Ja, hab das Dingen über 600 km auch nach Hause gebracht.
Bin um Punkt 08.00 Uhr am Samstag losgeradelt und habe bis exakt 18.30 Uhr am Sonntag gebraucht. Allerdings ohne größere Ruhepause. Dafür mit meiner ersten Panne seit fast viertausend Kilometern, Durchschlag hinten kurz nach dem Start, also noch voller Adrenalin und Motivation und genau so voll abgebremst. Aber Ugäng und Daisy hatten ein Einsehen und halfen und dann gings auch wieder ab.
Im letzten Jahr kam ich nach zwei Stunden Dösen in des Veranstalters Garten nicht mehr in den Tritt. Deshalb gabs heuer irgendwo in Holland am Pfingstsonntag um 07.30 Uhr nur ein kleines Ratzerchen an einer Bushaltstelle. Bis mich ein Hund mit einem Rentner an der Leine beschnüffelte. Was er erschnüffelte, fand er aber nicht so prall, wird wohl seine olfaktorische Wahrnehmung auf unbestimmte Zeit erheblich beeinträchtigen.
Zwischendurch habe ich nach der ersten 300er Schleife (Belgien, Eifel), in Kevelaer angekommen, das Rad gewechselt, weil mir mein neuer Randonneur mit seinen 17,5 kg incl. Tasche mit den ganzen Höhenmetern den A... aufgerissen hat. Danach wars auf dem Rennrad während der zweiten 300er Schleife Richtung Veluwemeer, Nordniederlande, wegen des bescheidenen schmalen Sattels auch nicht viel besser. Aber bei so einem langen Kanten muss eh jeder auf seine Weise mal mehr, mal weniger beißen, sonst gehts nicht. Ich eben auch.
Mit dem Wetter hatten wir zwar etwas mehr Glück als bei den vorangegangenen Brevets, aber die Eifel war wieder schweinekalt; ich weiß nicht, wie die das immer hinkriegen!? Ich habe noch bis 10 Uhr am Sonntag nachgefroren, dann aber wurde es richtig Pingstwetter für kurz/kurz. In Holland war jeder auf dem Rad unterwegs oder im Auto oder zu Fuß oder mit 180 Sachen aufm Deich mit nem Motorrad. Die Heizer haben uns Schnecken dort als Hindernishütchen benutzt - nach dem Motto "kommste vorbei, ist gut, wenn nicht, auch schnurz ....".
Untergang schrub ja schon - einen guten Teil sind wir zusammen gefahren, dann hat uns das Bermudadreieck um Simonskall (Eifel) getrennt und jeder randonnierte seiner Wege.
Mal fährt man in einem Trüppchen mit, was vor allem nachts seine psychologischen Vorteile hat. Mal fährt man kurz vor oder hinter einem Brevetkollegen, lässt sich ein bisschen ziehen, oft gings auch alleine durch die teils sehr schöne Landschaft. Man erkennt die Brevetprüflinge fast immer unter den vielen anderen Radfahrern. Stets mit etwas mehr Gepäck, mit etwas anderen Rädern, auch mit etwas schwererem Tritt und mit gelber Weste oft noch am Tag. Nachts sind das sowieso die einzigen Bekloppten, die durch die Dörfer strampeln, abgesehen von einigen reichlich hochprozentigen in den kleineren Gemeinden, die von links nach rechts über die Wege und dann nach Hause radeln. Ich wurde bei einem Trinkstopp um 23.30 Uhr in einer Kneipe von sehr netten Holländern auf eine Cola eingeladen. Da standen zwanzig Fahrräder vor der Tür und drinnen waren alle zwanzig Besitzer sternhagelvoll. Es war schon lustig dort, ich hätte auch bleiben können ....
Wie sich das Feld von diesmal 125 FahrerInnen über solch eine lange Strecke entzerrt, mag man schon daran erkennen, dass es für die Ankunft im Ziel am Sonntag einen langen Zeitkorridor gab: ab 02.44 Uhr am Sonntag früh bis 24.00 Uhr am Sonntag in der Nacht. Das nutzt auch jeder auf sein Weise.
Die Ausrichter in Twistedden stehen übrigens auch von Freitag bis Sonntag spät nachts standby für alle. Machen Essen, sind für Notfälle und Aufmunterungen da, erledigen den bürokratischen Kram und so weiter. Es gibt keinen Verein dahinter, alles Ehrenamt und persönliches Engagement. Find ich toll!
So, Mensch und Material erholen sich bei mir auch noch etwas (vor allem die Sitzebene) und ich will mal sehen, ob ich dann PBP angehen kann. Ich bin vorsichtig optimistisch.