Ich hatte diese Woche keine Zeit was anderes zu tippen, deshalb hier nur ein etwas aufgewärmter Wettkampfbericht aus dem letzten Jahr. Bilder ließen sich leider nicht reinkopieren. Caba sagt aber daß es die im März gibt, wenn die Traffic-Uhr wieder auf Null springt. :? Biel liegt in der Westschweiz und ist neben der dort ansässigen Uhrenindustrie seit über 40 Jahren bekannt für einen Wettkampf, den die Läufer als „Nacht der Nächte“ bezeichnen. „Irgendwann läufst Du in Biel“ heißt es. Und ich lief dieses Jahr diesen legendären 100 km Lauf durch die Schweizer Nacht mit. Der Tag vor dem Start: Die Temperaturen sind für mich mit 30°C ungewohnt hoch. Ich und meine Betreuerin Karin verbringen ihn möglichst kraftsparend im Strandbad und versuchen noch ein paar Stunden Schlaf zu tanken. Natürlich gehen wir noch ins recht kühle Wasser und legen uns in feuchten Badehöschen in die Sonne. Hätte ich nicht machen sollen. So oft wie ich in den Stunden danach bis zum Start auf dem Töpfchen war, ist unglaublich. So hab ich gleich geschätzte 5 km Erwärmung absolviert. Die letzten Wochen waren gekennzeichnet durch für mich sehr hohe Laufumfänge von bis zu 80 km pro Woche, aber seit einigen Tagen gilt es nur noch, möglichst erholt in den Wettkampf zu gehen. Vor allem viel Trinken ist wichtig. Um acht Uhr abends wird es langsam ernst: Neben der Bekleidung wird die Ausrüstung ein letztes Mal geprüft. Lampe, Trinkflasche, Startnummer, Pulsmesser, Kilometerzähler. Die gefährdeten Stellen des Körpers wie Achselhöhlen und Füße werden eingefettet oder abgeklebt. Um halb Zehn Uhr gehen die Betreuer auf Ihren Rädern geschlossen auf die Strecke um bei km 20 auf uns zu warten. Kilometer 0-20: Punkt zehn Uhr werden die Läufer in der Dämmerung auf die Reise geschickt. Tausende von Zuschauern lassen fast vergessen, was noch vor uns liegt. Ich versuche locker zu laufen, den Puls nicht zu hoch und trotzdem nicht zu bummeln. Das Rennen wird sehr lang werden. Ungewohnt sind die immer noch sehr hohen Temperaturen. Schon nach wenigen Kilometern bin ich schweißgebadet. Gut, dass ich eine Trinkflasche dabei habe. Kilometer 20-40: Es ist Mitternacht. Mein Coach erwartet mich in Lyss und wird mich bis ins Ziel begleiten, versorgen und aufmuntern. Der Anblick einer schier endlosen Kette von rot blinkenden Rücklichtern vor uns wird zum vertrauten Bild werden. Die erste größere Steigung schaffe ich noch ohne Mühe. Doch schon jetzt merke ich, dass ich mein Tempo etwas zurücknehmen muss. Vor allem die ungewohnte Lauferei auf Asphalt macht mir etwas zu schaffen. Immerhin wird es langsam angenehm kühl. Kilometer 40-60: Die Nacht an sich ist angenehm. Ich denke lieber nicht an die vielen Stunden, die noch vor uns liegen. In jedem Ort sind immer noch Leute in den Kneipen und feiern die Läufer euphorisch, jede der Verpflegungsstelle ist ein strahlender Haltepunkt in der Nacht. Ich bin von Isogetränk auf Gemüsebrühe und Wasser umgestiegen, nachdem mir zwischenzeitlich etwas schlecht war. Meine Betreuerin friert. Auch Sie hat zu leiden. Die Morgendämmerung kündigt sich an. Es ist schwer sich zu motivieren, wenn man die ganze Nacht schon gelaufen ist und immer noch mehr als einen Marathon vor sich hat. Wenn ich gehen würde, bräuchte ich für 5 km eine Stunde. Diese einfache Rechnung lässt mich die Gehpausen nach den Verpflegungsstellen nie zu lang werden. Kilometer 60-80: Für 10 km werden wir von unseren Coaches getrennt. Über einen unebenen Fußweg geht es an einem Flusslauf entlang. Der Tag bricht an, es ist schön kühl. Der Untergrund kommt mir entgegen: Weichere Waldwege sind für mich wie Training. Bei km 70 warten die Radfahrer, durchfroren und müde. Kilometer 80-90: Endlich ein Ende in Sicht. 20 Kilometer sind eine greifbare Distanz. Dazu wieder unbefestigte Weg. Es geht mir gut, ich überhole mit lockerem Schritt viele Läufer, bis die immer höher stehende Sonne zur Vorsicht mahnt. Wenn ich weiter so schnell laufe ist die Gefahr groß, auf den letzten Kilometern noch zu überziehen. Es heißt viel trinken und die Ruhe bewahren. Kilometer 90-100: Es wird schwer. Wir haben zehn Uhr vormittags, kaum Schatten und schon reichlich hohe Temperaturen. Die Steigungen rauf wird gegangen, der Schmerz beim wieder Anlaufen ist die Hölle. Karin läuft zum wiederholten Mal, das Fahrrad schiebend, neben mir um mir Mut zu machen. So bewältigen wird auch die letzten 3 Kilometer und finishen nach 12:26 Stunden dort, wo wird vor Ewigkeiten gestartet sind.