Hallo, Ihr Lieben, seit vergangenen Samstag ist die Saison 2010 für mich vorbei. Ein Radsturz bei der RTF in Gevelsberg hat mich von allen weiteren Wettkampfvorhaben dieses Jahr befreit... Der Samstag, 28.08 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Völlig fertig wachte ich morgens auf und hoffte eigentlich einen regnerischen Morgen vorzufinden. Aber nein: die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Sch.... Ich hatte mich mit DRM verabredet, den ich vor einigen Wochen bei einer RTF kennengelernt hatte. Ich rief noch kurz vor ihm an um seine Stimmung abzufragen, die da hieß "wir haben jetzt wohl keine Entschuldigung, was?". Also ab ins Auto. Auf der A46 hatte ich dann schon voll den fetten Stau. Starten konnte man bis 11 Uhr. Ich kam 20 Minuten zu spät, doch DRM hatte bereits die Startnummer für mich mit besorgt. Als ich alles ausgepackt hatte fing es an zu regnen. Weicheimäßig verzogen wir uns ins Auto um den Regenguß im Trockenen abzuwarten. Gegen 12 Uhr kamen wir dann endlich los. Nach 3 km fehlte bereits das erste Schild an einer großen Kreuzung, also fuhren wir geradeaus, was natürlich falsch war. Wieder eine Viertelstunde verloren. Nach ca. 30 km kamen wir an die erste Verpflegung, die schon abgebaut hatte. Wir bekamen allerdings neben guten Worten noch einige Bananen und was zu Trinken. Doch dann kam schon der Wagen mit den "Abschilderern". Also nichts wie los, damit wir Vorsprung hatten. Ich kam DRM nicht mehr nach und verzweifelte bald an meiner schlechten sportlichen Verfassung, war er doch vor einigen Wochen noch wesentlich schwächer als ich im radeln... Bald fand ich des Rätsels Lösung: ich hatte einen schleichenden Platten im Hinterrad. Natürlich hatten wir beide keine Pumpe mit!!!!!! Mitten in der Pampa fanden wir ein Gehöft mit einem älteren Ehepaar, von denen der Mann zuständig für Fahrradpumpen war. Und: oh Wunder, die passte sogar auf mein Ventil. In Angst vor dem "Abschilderer" pumpte ich nur auf ohne den Schlauch zu wechseln (ja, einen Schlauch hatte DRM dabei, nur keine Pumpe). Nix wie weiter in einen dichten Wald, wo uns prompt der nächste Regenschauer erwischte. Wir entschieden uns unter einem dicken Baum stehen zu bleiben. DRM berichtete, dass er bei jeder Kleinigkeit eine Erkältung bekäme worauf ich ihm direkt samariterhaft meine Regenjacke lieh und mir nur die Armlinge überstreifte. Da holte uns der "Abschilderer"ein. Mein Hinterrad war in der Zwischenzeit wieder platt und der "Abschilderer" hatte selbstverständlich keine Pumpe dabei. Man gab uns noch gute Tipps, wie wir auch ohne Hinweisschilder wieder zurück nach Gevelsberg kommen würden und suchten dann nach dem nächsten Gehöft mit Pumpe. Auch hier war der erste Klingel ein Treffer. Jetzt wurde allerdings unter den Blicken von 2 Söhnen und dem Vater des Hauses der Schlauch gewechselt. WOHLTAT! Wir kamen dann auch irgendwann an der Stelle vorbei, wo sich mein Ex Sven mal vor Jahren abgelegt hatte. Ich konnte mich noch gut erinnern, dass weder an der Verpflegung, die kurz danach kam noch im Ziel irgendwelche Sanitäter oder Verbandmaterial zu finden war. Das Krankenhaus hatten wir damals auch nicht gefunden... Die Verpflegung war jetzt woanders. Direkt an der Ennepetalsperre, herrlich gelegen. Da wir ohnehin schon so viel Zeit verloren hatten, ließen wir uns dort richtig Zeit und ulkten nur rum. DRM meinte, dass er gar kein Handy dabei hätte. Darauf meinte ich, dass ich auch keines mitgenommen hätte, denn er hat ja auch keins mitgenommen... hihihihihih. Wir schauten uns noch in Ruhe die gewaltige Staumauer an und wurden auch noch mehrfach fotografiert. Irgendwann rissen wir uns dann von der malerischen Kulisse los und weiter gings in Richtung Ziel. Und schon wieder kam ein Wolkenbruch auf uns runter. Schnell unterstellen. Jetzt war auch Blitz und Donner dabei. Langsam wurde es richtig ungemütlich und KALT!! Nach einer guten Viertelstunde beschlossen wir trotz Regen weiterzufahren. Und dann war es soweit: SCHIENEN. Ich weiss noch, dass ich diese im 90° Winkel nehmen wollte. Wir waren schnell unterwegs, denn wir waren nass und es war kalt und wir wollten ins Ziel. Ich sehe noch DRM vor mir fallen und ich weiss, dass auch ich falle und dann ist alles weg. BLACK OUT... Ich "komme zu mir" im Saniwagen, wo ich die Sanis frage, wie ich denn nun hierher gekommen sei, wo ist mein Fahrrad, wo ist mein Begleiter. Die beiden sehen sich an und denken, ich wäre schizophren. Wie? Haben Sie das nicht mitbekommen? Nein, sage ich. Habe ich nicht mitbekommen. Oh, oh, war der Kommentar. Ich war also nicht bewußtlos, sondern stand wohl unter Schock. Die beiden wollten wissen, an was ich mich noch erinnern kann. Ich sage was Sache ist. Oh, oh, meinen die beiden. Zum dritten Mal in meinem Leben werde ich nach einem Radsturz mit Rettungswagen in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie immer habe ich erste Priorität. Vorbei an allen Wartenden werde ich direkt zum behandelnden Arzt gebracht. Die nassen Klamotten ziehen sie mir aus. Mir ist furchtbar kalt und bin am Zittern wie sonst was. Die nette Schwester besorgt eine Decke nach der anderen. Und ich bin immer noch am Zittern. Die Sanis wünschen mir gute Besserung, informieren den Arzt über meinen "Filmriss" und ich erzähle, was mir alles weh tut (so gut wie alles auf der rechten Seite). Ab zum Röntgen: ach ja, das Schlüsselbein ist gebrochen. Ich sage, Nein! das ist alt (ich habe mir mit 18 das Schlüsselbein gebrochen und es ist damals falsch zusammengewachsen). Bei allen 3 Radunfällen haben alle Ärzte einen Schlüsselbeinbruch diagnostiziert, der jedoch nicht existierte, weil es der alte Bruch war. Ich vermutete, das mal wieder die Bänder angerissen oder überdehnt waren. Man konzentrierte sich allerdings auf mein Hirn, wegen des BLACKOUTS. Also ab zum CT. Entwarnung. Keine Blutung, nix kaputt im Kopf. Aber wir müssen Sie 48 Stunden hierbehalten zur Beobachtung. Was!!!! Ich im Krankenhaus bleiben!!! Das gabs noch nie!!!! Das will ich nicht!!! "Es ist immer mal das erste Mal" sagt die nette Schwester zu mir. Flugs bekomme ich einen "Zugang" gelegt und prophylaktisch eine Tetanusspritze. Gegen 19 Uhr war dann DRM wieder bei mir und erzählte mir, was alles während meines "Blackouts" passierte. Er ist ja selbst auch gestürzt und sah mich, wie ich auf ihn zuschlitterte. Ich wäre direkt auf Schulter und Kopf aufgeschlagen. Der Helm hätte mehrfach auf dem Boden "aufgetitscht". Das hätte gar nicht gut ausgesehen. Er, der 8 Jahre lang, auf einem Motorrad "gelebt" hat, hätte sich mit dem Unterarm abgefangen und hätte deshalb "nur" Schürfwunden und etwas Nacken- und Rippenschmerzen. Ich hätte dann rumgewimmert und rumgezickt. Meine beiden Waden wären so dermaßen verkrampft gewesen, das er gedacht habe, ich hätte mir was gebrochen, so sehr standen die verkrampften Muskeln ab. Ich habe ihn dann wohl angefahrten:" das sind nur Wadenkrämpfe" als er sich behutsam nach meinem Wohlbefinden erkundigte. Da wir ja beide kein Handy dabei hatten, war er auf externe Hilfe angewiesen. Es hielten dann auch bald 2 Autofahrer an, von denen einer ortskundig war und den Rettungsdienst verständigte. Etliche Radfahrer fragten, ob Sie helfen könnten. Einer, der uns bei der Verpflegung an der Ennepetalsperre "erlebt" hatte und der uns wohl symphatisch fand, bot DRM an, ihn und die beiden Räder abzuholen, sobald er im Ziel sei. Die Polizei war auch da und nahm alles auf. Ich sagte denen meine ganzen Personalien. Funktioniert habe ich also, ich kann mich nur an nichts erinnern.... DRM musste 45 Minuten im Regen warten, bis ihn der nette Radfahrer tatsächlich abholte und zum Ziel brachte. Glücklicherweise dachte er daran, meinen Autoschlüssel mitzunehmen, da er seinen Autoschlüssel in meinem deponiert hatte... Ich wurde dann tatsächlich stationär aufgenommen und ich fügte mich dann meinem Schicksal zumindest eine Nacht im Krankenhaus zu Schwelm verbringen zu müssen. DRM fuhr mich noch schnell in ein Geschäft, damit ich mir das nötigste einkaufen könnte. Inuitiv hatte ich heute morgen Duschzeug und Wechselklamotten mitgenommen, was ich normalerweise nie tue. Mein Auto holte ich auch noch schnell in Gevelsberg und fuhr es selbst nach Schwelm (ist ja Automatik). DRM war auch völlig fertig und wollte unbedingt nach Hause. Ich bedankte mich ganz herzlich für seine Hilfe und er wollte sich am nächsten Morgen melden. Ich startete dann eine Telefonorgie. Da ich abends zu einer Geburststagsparty eingeladen war, musste ich dort erstmal absagen. Mein Mann musste informiert werden, mein Chef, meine besten Freundinnen und Freunde.... Der Pfleger, ein lethargischer Endvierziger, musste mir noch Kopfhörer für das TV besorgen und legte mir dann noch eine Infusion an (ich musste gleich an die 3 verstorbenen Säuglinge in Mainz denken). Er nahm denn Blutdruck (100:70, Puls 72) und meinte, das wäre in Ordnung. Ich klärte ihn dann auf, dass ich einen Ruhepuls von 45 hätte. Das wollte er gar nicht glauben. Ich lag im übrigen alleine in einem 3-Bettzimmer. Zum Glück. Ich kann es ja überhaupt nicht ertragen, wenn fremde Menschen im gleichen Raum mit mir nächtigen. Da ich genau gegenüber des Schwesternzimmer einquartiert wurde, war jedoch der Lärmpegel recht hoch, weshalb ich mir Oropax geben ließ. In der Nacht kontrollierte die Schwester 3 mal meinen Blutdruck, Puls und Pupillen und fragte mich jedes Mal, ob ich Schmerzen hätte. Wenn ich ruhig lag, hatte ich keine Schmerzen. Aber die Schulter machte mir schon Probleme und auch mein Kopf schmerzte. Nun ja, die erste Nacht überstand ich ganz gut. Zum Frühstück sonntags bekam ich Zwieback. LECKER!!!!!...:-( Ich hatte Hunger und seit der letzten Verpflegung auf der RTF hatte ich nichts mehr gegessen. Mittags gabs dann ein paar Nudeln mit Sauce und Braten. Ich schlang das Zeugs in mich rein... DRM kam mit seiner Freundin gegen 15 Uhr und die beiden blieben bis 17 Uhr, versorgten mich mit Büchern, Obst und netten Worten. DRM machte sich große Sorgen, da er ja vorgefahren war und somit die "Verantwortung" für mich hätte. Ich hoffe, dass ich ihn davon überzeugen konnte, dass ich auch gestürzt wäre, wenn er nicht vor mir hergefahren wäre. Da ich alleine im Zimmer war und Udo ohnehin in Süddeutschland war und ich von daher alleine zu Hause gewesen wäre, beschloss ich der Anweisung der Assistenzärztin zu folgen und bis Montag zu bleiben. Ich las noch in den Büchern von DRM und konnte leider gar nicht schlafen. Montags nahm ich noch ein gutes Frühstück ein und wurde dann als "beschwerdefrei" entlassen, obwohl kein Arzt mehr bei mir. Ich fuhr direkt zu meinem Hausarzt, dem ich alle meine Blessuren zeigte und ihm von meiner Schulter erzählte, die doch extrem schmerzte, wenn ich eine "falsche" Bewegung machte. Ich vermutete, dass die Bänder überdehnt waren. Mein Orthopäde, den ich besuchte, nachdem ich kurz zu Hause das Auto entladen und auf Arbeit war, meinte dann aber direkt, dass das Schlüsselbein gebrochen wäre. Das Röntgenbild bestätigte seine These. Krankschreiben lassen konnte ich mich leider nicht, da am Wochendende der 14. Willicher Triathlon auf mich wartet. Da muss ich wohl funktionieren, sonst funktioniert der Triathlon nicht. Hoffentlich kriege ich das alles so hin. Bin ziemlich am Ende. Heute war ich bis nach 20 Uhr auf der Arbeit. Meine rechte Hand ist dick angeschwollen. Ansonsten halten sich die Schmerzen, Gott sei dank, in Grenzen. Drückt mal fest die Daumen, dass ich das Wochenende gut überstehe und dass uns der Wettergott kein Schnippchen schlägt. Meine Vorhaben in Köln den Halbmarathon und in Frankfurt den Marathon zu laufen haben sich erübrigt. Mein Start in Krefeld am Sonntag kann ich gut vergessen. Bei dem Wetter war das sicherlich kein Vergnügen. In Ratingen hatte ich mich einige Stunden vor meinem Sturz angemeldet und habe jetzt beim Veranstalter gebettelt, mir die Startgebühr nicht abzubuchen. Mal sehen, obs was nützt. Eins ist mir klar geworden: das Ganze hätte mal wieder ganz anders ausgehen können. Letztendlich habe ich mal wieder viel Glück gehabt. Für irgendwas wird es auch gut gewesen sein. Ich weiss zwar jetzt noch nicht wirklich für was, aber sobald ich es weiss, lasse ich es Euch wissen. Bilder folgen noch....