Heute bin ich das tatsächlich...aber nicht vermuskelkatert, nur leicht ausgelaugt und mit den üblichen Blasen und einem höchst unvorteilhaften Sonnenbrand (die Waden, bis zu der Stelle, wo die Socke sass... sieht das doof aus :lol:) ansonsten gut in Schuss.
So, Bericht: Ich bin zur üblichen Zeit (5h) aufgestanden, um hier in Ruhe alles auf die Reihe zu bekommen und dann pünktlich um 6:33h am Bahnhof zu stehen. Die Zeit war bei einer Startzeit von 9:15h sehr großzügig bemessen, aber man hat ja so seine Erfahrungen...
Ich fand dann an der Strassenbahnhaltestelle auch schnell Gleichgesinnte, an die ich mich angedockt habe, die wussten nämlich viel besser als die GVH, wo am Besten auszuszeigen sei und man nur ca1km statt 3 zum Startpunkt (Parkplatz Weserstadion) brauchte. Ich hatte dann vor Ort noch furchtbar Zeit, Einchecken ging erst 15 min vor Start. Also habe ich etwas im Schatten rumgewartet.
Dann problemloser Checkin, Betrachung des Dixis und Start mit ca 30 Leuten (nagelt mich nicjt darauf fest). Ich bin gleich erst mal zügig losgegangen und war ziemlich weit vorne. Etwas mit anderen gequatscht und die Strecke bewundert. Doe war wirklich schön ausgesucht, zwar ähnlich viel Asphalt wie in Hannover, aber viel mehr Bäume. Ausserdem waren wir sowohl zu Beginn als auch zum Ende hin reichlich am Wasser von Weser und Abzweigen. Etwas windig war es auch, wunderbar. So sind die ersten knapp 10km gut durchgerutscht. Am VP1 habe ich relativ viel Zeit wg anstehen am Dixi verbracht, Wasser aufgefüllt und mir einen Apfel geschnappt (meinen hatte ich unterwegs gegessen). Danach wurde es etwas fade, die Sonne zunehmend heisser und ich bekam erste Ideen, wo sich Blasen potentiell bilden könnten. Ich hatte vorsorglich mit einem Blasenstick geschmiert und Kompressionssocken angezogen, neuer Test. Es ergab sich, dass in der Mitte des Weges jemand aus der Nähe von Freiburg bei mir auftauchte, mit dem ich die Zeit bis zum nächsten VP verquatscht habe. Dort Compeed geklebt und Socken gewechselt, Wasseraufnahme und ein Milchbrötchen (untypisch für einen Marsch, aber ich hatte Bock darauf). Als ich wieder losgegangen bin, war es ziemlich hakelig und ich nicht besonders zufrieden...es ist zwar medizinisch, aber nicht psychologisch sinnvoll, sich die blöden Stellen anzugucken.... weiter ging es, Km 20 war geschafft, die Landschaft schön...und ich habe gekämpft. Weiter mit gutem Tempo, aber diversem Geknirsche in Beinen, 'Aufhängung' und im Genick. Ich habe dann immer mal den Rucksack nach vornegenommen, das brachte Entlastung. Zur Halbzeit gab es einen Krombacher Stand, an dem ich einfach vorbei gelaufen bin, jeder Halt wäre tödlich gewesen. Weiter viel Wasser getrunken (insgesamt kam ich an dem Tag auf über viereinhalb Liter, das ist für mich sehr viel). Ein Buddy wäre wahrscheinlich praktisch gewesen, aber zu dem Zeitpunkt war ich nur noch bei mir und habe die Maschinerie am Laufen gehalten. So bin ich auch einmal an dem Freiburger vorbei gezogen, habe aber nur kurz einen Satz gewechselt und bin weiter (er hatte auch gerade mit jemand anderem gequatscht und ich war minimal schneller).
An VP 3 gab es eine Tomatenbrühe, eine saure Gurke und ein Knäckebrot mit Frischkäse.. irgend etwas davon hat sich auch über die nächsten Km sortiert :lol: Dixi hatte ich mir gespart, die Flüssigkeit fand andere Wege. Also nicht lange aufhalten- Weiter ging es. Die Landschaft war nach wie vor schön (also meisstens, zwischendurch gab es auch einfach Straßenabschnitte und Industriegebiete) ich habe nach wie vor gekämpft und war ziemlich sicher, dass es der letzte 50er war..... und dann dämmerte mir langsam die Erkenntnis, dass das alles so nicht richtig war. Wieso startet man irgendwo, um sich so blöd zu fühlen? Ich brauchte weitere 5km, bis ich erkannt habe, dass ich mein Ego loslassen musste. Also der feste Vorsatz, es ab dem VP4 besser zu machen. Mittlerweile spürte ich auch wunde Stellen unter den Ballen, da sind Blasen wirklich kagge, weil man dann tagelang nicht mehr gut abrollen kann und dem Körper mehr Ärger macht, als auf dem Marsch selbst.
Am VP, einem Sportverein, angekommen, stand ich also zunächst am Dixi- und dann gab es ein Geschenk :) Ein Supporter sagte mir, ich könne auch die Vereinstoilette nutzen. Heureka! Eine Kabine mit schon etwas mehr Platz (mit Rucksack ins Dixi ist immer umständlich), kühle Luft und hinterher Wasser!! Ich habe erst mal großflächig Salz von Armen und Gesicht gespült. Hinterher habe ich mich ganz in Ruhe auf einen Hügel gesetzt und die Tevas angezogen. Genauso in Ruhe noch Wasser getrunken und eine Banane genascht und dann mit deutlich entspannterem Tempo weiter gegangen? Wozu rasen und was sollte passieren? Wen interessiert es, dass ich weit mehr als acht Stunden brauchen werde?Wem nützt es, dass ich mich weiter schrote? Bei ca km41 traf ich dann den Freiburger wieder und wir hatten beide keinen Stress damit das letzte Stück entspannter anzugehen. Ich musste deutlich aufpassen, nicht ins Jammern zu kommen, das ist mit ein Grund, warum ich zwischendurch besser alleine bin- es sei denn, der andere jammert, dann motiviere ich uns beide :lol: Aber es lief gut. Wir konnten über die Weser gucken und dort das Ziel sehen (da waren noch ca 6km zu machen). Ich kamm dann auch mal verspätet darauf, dass ich mir für einen Push noch ein Gel eingepackt hatte, das wurde also weggenascht. Pech für den Buddy, mit dem Coffein setzte leicht verzögert ein Laberflash ein :lol: Fies war, als wir dachten, die von Weitem sichtbare Brücke sei die, die wir überqueren müssten und der daran hängende Pfeil hat das bestätigt- war aber falsch, der war verdreht. Uns rief jemand hinterher, dass wir anders gehen müssten und der Blick auf komoot bestätigte das. Wie blöd wäre das gewesen, auf der Weserinsel zu stranden und wieder zurück zu müssen :lol:
Aber zwei Biegungen weiter sahen wir dann die richtige, überquerten sie, folgten noch einem kleinen Zusatzschlenker- und dann war klar, es war fast geschafft! Noch einmal durch irgend eine Stadtfestveranstaltung schlängeln und dann wurde runtergezählt. Im Knie fühlte es sich langsam unlustig an, aber das war mir wurscht. Dann gab es den Zieleinlauf :hurra:.Abschied vom Buddy mit guten Wünschen für seine nächste Veranstaltung in Berlin. Ich habe tatsächlich mal wieder in ein Finishhershirt investiert, was den Vorteil hatte, dass ich das total nasse ablegen konnte. Abschließend noch mal final Wasser aufgefüllt, die Socken (die sich mitlerweile mit den Compeed verklebt hatten) von den Füßen geschält und den Sanis einen Besuch abgestattet (ich wollte nicht total abgeranzt ins Öffi steigen). Alles nicht wild , nur was "für schön" drumwickeln und wieder in die Tevas. Danach suchte ich mir zunächst per google maps die Haltestelle (was weiß ich denn, wo die vorhin war :grin: ) gesucht, aber ich konnte mich zügig an zwei weitere Teilnehmerinnen docken, die den Weg noch kannten. Ich habe mich revanchieren können, indem ich die richtige Verbindung aus dem Fahrplan suchte ( offenbar sehen NRW- Pläne anders aus, als aus Bremen oder Nds...oder der Marsch hatte, wie bei uns allen, Tribut gefordert :prinzessin2: ). Dank Blick aufs Handy wusste ich, dass ich von Stadtbahnankunft bis Zugabfahrt nur 4 Minuten haben würde...also hastige Verabschiedung und noch einen schnellen Zickzacklauf eingelegt. Pünktlich, platt und glücklich sass (!) ich dann im Zug, war dankbar für das trockene Shirt-und die Maskenpflicht, ich roch sicher nicht nach Rosen und war zufrieden mit mir :smile:
Fazit: schöner Veranstaltungsort,, gut markierte Streckenführung(bis auf die Brückenfalle), wie immer nette Supporter und interessierte Anwohner (wie bekloppt fühlt man sich, wenn man erklärt, dass man 50km im Kreis geht? :gruebel: Ja! :grins: ).
Ausserdem: ich will nicht nochmal 30km mit mir meckern, weil ich mich eigentlich blöd fühle und nur marschiere, um es zuende zu bringen- ich werde zukünftig immer abwägen, ob Tempo und Streckenlänge, bzw Situation zusammen passen. Warum sollte ich mich schroten, nur um irgend eine Zeit zu erreichen, wenn ich genauso gut auch Spaß haben könnte?
Lebenslanges Lernen :smile:
Danke, dass ihr bei mir ward :herz: