Mein Bericht zum diesjährigen Goldsteig ist fertig. Rechtschreibfehler und kleinere redaktionelle Fehler sind beabsichtigt bzw. mir wurscht.
GOLDSTEIG ULTRARACE 2018
Fr,14.09.2018-Fr, 21.09.2018 - 661 km, 15686 hm
Marktredwitz-Güteland-Seebachschleife-Philipsreuth-Passau- St.Engelmar- Güteland
1. Etappe Marktredwitz-Leuchtenberg; 88 km, 1690 hm, 11:01h
Fr, 14.09.2018, 12:10 - Fr, 14.09.2018, 23:11 Uhr
Am Freitag, den 14.09.2018, um 12:10 Uhr begann mein neues Abenteuer auf beim GOLDSTEIG ULTRARACE über knapp 661 km. Es galt nach meiner Premiere im Jahr 2014 den Lauf erneut erfolgreich zu absolvieren. Das Wetter passte und ich fühlte mich körperlich fit. Meine Dropbags waren mit ausreichend Futter (Pickups, Müsliriegel, Pfefferbeißer, Paprikabeißer) gefüllt. Was sollte da schief gehen.
Die erste Etappe von Marktredwitz bis Leuchtenberg (88 km, 1690 Hm) begann ich zunächst kontrolliert. Wir liefen mit den "Sprintern" über 166 km los. Von einem deren schnelleren Läufern und späteren Sieger ließ ich aber nicht irritieren und lief kontrolliert meinen Stiefel. Trotz meiner defensiven Geschwindigkeit kam ich im Feld immer weiter nach vorne, sodass ich bereits bei Kilometer 35 und einer Gratis "Bio-Apfel To-Go-Stelle" auf der langen Kante mit einem geringen Vorsprung an der Spitze war. Trotzdem lief ich weiter kontrolliert und konnte mich bis zum Ende des ersten Abschnitts weiter an der Spitze behaupten. Bis dahin lief sogar zwischendrin Robert Kovacs an mich heran. Bis zum Verpflegungspunkt konnte ich mich aber noch vor ihm halten. Auch hier noch ein Dank an Karin Forster und Freundin, welche bei Kilometer 60 und 67 einen zusätzlichen und äußert üppig ausgestatteten Verpflegungstand zur Verfügung stellten.
Für die ersten 88 km hatte ich knapp über 11 Stunden gebraucht und war etwas schneller wie im Jahr 2014. Im ersten Moment kam mir in den Sinn, dass ich mich nun circa zwei Stunden zur Ruhe legen sollte, was mir vor vier Jahren sehr gut getan hatte. Da ich vor vier Jahren allerdings wesentlich "zerstörter" war und ich mich nun relativ gut fühlte, traf ich die Entscheidung, dass eine kurze Sitzpause ausreichen müsste. So ging es nach einer kleiner Stärkung nach anderthalb Stunden zurück auf die Strecke. Robert "die Maschine" hatte sich natürlich nur etwa 30 Minuten dort aufgehalten und war außer Sichtweite. Ich weiß bis heute nicht, wie er das macht.
2. Etappe Leuchtenberg - Güteland; 71,6 km, 1000 hm, 18:17h
Sa, 15.09.2018, 00:41 - Sa, 15.09.2018, 18:58 Uhr
Auf dem zweiten Abschnitt fühlte ich mich zunächst gut und konnte mit meinen späteren Rennbegleiter Pavel Fexa die ersten Kilometer bestreiten. Bereits nach dem ersten Meter merkte ich aber bereits, dass meine Entscheidung des Nichtschlafens eine Fehlentscheidung war. Meine Beine und Arme wurden schlaf und ich musste meinen Begleiter ziehen lassen. Rapide wurde ich immer langsamer und schlich nur noch im Zombiemodus über die Strecke. So beschloss ich um 03:00 Uhr bei der lauen Sommernacht mich für circa eine Stunde in den Wald im Notschlafsack zu ruhen. Nach einer Stunde machte ich mich weiter auf die Reise und wurde zwischenzeitlich von einer größeren Gruppe von Läufern überholt. Die Erholung lies mich wieder etwas flotter vorankommen, sodass ich die Gruppe wieder passieren und langsam weiter in Richtung Etappenziel stetig trotten konnte. Bei Kilometer 150 gab es an einem Cafe (ein weiterer zusätzlicher VP) noch ein alkoholfreies Weizenbier und eine Tomatensuppe für den Endspurt. Dieser gestaltete sich noch mal etwa zäh rund um den Stausee, bis ich endlich gegen 19:00 Uhr am Schlafpunkt angelangte. Dies war nun auch bitter nötig. Der Schlafentzug der Nacht hatte mir wirklich hart zugesetzt. Die letzten Meter hatte ich nur noch im Wandertempo zurückgelegt, da ich bereits ein ersten Kribbeln in den Schienbeinen verspürte. So vermied ich durch mein Schleichtempo eine zeitige Überlastung und Entzündung. Auf diesem Abschnitt wollte ich nur überleben und hoffte nach einem ausreichenden Schlaf auf einem Restart des Körpers.
3. Etappe Güteland-Seebachschleife; 102,4 km, 3237 hm, 22:27 h
So, 16.09.2018, 03:07 Uhr - Mo, 17.09.2018, 01:37 Uhr
Nach einer ausgiebigen Pause von knapp über acht Stunden ging es am nächsten Morgen um 03:00 Uhr wieder los. Die Beine, Arme und der Körper fühlten sich wieder frisch an und ich konnte wieder joggen. Innerlich dachte ich mir "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert". Meine gestrige Krise war überwunden und nun konnte ich wieder befreit auf die folgenden 102 Kilometern mit 3237 Höhenmetern mit den ersten großen Bergen gehen. Vor vier Jahren war es bei mir ähnlich, sodass ich guten Mutes für den Rest des Abenteuers war. Rasch überholte ich zwei japanische Mitläufer und konnte bis zum Sonnenaufgang das Auf- und Ab am Waldesrand hinter mich bringen. Gegen Mittag traf ich in Furth im Wald ein und gönnte mir dort in einem urigen Biergarten zwei große, eiskalte Cola. Was für ein Genuss. Nach einem Plausch mit einem Einheimischen und der Wirtin, welche nur Unglaube über unserer Vorhaben äußerten, ging es zügig weiter in Richtung dem Biest, alias "Der hohe Bogen" mit einem megasteilen, langen Anstieg (Laktatgarantie). Nach diesem Cola-Boost war ich wieder aufgeladen und konnte auf dem Weg zum Biest mehrere Läufer überholen. Der knallharte Anstieg hatte es wie immer in sich und beim Abstieg konnte ich an einer Quelle meine Wasserreserven wieder auffüllen. Die Temperaturen mit circa 30 Grad waren deutlich spürbar. Beim nächsten Berg mit dem Kreuzfelsen gab es einen erneuten Zwischenstopp an einer Wirtschaft mit zwei Cola und einer Apfelschorle. Dies war wiederum nötig. da nun die letzte Herausforderung des Tages mit dem Kamm zum Großen Arber auf mich wartete. Hier geht es wellenförmig über acht 1000er Gipfel in Richtung Unterkunft. Dort hatte ich vor vier Jahren arg gelitten. Ähnlich wir vor vier Jahren kam ich kurz vor dem Sonnenuntergang dort an und konnte ich am Fuße beim einem weiteren zusätzlichen Verpflegungspunkt mit Wohnmobil, welcher von einem bereits ausgeschiedenen Läufer betreut wurde, mich noch mal mit Nudelsuppe stärken. Im Gegensatz zu meinem ersten Jahr fühlte ich mich nun stärker, was sich folglich auch auf den nächsten Kilometer herausstellte. Auf der vorwiegend trockenen Strecke kam ich flott voran und konnte nach dem überholen weiterer Läufer auf Platz vier im Verpflegungspunkt an der Seebachschleife 01:34 Uhr einlaufen.
4. Etappe Seebachschleife-Philipsreuth; 83 km, 1857 hm, 18:49 h
Mo, 17.09.2018, 04:47 Uhr - Mo, 17.09.2018, 23:36 Uhr
Entgegen der vorherigen Station war ich immer noch relativ frisch. Nach einem schmackhaften Nudelportion ging es somit bereits nach knapp drei Stunden wieder weiter zur nächsten Station. Es galt das Tageslicht auszunutzen und so konnte ich im ausgeruhten Zustand bereits um kurz vor 05:00 Uhr wieder auf die Strecke gehen. Gemäß meinem Gefühl ging es auch flott voran und der Große Falkenstein war schnell überwunden. Danach wurde es etwas zäh. Die langen, eintönigen Waldautobahnen auf der Umleitung rund um das Naturschutzgebiet wurden für mich zur Schinderei. Diese Eintönigkeit wirken wie eine Hypnose und ich bei mir Schlafkrisen/Powernappings auf diversen Unterlagen (Wiesen, Bänken, usw) zur Folge. Gegen 16:00 Uhr kam Michael (Organisator) mit seinem Auto vorbei und überbrachte mir eine Flasche Cola, welche ich sehnsüchtig erwartet hatte. Mein Tag war gerettet. Hierbei sagte er mir, dass das Zeitlimit aufgrund der tropischen Temperaturen in Passau auf Mitternacht erhöht wurde. So waren auch noch zumindest für den morgigen Tag noch ähnliche Temperaturen angesagt. Die folgenden Meter konnte man somit beruhigter angehen und Druck vor dem CutOff zu haben.
Kurz vor dem Sonnenuntergang fühlte ich mich plötzlich verfolgt, was sich nicht auch nicht als Halluzination darstellte. Eine etwas lahmender, friedlicher Schäferhund hatte sich offenbar von seinem Herr/Frauchen losgerissen und wich mir für zwei Kilometer nicht von der Seite. Mehrere Fluchtversuche bei dessen Pippipausen uns Ansprachen zum Bleiben verliefen erfolglos. Ich wurde ihn nicht los. Somit musste ich mein Rennen kurzzeitig unterbrechen und schloss mich mit einer Anwohnerin kurz. Diese nahm sich dankenswerterweise meinem Begleiter an und verständigte den örtlichen Tierschutz. Sicherlich wäre mir der Hund noch weiter gefolgt, doch so war es besser. Irgendwer wird den Knegges schon vermisssen und daheim wartete mein eigener Hund. Zwei brauche ich nicht.
Nach diesem Zwischenfall konnte ich mich auf die letzten Meter zur Verpflegungsstation konzentrieren und traf um 23:36 Uhr nach einer Laufzeit von 18:49 h am nächsten Verpflegungspunkt in Philipsreuth (Gasthof ALPE) ein. Ich fühlte mich noch frisch, wenn auch am linken Schienbein eine leichte Entzündung spürbar war. Die Hälfe der Gesamtstrecke mit 345 km waren nun geschafft und ich war immer noch auf dem vierten Platz. Am Finish hatte ich nun keine Zweifel mehr. Weiterhin gab es Schnitzel, was meine Moral vor dem Ruheschlaf zusätzlich hebte.
5. Etappe Philipsreuth-Passau; 93,1 km, 2480 hm, 20:39 h
Di, 18.09.2018, 06:00 Uhr - Mi, 19.09.2018, 02:39 Uhr
Der nächste Abschnitt nach Passau (93,1km, 2480 km) begann für mich am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang um 06:00 Uhr. Meine Beine waren zwar etwas schwer, aber ein Laufen zumindest abschnittweise war möglich. Aufgrund der leichten Entzündung wollte ich es aber nicht übertreiben und ging es langsam an. Gegen 13:00 Uhr kam ich auf dem Gipfel des Dreisessel an. Dort gönnte ich mir eine Gulaschsuppe, zwei Cola und ein alkoholfreies Weizen. Die Akkus waren nun wieder voll. Das Wetter passte immer noch und es gab einmalige Ausblicke in Richtung Tag. Nach dem Abstieg über des Steinernen Meeres mit riesigen Felsbrocken konnte ich nach einem erneuten ermüdenden Überführungsabschnitt im Tal in das Auf- und Ab bei Breitenberg. Gegen 18:00 Uhr erreichte ich gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss um 18:00 Uhr den Edeka in Sonnen, wo mich im Sortiment zwei eiskalte Cola und eine Prinzenrolle anlachten. Eine Cola gab es sofort und die andere kam als Reserve in den Rucksack. Daraufhin begann es zunehmend zu Dämmern und für den letzten Anstieg benötigte ich die Stirnlampe. Anschließend ging es knapp für 25 Kilometer leicht bergab, was ich sogar meist traben konnte. Vier Jahre zuvor hatte sich hier merklich mein Schienbein bemerkbar gemacht. Nun hatte ich aber das Gefühl, dass es halten wird und ich ohne Konsequenzen powern kann. Es passte und das Tagesziel Passau kam rasant näher. Kurz davor wurde es nass. Das Gewitter, was sich aus der Ferne bereits angedeutete hatte, entlud in der Passauer Innenstadt seine ganze Kraft und ermögliche mir eine vorgezogene Dusche. Im Hotel angekommen, am Mittwoch, um 02:39 Uhr, sah ich schon den Drittplatzieren Pavel sitzen. Er war kurz vor mir dort eingetroffen und hatte meine Stirnlampe bereits gesichtet. Insgesamt waren es 20:39 Stunden für diesen Abschnitt für mich und ich fühlte mich gut. In einem Gespräch mit Pavel sprachen wir ab, dass wir auch nur ein paar Stunden ruhen, um nach einem ordentlichen Frühstück die nächste Etappe anzugehen.
6. Etappe Passau-St.Engelmar; 103,9 km, 2885 hm, 25:11 h
Mi, 19.09.2018, 07:30 Uhr - Do, 20.09.2018, 08:41 Uhr
Um 06:00 Uhr klingelte mein Wecker und ich aß mich mal richtig satt, um die Grundlage für den Tag zu legen. Das fünf Sterne Frühstück lies keine Wünsche offen, sodass ich kurz nach 07:00 Uhr in Richtung St. Engelmar (103,9 km, 2885 hm) startete. Pavel hatte etwas länger geschlafen und starte etwas später. Die folgenden vierzig Kilometer waren für mich erneut sehr zäh. Die Strecke verlief benahe gerade an der Iltz entlang und war erneut sehr eintönig. Ein Bushäuschen musste als Powernapping-Station herhalten. Auch anschließend bekam ich die Eintönigkeit nicht wirklich in den Griff. Erneut Schlafen wollte ich jedoch nicht. So nutze ich die Variante "Mütze und Halstuch in Wasser", was mir über die Phasen hinweg rette. Schließlich lag das Tal hinter mir und endlich begannen die Berge.
In Zenting bei Kilometer 480 gegen 16:00 Uhr traf ich auf den Zweitplatzierten Daniel Huber. Ich rastete gerade an einem Supermarkt bei einer bekömmlichen Buttermilch und er war gerade mit seiner einstündigen Pause an einem Gasthof fertig. Dieser sagte hierbei, dass er am heutigen Abend noch den folgenden Berg (Brotjacklriegel) absolvieren und später in Lalling an seinem Wohnmobil samt Supportern ruhen werde. Wir verabschiedeten mit den Worten, dass wir uns sicherlich wieder sehen werden, von einander. Er ging voran und ich genoss noch ein wenig mein Päuschen. Anschließend machte ich mich auf die Verfolgung von Daniel. Nach dem Absolvieren des Auf-/Abstieges und einem kleinem Zwischenanstieg sah ich Daniel seinem Wohnmobil beim Dehnen und wünschte ihm noch eine gute Nacht. Er sah noch unglaublich fitt aus und ich konnte mir durchaus vorstellen, dass er nach seiner Ruhephase mich erneut überholen wird. Mein Folgeprogramm war durchaus härter mit der Nacht und drei Auf- und Abstiegen mit 30 Kilometern.
Jetzt war die Sonne untergegangen und ich war auch etwas müde. Vier Jahre zuvor war in Lalling einen Verpflegungsstation, welche es aber nun nicht gab. Da musste ich nun durch.
Ich stieg somit zum Rusel auf und ich hatte im Hinterkopf, dass es dort oder auch etwas später ein weiterer zusätzlicher Verpflegungspunkt gibt. Ich wusste allerdings nicht genau, wo sodass ich sicherheitshalber ohne diesen plante. Folglich wurde es immer schwerer für mich wach zu halten und ich musste mich für circa 15 Minuten in einer Bushaltestelle hinlegen. Danach ging es weiter, bis ich an der nächsten Bushaltestelle erneut ein Schlafbedürfnis verspürte. Ich beschloss nun dort etwas länger, circa 30 Minuten, zu ruhen. Als ich dort circa 10 Minuten ruhte, hörte eine männliche Stimme, welcher meinen Namen rief. Er hatte meinen nicht bewegten Tracker gesehen und stand mit seinem Wohnmobil (gleiche Person wie vor dem Großen Arber) von mir 500 Meter entfernt, um die Läufer zu verpflegen. Dort wurde ich anschließend mit zwei Tellern Suppe, Cola und belegten Broten aufgepäppelt und ich legte mich bis Mitternacht im Frachtraum für circa 40 Minuten schlafen. Die Verpflegung kam wie gerufen und nochmal vielen Dank für das Engagement.
Bei meinem Erwachen hörte ich das Ankommen von Pavel. Zunächst wollte ich aus meinem Schlafgemach nicht aufstehen. Ich lag gerade sehr gut. Es half aber nichts und es musste weiter gehen. So gingen Pavel und ich gemeinsam weiter um die restlichen 25 Kilometern mit noch zahlreichen Höhenmetern zu bewältigen. Unser Tempo war gemäß nun immer mehr aufkommenden Müdigkeit gemächlich. Dank Gesprächen konnten wir uns bis kurz vor dem Sonnenaufgang die Zeit vertreiben. Kurz vor dem Aufgang kam die Müdigkeit bei uns nun doch immer stärker auf, sodass wir eine gemeinsame Schlafpause auf einer Böschung einlegten. Wir waren einfach nicht mehr fokussiert und konnten nur noch verschwommen den Weg erkennen. 10 Kilometer vor St. Engelmar sagte Pavel zu mir, dass er nun für circa fünf Minuten erneut schlafen will. Ich ging somit weiter und wir vereinbarten, dass wir uns am VP wieder sehen, Am Donnerstag, um 08:41 Uhr, und 25:11 Laufstunden traf ich dort ein. Pavel etwa 40 Minuten später. Abgesehen von ein paar Blasen und meiner nicht schlimmer gewordenen Schwellung am Schienbein waren wir zwar müde, aber fit.
So erfuhren wir auch, dass Daniel im Lalling das Rennen beendet hatte und wir nun gemeinsam auf Platz 2 lagen. Auf Platz 1 (Robert) hatten wir bereits einen Rückstand von knapp 13 Stunden und Platz vier hatten wir einen beruhigen Vorsprung von knapp 8 Stunden. Somit entschlossen wir uns, dass wir nun bis knapp 16:00 Uhr dort verweilen und dann gemeinsam auf den letzten Monsterabschnitt (123,3 km, 2539 hm) gehen werden.
Für diesen braucht man circa 30 Stunden und bei einem Start um 16:00 Uhr wären wir in den Morgenstunden in Falkenstein zwecks Verpflegung bzw. am Freitag gegen 22:00 Uhr im Ziel. Als weiteres Schmankerln wurde uns angekündigt, dass die Küche im Ziel bis 22:00 Uhr geöffnet ist und wir ein Schnitzel käuflich erwerben können. Dies war ein weiterer Ansporn für mich, welcher am auf der letzten Etappe in meinem Kopf eine große, große, sehr große Rolle spielte.
7. Etappe St.Engelmar-Güteland; 123,3 km, 2539 hm, 28:33 h
Do, 20.09.2018, 16:22 Uhr - Fr, 21.09.2018, 20:55 Uhr
Absprachegemäß ging es um 16:22 Uhr für uns beide gemeinsam auf die letzten Meter. Kurz vor unsere Abreise traf die erste Frau Anke ein, welche mir für die folgenden Nacht vier hochkonzentrierte Coffein-Shots schenkte, um die folgende Nacht zu überstehen. Ich nahm es dankeswert an und war gespannt auf deren Wirkung. Die ersten Kilometer waren für mich sehr zäh. Meine Beine wirkten noch im Tiefschlaf und kamen nicht so richtig auf Touren. Die großen Berge lagen hinter uns und nun waren nur noch kleine An- und Abstiege zu bewältigen. Doch auch diese hatten es in sich. Kurz vor dem Sonnenuntergang kehrten wir am Kreuzhaus bei km 540 ein um unsere Energiereserven mit einem Maß alkoholfreien Weißbier aufzufüllen. Hierbei übergab mir der Wirt plötzlich sein Mobiltelefon und am anderen Ende war ein mehrfacher Teilnehmer des Rennens, Peter MITTERMEIER, in der Leitung. Dieser hatte uns über den Tracker verfolgt und wünschte und viel Erfolg für die restlichen Kilometer. Wir bedankten und folgten weiter dem Track. Die nächsten Anstiege waren zwei kurz, aber dafür sehr knackig. Ich verspürte nun vermehrt das Bedürfnis, mich für eine Stunde in den Wald zu placken. Pavel redete mir diesen Unsinn, doch schnell wieder aus und ich beschloss die Nacht mit den Coffein-Shots zu absolvieren. Die erste Dosis wirkte wie ein Boost und mein Schlafbedürfnis war verschwunden. Was für eine Teufelszeug und die Wirkung hielt weitere zwei Stunden an. Folglich wurden die Anstiege zunehmend moderater und wir folgten auf dem freien Feld meist befestigten Wald und Forstwegen. Die Nacht ging somit relativ flott rum. Lediglich kurz vor dem Sonnenaufgang beim Passieren einer langen Waldautobahn. Meine Shots waren aufgebraucht und wir beide kämpften merklich mit der Müdigkeit. So half nur eines. Rennen wie die Teufel. Wir begannen flott zu traben und konnten die Müdigkeit in den Nachthimmel schicken. Dieses Prozedere mussten wir bis zum Sonnenaufgang mehrfach wiederholen, bis wir schließlich den Aufgang der Sonne ruhend auf einer Bank erlebten. Mit der Morgensonne kehrten die Lebensgeister in unsere Glieder zurück und die Müdigkeit war verschwunden. Auf Geraden konnten wir traben und den Rest gingen wir flott. Wir waren wieder auf dem Dampfer und bis auf das leichte Hungergefühl hatten wir keine Beschwerden. Gegen 09:00 Uhr erreichten wir unser angestrebtes Zwischenziel Falkenstein bei Kilometer 615. Dort fielen wir in Edeka samt Bäcker ein und kauften pro Person für circa 20 € ein. Dies war eine ganze Menge, was im ersten Moment nicht essbar war und teilweise im Rucksack verstaut wurde. So gingen wir weiter, bis sich der Magen von Pavel bemerkbar machte. Die Kohlensäure der Cola hatte seine Wirkung gezeigt. Ein Gehen war für ihn nicht mehr möglich und er musste sich für circa 10 Minuten im Gras niederlegen. Nachdem dies auch keine wirkliche Besserung brachte, machte er sich merklich Vorwürfe und frage mich, nach Möglichkeiten zur Linderung. Ich konnte aus meiner Erfahrung auch nur empfehlen, dass wir langsam weiter gehen und das Gefühl nach einem Erleichtern verschwinden wird. Nach einem Kilometer konnte Pavel seinen Magen radikal entleeren und er konnte wieder laufen. So hatten wir gemeinsam auch diese Krise überwunden. In der Nacht hatte Pavel mir über die Schlafkrisen hinweg geholfen und nun stand ich ihm bei Seite. So funktioniert Teamwork. Somit konnte es für uns beide in dem gewohnten Tempo weitergehen. Wir motivierten uns nun gegenseitig und rannten fast gänzlich alle Flachstücke. Große Anstiege waren nun nicht mehr zu erwarteten. Bei Kilometer 650 kamen wir mitten in ein Gewitter, wo wir uns unter einer Eisenbahnbrücke aber trocken unterstellen konnten. Nachdem dies vorbeigezogen habe, flogen wir buchstäblich den vorletzten Anstieg hinauf, um euphorisiert die allerletzte drei Kilometer Rampe zum Ziel zu bewältigen. Wir beide hatten unglaublich noch viel Energie und Außenstehende würden bei unserem Anblick sicherlich nicht denken, dass wir bereits so zahlreiche Kilometer in den Beinen haben. Vier Jahre zuvor, war nur ein Humpeln in Ziel möglich. Dieses Jahr machte es bei diesem Endspurt richtig Spaß und war dank Pavel sehr kurzweilig. Abschließend trafen wir um 20:55 Uhr in Güteland ein und nahmen überglücklich unsere riesige Finisher-Medaillen entgegen. Für den letzten Abschnitt waren wir 28:33 Uhr Auch Robert erwartete uns ausgeruht. Dieser war bereits am frühen Morgen um 04:18 dort angekommen. Nach einer schnellen Dusche gab es das versprochene Schnitzel und zwei Weizenbier mit ALKOHOL. Danach deutlich angeschlagen in Schieflage, ging es mit der notwendigen Bettschwere in die Heia.
Nach uns kamen bis zum offiziellen Zielschluss am Samstag, um 12:00 Uhr, weitere 8 Läufer und zwei Läuferinnen ins Ziel. 18 Läufer- und Läuferinnen hatten zwischendrin das Rennen aus diversen Gründen beenden müssen.
Fazit
Meine Zielzeit betrug 176:45 Stunden (7 Tag, 8 Stunden und 45 Minuten). Davon war ich 144:57 Stunden aktiv unterwegs und verbrachte 31:48 Stunden an den Verpflegungsstation.
So ruhte ich durchschnittlich 5,33 Stunden an den Verpflegungsstationen und war täglich circa 24:09 Stunden bzw. 110 Kilometer unter.
Im Gegensatz zum Jahr 2014 war 4:13 Stunden schneller. Einerseits war dies meine verletzungsfreie Zeit. Andererseits war es auch eine Verpflegungsstation weniger. Ich denke auch, dass ich 2014 mehr geschlafen hatte und es dieses Jahr mehr ein Abenteuer war.
Meine Durchschnittgeschwindigkeit ohne Pausen betrug 13,07 Minuten pro Kilometer bzw. 4,58 Kilometer pro Stunde. Mit Pausen 15,94 Minuten pro Kilometer bzw. 3,76 Kilometer pro Stunde. War mal wieder eine tolle Grenzerfahrung und dieses mal ohne größere Verletzung. 2020 hat Michael angekündigt, dass es eine Version mit einer Erweiterung in Richtung Tschechen über 1000 Kilometer geben wird. Ich bin stark am Grübeln bezüglich einer Teilnahme. Schauen wir mal.