Ich hab am Wochenende mal eine Art "Unfallbericht" gemacht. Leider sind die Bilder, die Udo von meinen Blessuren gemacht hat verschwunden. Schade, schade, schade... Also hier kommt der Bericht: Am Samstag, 15. September hörte für mich die Saison 2006 abrupt auf! Udo und ich beschlossen trotz des gut angesagten Wetters nicht zum Nürburgring zu fahren (Rad am Ring) sondern bei der RTF in Moers zu starten. Gesagt – getan. Kurz nachdem wir losradelten, überholte uns ein einzelner Radfahrer, dem wir uns anschlossen. Wir machten dann in der 3er Gruppe ordentlich Tempo und hatten bei der 3. Verpflegung einen beachtlichen 34iger Schnitt auf der Uhr. Nach dieser besagten 3. Verpflegung fuhr ich vorne. Es ging über eine Autobahn drüber und ich machte ordentlich Druck. Udo musste dann wohl zeigen, wie toll sein neues Carbonrad läuft und überholte, nicht ohne mir dabei die Zunge rauszustrecken. Thomas, unser Mitstreiter, wollte sich dann reinhängen, merkte aber, dass ich nicht mehr konnte und wartete auf mich um mich wieder ranzufahren. Wir waren dann gerade wieder dran, als Thomas plötzlich vor mir stürzte. Ich war direkt hinter ihm und konnte gar nix mehr machen. Also: Augen zu und durch. Ich fing schon im Fliegen an zu schreien. Ich ging voll über den Lenker, kam mit dem Kopf vorne rechts zuerst auf (ja, natürlich hatte ich einen Helm an), die rechte Schulter folgte, dann die linke und dann der Rest. So lag ich dann auf dem geteerten Feldweg irgendwo bei Kerken und war nur am Schreien. Udo beruhigte mich dann wieder und rückte mir den Helm etwas aus der Stirn, weil sich dort eine Schwellung bildete. Den Helm sollte ich aber anbehalten. Thomas fragte einen Bauern, wie den wohl dieser Weg heisst, damit er einen Krankenwagen rufen konnte. Es kam allerdings erst mal die Polizei. Die nahm von uns allen die Daten auf und fragte, was mir alles weh tun würde. Mir tat erst mal die Stirn vorne rechts total weh, aber den Helm durfte ich immer noch nicht ausziehen. Dann taten mir die Schultern weh. Ein netter Radkollege zog sein Hemd aus um es mir untern den Kopf zu legen. Und so warteten wir auf den Rettungswagen, der erst nach ca. 20 Minuten eintraf. Irgendwie zogen die mich auf die Füße und hievten mich in das Gefährt. Mein Trans – Alp - Finisher – Trikot war total zerrissen und so erlaubte ich den Sanitätern es kaputt zu schneiden, damit sie mir die Schultern versorgen konnten. Ach ja, Halskrause hab ich natürlich auch bekommen. Udo und Thomas fuhren dann nach Moers zurück, Udo nahm mein Rad mit (20 km mit 2 Rädern – das ist auch eine beachtliche Leistung). Der Rettungswagen schien keine Stoßdämpfer zu besitzen. Er fuhr durch jedes Schlagloch und mir wurde fast schlecht vor Schmerzen. Der Blutdruck war bei der ersten Messung bei 100 zu 60, bei der zweiten Messung aber schon fast wieder normal bei 130 zu 80. Mit der Trage fuhren die mich dann in Geldern in die Notaufnahme. Dort ging es zu wie im Taubenschlag. Ein Arzt und eine Schwester (ich bin Schwester Elke, begrüßte sie mich) hatten Dienst und mussten sich um mich, eine ausgekugelte Schulter und ein schwerverletztes Kind kümmern. Der Wartesaal war zudem voll. Größtenteil waren das wohl Ausländer, ich verstand nämlich kein Wort von dem, was die sagten, als ich nachher in meinem Bettchen auf meine Röntgen – Assistentin wartete. Der Arzt war obercool, stellte sich natürlich gar nicht vor, klopfte mir auf den Kopf und piekste überall hin, wo er was schmerzhaftes vermutete und was ich ihm durch Aufschreien bestätigte. „Tja, das muss dann wohl geröntgt werden. Das kann jetzt was dauern, wir haben da noch andere Notfälle“. Also wurde ich raus in den Wartesaal geschoben. Da ich nur meine kurze Radhose und ein Top anhatte, deckte man mich zu, damit die Wartenden mir nix wegguckten konnten. So lag ich dann ca. eine halbe Stunde da rum bevor ich dann eine weitere halbe Stunde von allen Seiten geröntgt wurde. Udo kam dann auch gerade als das Röntgen vorbei war. Der Arzt konnte keine Brüche feststellen und schickte mich nach Hause. Ich ging noch zur Toilette und sah zum ersten Mal mein Gesicht im Spiegel. Das sah nicht gut aus! Ich bekam einen Riesenschreck: die rechte Stirn war striemenartig gerötet, neben dem rechten Auge wurde es bereits blau bis zum Ohr hin. Und eine schöne Schwellung. Es sah aus, als hätte ich eine ordentliche Schlägerei gehabt. Gehen ging schwer und tat weh. Die Autofahrt war am schlimmsten. Da merkte ich erst, das nicht nur die hinteren Rippen weh taten sondern die vorderen oben ebenfalls. Also kurz zusammengefasst: leichte Gehirnerschütterung, großflächige Schürfwunde an der rechten Schulter, eine kleinere an der linken Schulter und Rippenprellungen. Ich vermutete, dass auch die Bänder der rechten Schulter in Mitleidenschaft gezogen worden sind, da die Schmerzen dort anders waren als die der Prellungen. Der Nacken war natürlich auch gestaucht und tat weh. Ich wusste an den ersten beiden Tagen gar nicht, was ich zuerst kühlen sollte. Das Aufstehen vom Sofa, bzw. aus meinem Wasserbett war 3 Tagelang eine Höllenqual und wurde dann nach und nach besser. Die Schulter tat allerdings immer konstant weh. Am Donnerstag, 28.09.2006, 12 Tage nach dem Unfall, stand morgens der untere Teil des rechten Schlüsselbeins ca. 1 cm raus!!!!!!!!!!! Nachdem ich vor lauter Schreck zuerst zu meinem Hausarzt fuhr, schickte der mich zum Unfallchirurgen. Ich ging zu dem, der mir damals die Schultereckgelenksprengung wirklich gut behandelt hat und der meinte, dass die Bänder wohl doch einen mit abgekriegt hätten. Das Schlüsselbein wird am unteren Ende durch Bänder in Position gehalten und wenn diese angerissen oder überdehnt sind, dann kann der Knochen sich aus seiner Position rausbewegen. Wahrscheinlich wird er jetzt auch immer so weit rausstehen, was wirklich klasse aussieht. Aber er sagte, eine OP würde keine funktionelle Verbesserung herbeiführen und eine Narbe hinterlassen. Na super. Nun ja, dann wollen wir mal abwarten, wie lange ich jetzt noch ohne Sport leben muss. 2 Wochen hab ich schon hinter mir. Lange Spaziergänge kann ich schon machen, aber das war es auch schon.