Um das deutsche Sportabzeichen bekommen zu können, müssen vier Übungen erfolgreich absolviert werden. Die Anforderungen sind gestaffelt nach Altersgruppen und Geschlecht. Nur Männer und Frauen bzw. Jungs und Mädchen. Für nonbinäre Menschen liegen noch nicht genug Untersuchungen vor, daher können keine fairen Bedingungen formuliert werden.
Wie ich so ins Internet gucke, sehe ich einen Lehrgang. Es geht um Disziplinen, bei denen für Männer und Frauen die gleichen Anforderungen gelten. (Das könnte man also 1:1 für diverse Personen übernehmen.) Kostet nur 10,- €, also melde ich mich an.
Dann kommt eine Bestätigung: „Sie haben sich angemeldet für den Lehrgang: Geräteturnen im Sportabzeichen!” Ich habe WAS?! Hilfe, wieso les ich nicht die Ausschreibung? Bin ich CaBaNauT oder was?
Okay, was tun? Als erstes schnappe ich mir ein kleines Mädchen (11):
-„Hey, kannst Du mir alles erzählen, was Du über Geräteturnen weißt?”
-„Nein, Onkel Justus, so viel Zeit habe ich jetzt nicht. Das machen wir nächste Woche.“
Öh, war die Antwort jetzt gut oder schlecht?
In besagter nächster Woche erzählt sie viel und ist begeistert, dass sie mehr weiß als ich und ich mich dafür interessiere. Sie erzählt vom Radschlagen auf dem Schwebebalken und ich überlege, wie wohl die Stornierungsbedingungen für den Lehrgang sind.
Im weltweiten Spinnennetz finde ich den Prüfunsgwegweiser und drucke die Seiten für Turnen in DIN A4 aus. Damit nochmal zur Nichte: Das brauch ich nur. Ah, gut. Sie erklärt nochmal. Puh, ganz so schlimm wird es nicht.
Hier in der Gegend steht eine Calisthenics-Anlage im Wald. Ich geh da hin uns versuche, was zu üben. Kommt ein kleines Mädchen (vielleicht 7 Jahre alt) und erklärt den Aufschwung am Reck. Ich aufschwinge und hänge da plötzlich: Beine nach hinten, Oberkörper nach unten, Reckstange in der Hüftbeuge. Hilfe!
Später kommt noch eine Info zum Lehrgang: Wir werden lernen, wie man sich diese Übungen erarbeitet! Ah, genau das brauche ich: Ein Dutzend verschiedener Turnübungen an einem Tag lernen.
Der Lehrgang selbst beginnt um 9 Uhr und wir gehen nach den von mir ausgedruckten Seiten vor. Sehr praktisch.
Beim Kopfstand steht man gar nicht auf dem Kopf, sondern mit der Schulter auf kleinen Kästen. Ahja. Es gibt dann auch noch Nackenstand und ich begreife den Unterschied nicht wirklich. Die Armhaltung ist anders.
Nächste Übung. Da steht: „Aus dem Hang an der Sprossenwand oder am sprunghohen Reck dreimaliges Anheben der geschlossenen und gehockten Beine möglichst bis zum Rumpf, mindestens jedoch bis die Oberschenkel die Waagerechte erreichen.“ Ich hänge mich an die Sprossenwand und mach das. - „So?“ - „Ja, so einfach ist das!“
Frage an Euch: Für welche Altersgruppe ist das für durchschnittliche Menschen nach ca. 6 Wochen Vorbereitungszeit möglich?
[wird fortgesetzt]