Ich bin jetzt aktenkundig voll das Opfer und habe ein Merkblatt. Zitat: „Niemand ist darauf vorbereitet, Opfer einer Straftat zu werden. […] Man ist durch die Straftat verletzt oder verstört und weiß danach oft nicht, was man machen soll.“
Ich finde es gut, dass es das Infoblatt gibt. Insbesondere, wenn jemand noch verstörter ist als ich. Es gibt deutlich schlimmere Straftaten!
Und ich merke, dass diese Sache in meinem Kopf steckt. Ich denke daran und was ich hätte anders machen können und warum das ganze überhaupt passiert ist. Offenbar möchte ich darüber reden. Das tue ich jetzt, Ihr seid vertrauenswürdig.
Itchybod So vom bequemen Sofa sagt man natürlich, dass man nie auf sowas reinfallen würde. Aber ich fürchte, dass es halt Profis sind und wissen was sie tun
Das ganze war in den entscheidenden Momenten geprägt durch spontane Entscheidungen von mir. Sekundenbruchteile entscheiden, es gibt keine Bedenkzeit.
Ich fahr also durch einen Wald, sehe ein Auto mit Warnblinker und entscheide spontan, anzuhalten. Warum? Ich seh das doch öfter. Nach dem Auto habe ich einen winkenden Mann gesehen. Das ist selten. Und da hinter war rein zufällig (haha, wer's glaubt) eine asphaltierte Haltebucht am Straßenrand. Okay, erste Falle und ich tappe rein.
Nach kurzem Gespräch gibt er mir den Ring. Er ist sehr freundlich und angeblich in Not, will seine Vertrauenswürdigkeit beweisen. Was jetzt? Soll ich diese friedliche Situation durch einen Akt der Aggression kaputt machen: „Was ist denn das für ein Tinnef? Goldring bei Wish gekauft oder was?!“ Hier ist eine spontane Aktion erforderlich. Und tief im Inneren wollen wir alle Harmonie, oder?
Um aus dieser Situation raus zu kommen, muss ich diese freundliche Atmosphäre zerstören und aggressiv werden. Das schiebe ich von einem Moment zum nächsten vor mir her. Das ist die Falle, in der ich stecke.
Dann will er Bargeld. Okay, jetzt wird es unangenehm. Das bringt mich zur scheinbaren Möglichkeit, mich für ein paar bedruckte Zettel aus dieser unangenehmen Situation frei zu kaufen. Das klappt natürlich nicht. Alle Betrüger wollen immer mehr. Auch die heutigen Heiratsschwindler, da gab es mal einen Bericht im Fernsehen.
Wir sind weiterhin sehr freundlich zueinander. Aus der Not heraus beschließe ich, den Betrüger irgendwie der Polizei zuzuführen. Ich werde definitiv kein Geld am Automaten holen, ich weiß nur noch nicht, was ich am besten mache. Und, wie schon geschildert, redet er auf mich ein, damit ich nicht klar denken kann.
Es war viel Glück, dass das wie oben geschildert geklappt hat. Ich hatte zwar eine Erinnerung an eine Polizeiwache, da ich (als Außendienstler) aber jede Woche an einem anderen Ort bin, kann ich nicht sicher sein, ob das, was meine Erinnerung an einer Stelle verortet, nicht ganz woanders ist.