geschafft zu haben. Da es noch schön warm war, beschlossen wir an der Zielverpflegung auf Michael zu warten. Als er jedoch nach einer knappen Stunde noch nicht eintraf, gingen wir ins Hotel, da wir uns selber nicht mehr riechen konnten und es auch langsam kälter wurde. Die Dusche war eine wahre Wohltat. Olaf war schon lange da und wartete auf seinen Kumpel Manni. Vom Balkon konnten wir direkt auf die Radstrecke sehen. Michael war immer noch nicht da und ich begann mir langsam Sorgen zu machen. Mit Albert und Reinhard ging ich dann schonmal Richtung Ziel und "Mampf", wo wir dann auf die restlichen Glück - Team - Mitglieder trafen, die allesamt Bestzeiten gefahren sind. Kai ist 8:48 h, Killa 9:23 und Birgit 11:48 h gefahren. Alle waren happy. Nur ich nicht so wirklich. Aber nur wegen der Zeit. Alles andere hat mir auch sehr gut gefallen heute. Dann stand auf einmal Michael vor uns, der mit den Worten "Nie wieder mach ich so eine Scheisse" herzlichst von mir in die Arme genommen wurde. Was war ich froh, dass ihm nichts passiert ist. Er fand die Abfahrt vom Jaufenpass am Geilsten:"Das war wie Motorradfahren - so eine geile Abfahrt". Er wollte nur noch duschen, was essen und ins Bett. Wir sind nach dem Mampf noch mit alle Mann in eine Apres-Ski Kneipe und haben uns dort noch bis Mitternacht ein paar Bierchen getrunken. Am nächsten Morgen war ich schon früh wach, ging aber erst gegen halb neun frühstücken. Unsere Wirtin beglückwünschte jeden mit Handschlag zu seinen Leistungen. Dann war schon wieder Abschiednehmen angesagt. Wie schnell ist so ein Wochenende vorbei. Gräßlich. FAZIT: Eigentlich will ich ja nächstes Jahr nicht mehr beim Ötzi starten, da ich mich für Roth angemeldet habe. Aber man könnte ja vielleicht doch eine RTF - Fahrt daraus machen. Endlich mal die schöne Aussicht bewundern. An jeder Verpflegung 30 Minuten verweilen und in Ruhe essen... Wer weiss, vielleicht....