Die letzte Etappe?
Von Arles sind es noch 45km ans Meer, und die stimmen jetzt auch langsam tatsächlich. Selbst wenn ich laufen muss, steh ich nachher am Strand! :aufsmaul:
In der Touristeninfo gab es Karten von dem Städtchen, mit eingezeichneter ViaRhona. Im Hafenbereich bin ich dann auf meinen Radweg gestoßen, und hab auch die richtige Richtung gefunden.
Die Teilung der Radwege in Becaurie ergibt schon fast wieder Sinn, denn in Arles teilt sich auch die Rhone selber. Die "Petit Rhona" fließt erstmal westlich, bevor sie ins Mittelmeer mündet und wird eben von dem anderen Radweg begleitet. Aber wenn ich schon Rhone fahr, dann natürlich auch die große! Ich folge weiter der Grand Rhone ans Meer.
Die nächsten km ging es nur an einem Kanal entlang, irgendwie die schiffbare Variante der Rhone. Natürlich sind die Beine langsam schwer, aber überwiegend war es dort eine Kopfsache.
Als Kind sind wir immer nach Italien und Spanien ans Meer gefahren. Dort hat man schon ettliche km vorher das Meer gesehen, und ist trotzdem noch ewig gefahren bis man am Strand stand. Hier zeigt das Navi noch 20km bis zum Meer, aber man sieht einfach noch überhaupt nix davon... Und man fährt nur stur geradeaus. Auf den Satellitenbildern sieht das nach Feldern aus, aber das ist so Auenlandschaft und war weitestgehend versumpft. Hatte aber eben Null mit Meer zu tun. Das einzige, dass irgendwie an Meer erinnert: Der Wind pfeift ordentlich ins Gesicht.
Irgendwann hab ich den Kanal verlassen und bin nur noch durch die Sumpflandschaft gefahren.
Bis quer vor mir auf einmal auch ein Kanal auftaucht, die haben hier damals irgendwie ganz wild kanalisiert :joint:
Nach einem kurzen Wegstück entlang des neuen Kanals, hab ich ihn an einer Schleuse gequert. Mein Navi sagt ich muss nun noch einer großen + viel befahrenen Landstraße folgen, ich will aber eigentlich nicht. Die Radwegschilder sagen auch ich muss der großen Landstraße folgen, ich will aber immer noch nicht. Die Karte sagt es gibt keinen anderen Weg, und ich fahre über eine Auffahrt (!) auf die Landstraße, bzw. bin ich mir nicht sicher ob das wirklich "nur" eine Landstraße ist... aber mein Fahrradnavi wird mich wohl nicht auf irgendwas verbotenes schicken.
Auf der großen Straße gings auch nur knapp 3km bis ich Port Saint Louis du Rhone erreicht hab. Und das ist wirklich das letzte Kaff vor dem Mittelmeer, laut Navikarte stehe ich quasi schon am Strand. Aber ich sehe aber immer noch kein Meer...
Ich bin erstmal durch das Kaff durchgefahren, am Hafenbecken entlang und über eine Zugbrücke. Die Zugbrücke verbindet das Hafenbecken und Mittelmeer auch wieder mit einem Kanal zur Rhone. Dafür, dass ich die Schiffe auf der ganzen Tour an beiden Händen abzählen kann, haben die hier verdammt viel Kanäle. Auf der rechten Seite kam wieder die Rhone zum vorschein. Und... jetzt wirds komisch... Ich bin eine Napoleonstr entlang gefahren, mit kleinen Fischerhütten und so, bis eine Straßensperre kam. Dahinter war erst noch geschottert, und nach ca 50m verlor sich der Weg komplett...
Auf der Gockellandkarte sieht das aber ganz anders aus :schaem: Da ist eine schöne asphaltierte Straße, die man bis zum Strand fahren kann, hat vor sich das Mittelmeer und rechts das Rhonedelta. Ich hatte ja zu dem Zeitpunkt kein Handyakku mehr, um das irgendwie noch aufzulösen. Ich bin mir aber sicher, dass das genau die Straße ist auf der ich stand.
Naja, überspitzt könnte man jetzt sagen, dass ich von Lyon 411km diesem blöden Fluß gefolgt bin, um dann das Ende nicht zu finden. Echt jetzt? Zurück im Kaff hab ich mich am Hafenbecken wenigstens mal ganz außen hingestellt :klatsch:
Arles - Port Saint Louis; 41km; 2:01h; 20,3km/h
Im Supermarkt hab ich mir dann etwas zu essen organisiert und danach hab ich Hotels in dem Kaff abgeklappert. Also wirklich beide, und wieder war nichts frei...
Ok, nochmal eine Nacht ohne Hotel wollte ich hier eher nicht verbringen und ich heute hab ich ja noch den halben Tag Zeit. Richtung Montpellier wäre die nächste Stadt Saintes Maries de la Mer, wo die kleine Rhone ins Meer mündet. Das wären 40km, aber mit zwei Fähren, und ich hab keine Ahnung wie die wann fahren... Also eher Richtung Marseille, dort wäre die nächste Stadt Fos sur Mer. Ins Navi eingegeben, und WTF?. Für die Luftlinie 6km berechnet mir mein Navi mal lockerflockige 197km und schickt mich zurück nach Arles, kann ja gar nicht sein!?
Also wollt ich dort mal ins Tourismusbüro und fragen was denn hier gerade passiert. Die Tourianlaufstelle war in einem echt schicken kleinen Leuchtturm mit verschlossener Tür. Irgendwas war auf einem Zettel geschrieben, erstmal sind die wohl zu, keine Ahnung wann die wieder aufmachen... Na toll!
An der Hauptstraße fand ich ein Laden mit "France Service", sah irgendwie offiziell aus. Und Service kann ich ja gerade gebrauchen :klatsch:
(Meine Recherchen hinterher haben ergeben, dass das wohl eine Art Bürgerbüro ist).
Ich hab der netten (und süßen :herz:) Dame am Schreibtisch mein Problem geschildert. Geschlossenes Tourismusbüro, kein freies Bett, kein Handyakku, keine Freundin...
Sie war dann voll bemüht mir zu helfen, hat mir eine Steckdose angeboten und auf booking nach freien Hotels gesucht. In der Nachbarstadt Fos sur Mer wäre was frei. Sie war sich nicht sicher ob die Straße dorthin für Radfahrer freigegeben ist, hat mir aber ein Plan vom Bus hingelegt, in einer Stunde fährt auch der Fahrradbus. Markiert wo ich aussteigen muss, ein Plan von Fos sur Meer ausgedruckt, eingezeichnet wo sie mir ein Hotel reserviert hat... Nur das mit der Freundin wollte sie nicht beheben :'(
Mit dem Bus gings dann ca. 20min über eine Straße, die ich wirklich nicht mit Fahrrad fahren würde, nach Fos sur Mer, wo ich zuerst im Hotel einchecken wollte. Dort hab ich dann gleich mal für 2 Tage gebucht, um morgen einfach mal nix machen zu müssen, ich hab ja eigentlich Urlaub :joint:
Das Rad hab ich im Hotel gelassen und die Ortschaft zu Fuß erkundet, natürlich erstmal Richtung Strand. Seit 3,5 Tagen hatte ich das erste mal mein Rad nicht mehr im Blick :lol: Fürs baden wars schon recht spät und das Wetter gar nicht so geil, aber ein bisschen über den Sand laufen und die Füße ins Meer halten war schon drin.
Ein großes Problem sieht man aber schon auf dem Foto, und ich mein nicht das dicke Kind... Die Region da unten ist geprägt von Industrie. Überall standen riesige Öltanks, Raffinerien, Industriehäfen... Da kann ich von meinem schönen Heidelberg auch einfach aufs häßliche Ludwigshafen schauen, das sieht fast genauso aus :schaem: :'(
Im Yachthafen gabs lauter kleine Essenstände, (Cabanes du Port :klatsch: ), da hab ich mir dann mal richtig gegönnt :joint:
Eigentlich wäre die To(rt)ur Lyon-Mittelmeer damit ja zu Ende, vielleicht schreib ich noch was über die nächsten Tage. Da das Wetter leider nicht mehr so geil wurde, bin ich nicht so lange geblieben wie ich eigentlich wollte...