RODGAU ULTRA Pre race Wecken ist verdammt früh für einen Samstag: Um sechs. Dann Frühstück mit Tee und Weißbrot bis halb sieben, anschließend kratzen Karin und ich das Auto frei um Sebastian in Fulda abzuholen. Kurz vor neun kommen wir in Dudenhofen an und bekommen sogar noch einen vernünftigen Parkplatz. Die Sporthalle wird jedes Mal voller, aber die Anmeldung geht recht flott und wir finden eine Platz um uns in aller Ruhe umzuziehen, zu dehnen und noch ein Power-Gel einzuwerfen. Den Weg zum Start (ca. 800 m) traben wir leicht und finden sogar noch ein freies Pinkel-Bäumchen. Strecke 10 x 5 km Km 0-1: Auf der Start-Ziel-Geraden noch eine Getränkestelle, ab 0,5 km beginnender rutschiger Untergrund Km 1-2: ganz leichter Anstieg, gefrorener Waldboden, sehr rutschig Km 2-3: Untergrund wird besser, bei 2,5 stehen die Erste-Hilfe Leute Km 3-4: Freier Asphalt, ganz leicht bergab, mit Abstand schnellster km der Runde Km 4-5: Viel Publikum, relativ griffiger Untergrund, Verpflegung (Tee, Wasser, Cola; Fruchtschnitten, Tuc- und Butterkekse, gute gefrorene Corny-Müsli-Riegel-Stücke, Obst), guter Sprecher: Motiviert zum Weiterlaufen Wetter Geschätzte –5° bis 0° C, kaum Wind, im Wald etwas frisch, auf dem offenen Feld angenehm warm Bekleidung Falke Lauf-Socken, Vaseline an den Füßen, Lang-Tights ungefüttert, Funktionsunterhemd, dünner Baumwoll-Pulli, Allzweck-Buffy um das Handgelenk und kleines Halstuch dort wo es hingehört, dünne weiße Baumwollhandschuhe Rennverlauf Km0-5: 5:35/5:42/5:35/5:01/5:39 Meiner Freundin Karin will in Vorbereitung Ihres ersten Marathon 30 km laufen und so verabschieden Sebastian und ich uns beim Start. Die Zeitnahme erfolgt elektronisch, so dass wir uns hinten anstellen und Zeit lassen können. Die erste Runde ist eh nur zum warmlaufen. Sebastian und ich zockeln locker los und überholen ab und an andere Läufer. Km5-10: 5:13/5:31/5:25/4:52/5:29 Ich verschärfe das Tempo etwas, den ich wollte schon zwischen 4:30 und 4:45 laufen, wir laufen weiter zusammen und unterhalten uns über alte und neue Zeiten. Km10-15: 5:22/5:34/5:23/4:54/5:31 Tempo immer noch im grünen Bereich. Das ungewohnte Rutschen führt zu ungewohnten Beschwerden im rechten Oberschenkel. Noch nicht dramatisch, muss ich aber im Auge behalten. Sebastian erzählt und erzählt. Der wird nicht eher aufgeben bis er zusammenbricht. Zumindest kenne ich ihn so. Deshalb darf er auch öfter mal die Pace machen. Die ersten überrunden uns: Der schnellste läuft locker in extremen Vorfuß-Laufstil vorbei. Steigt aber später aus. Der zweite keucht jetzt schon wie eine Dampflok, wird das Ding aber gewinnen. Km 15-20: 5:17/5:23/5:18/4:56/5:35 Wir halten weiterhin das Tempo. Ich versuche locker zu laufen, was auf den rutschigen 2,5 km der Strecke nie so ganz gelingt. Die Beschwerden betreffen nur das rechte Bein. Hätte ich jetzt schon überzogen, würde ich auch das andere spüren. Muss also am Untergrund liegen. Abwarten. Bin von Tiefkühl-Riegeln (sehr crunchy) auf Fruchtschnitten gewechselt. Zwei Becher warmen Tee an der Verpflege und ab und an eine Banane oder Rosinen sind nahe am Optimum. Km 20-25: 5:22/5:29/5:22/5:00/5:49 Bald ist Halbzeit. Die Schritte sind noch relativ locker, immer noch überholen wir fleißig. Vom Gefühl her etwas zu schnell, aber Sebastian scheint noch so locker, da will ich nicht schwächeln. Kurz vor Ende der Runde gibt er aber zu, seine Beine auch schon etwas zu spüren. Durchgangszeit ist unter 2:15. Km 25-30: 5:37/5:49/5:42/5:11/5:48 Dafür, dass wir die erste Runde etwas gebummelt haben, waren wir flott unterwegs. Weil es aber immer noch 25 km sind nehme ich das Tempo etwas heraus. Ich glaube, auch mein Lauffreund ist dankbar. Es wird eine sehr schöne und lockere Runde. Die nächsten drei sind die härtesten. Das kenne ich Km30-35. 5:31/5:52/5:44/5:16/5:52 1,5 km vor dem Wendepunkt taucht die gelbe Buffy meiner Freundin auf, und kurz vor der Wende haben wir sie eingeholt. Letztes Jahr war sie bei km 30 den Tränen nahe, jetzt ist sie 10 Minuten schneller, sieht noch locker aus und will noch 5 km dranhängen. Jetzt bin ich den Tränen nahe... Km35-40: 5:48/6:11/6:05/5:46/6:12 Sebastian schwächelt. Endlich. Ich habe ihn abgehängt. Zurückschauen gilt nicht, also bin ich dann doch überrascht als er bei 38 wieder da ist. Na ja, ist halt jung und kann so ein Tief auch durchstehen. Oder....? Km 40-45: 6:16/6:33/6:25/5:47/6:33 Die Beine sind jetzt langsam müde. Sehr müde. Die Motivation und die körperliche Fähigkeit, das Tempo hochzuhalten sind irgendwie abhanden gekommen. Ich rutsche mit Mühe über den Schnee. Sebastian hat 300 m Vorsprung. Aber wie ich geahnt habe: Nach Erreichen der Marathon-Marke (3:55) ist Schluss: Er geht bis 45 und steigt dann aus. Pumpe. Platt. Km 45-50: 6:21/6:47/6:33/5:53/5:xx Letzte Runde. Keine Euphorie. Warum tue ich mir das immer wieder an? Das ist jetzt mein 21.Marathon und beweisen muss ich mir nichts mehr. Aber ich weiß, dass ich nächstes Jahr wieder hier sein werde. Und sei es nur, um meine Überheblichkeit etwas zu dämpfen. Das ist eigentlich der Grund, weshalb ich Ende Januar als Triathlet einen Ultra laufe: Um keine Höhenflüge zu bekommen. Mark Allen hat mal gesagt: „Ein Ironman ist ein Lektion in Sachen Demut“. Das ist ein Marathon auch. Ich bin wieder demütig. Und nach 4:45 auch im Ziel. Auch platt. Aber wieder ein Stück weiter gekommen in meinem Kopf. Post-race und Fazit Sebastian hat seine Marathonzeit um 30 Minuten verbessert, ist aber ausgestiegen. Licht und Schatten. Karin ist todmüde aber überglücklich bis 35 gelaufen. Endzeit ca. 3:48. Der Rom-Marathon kann kommen. Bei meinem Top-Wettkampf des Jahres ist letzte Disziplin Marathon mit 500 Höhenmetern. Da der Start des Rennens um Mitternacht ist und alle 4 vorhergehenden Teilstrecken auch Kracher sind, reicht meine derzeitige Laufform nicht. Zum einen muss ich regelmäßig 30er laufen (LGee – Du hast recht. Warum müssen Frauen immer Recht haben?): 20 km mit Karin und dann nach mal 10 drauf mit etwas höherem Tempo. Zum anderen muss ich auf dem Rad und Mountainbike genügend Substanz haben, um locker den Cut zu schaffen und darf muss auf den Inlinern einfach locker bleiben können. „Wetten dass“ am Abend verschlafe ich fast ganz, statt uns eine Pizza kommen zu lassen machen wir uns über Schokolade, Chips und Gelee-Bananen her. Hat eine höhere Energiedichte und nach so einem Lauf darf man auch mal sündigen. Oder? Gruß Jimmi