Ich denk an nichts böses und fahre die Landstraße entlang durch einen Wald. Oh, ein Auto hat eine Panne, der Mann winkt. Als gelernter Ersthelfer sollte ich anhalten. Das tue ich auch.
Leider hat sein Vater, der im Auto sitzt, seine Papiere verloren und nun brauchen sie Geld, um weiter zu kommen. Sie haben auch nicht mehr viel Benzin. Darum stehen sie auch mitten im Wald und nicht an einer Tankstelle. Der sehr redselige Mann redet weiter auf mich ein. Redet viel, ich kann keinen eigenen Gedanken fassen.
Er gibt mir einem goldenen Ring, 18 Karat. Ich hab aber nur wenige, kleine Geldscheine, das reicht ihm nicht. Wir sollen zum Geldautomaten fahren. Dann kann ich ihm 1.000,- € leihen. Er würde mir sein iPhone als Pfand da lassen. Er steigt in mein Auto und zeigt kurz einen iPhone-förmigen Gegenstand in einen Original-iPhone-Karton. Ich fahre los, mein Gehirn arbeitet, der Mann redet und versucht, meine Gedanken zu sabotieren. Dabei ist er sehr nett und freundlich.
Er schenkt mir seine goldene Kette. Weil ich so nett bin und zum Automaten fahre. Die Kette ist auch auch echt Gold, 18 Karat. Ich fahre aber und kann sie nicht genau ansehen. Eine Stahlkette mit diesem Volumen ist schwerer als seine Goldkette, schätze ich.
Goldkette, -ring und iPhone-Karton liegen in der Mittelkonsole, also zwischen uns.
Wir biegen ab, auf die Bundesstraße zum nächsten Ort. Ich fahre langsam, erkläre, dass es hier irgendwo eine Sparkasse geben muss. Er sagt, dass er Ahmed heißt, ich sag, ich wäre Frank. Wir sind jetzt Freunde. Er würde mich nie betrügen, weil er Moslem sei. Und er segnet mich.
Er kommt aus Dubai und zahlt mir 5.000,- € zurück, wenn ich ihm meine Handynummer gebe.
Hinter uns fährt das Auto seines Vaters. Ohne Benzin? Naja, ein bisschen hat er ja noch. So ein Glück.
Wir kommen an eine Polizeidienststelle. Ich fahre ohne zu blinken und ohne zu bremsen dort auf den Parkplatz. Er will ansetzen zu fragen, was ich da mache, merkt aber, dass die Zeit zum Reden vorbei ist. Er schnappt meine goldene Kette und meinen goldenen Ring (hey, das waren Geschenke) und ist ruckzuck aus meinem Auto raus. Ich steige zügig aus und er springt in das Auto, das uns nachgefahren ist.
Einige Momente später kommt eine Polizistin aus der Dienststelle. Ich sage, dass ich betrogen wurde und dass sie schnell das KFZ-Kennzeichen aufschreiben soll, bevor ich es vergesse. Sie sagt, ich soll vernünftig parken.
Ein paar Minuten später lässt sie mich ins Gebäude. Sie hat das Kennzeichen notiert und fragt, was eigentlich los sei und ob ich einen Ausweis hätte. Jetzt beginnt die Bürokratie …
Stunden später versuche ich online, Stable Diffusion zu erklären, wie der Mann aussah. Diese dumme KI kann dunkelhaarige Männer nur mit Drei-Tage-Bart malen. Grmbl, soll ich jetzt der Polizei schreiben: „Symbolfoto“ oder „so stellt sich eine KI den Betrüger vor“?